Mit Abschluss des zweiten Abschnitts und erreichen von Murnau habe ich meine Wanderung auf dem Salzsteigweg zunächst beendet.
Ich sitze jetzt im Zug auf dem Weg nach Hause und kann die letzten zwei Wochen rekapitulieren. Und erklären, warum ich nicht weitergelaufen bin.
Die Entscheidung hatte ich schon zwei Tage zuvor getroffen. Die letzte, nicht enden wollende und super anstrengende Etappe hatte damit also nichts zu tun – obwohl sie meine Entscheidung nochmal untermauert hat. Nach dem gestrigen Tag hätte ich heute auf keinen Fall locker wieder loslaufen können.
Entscheidend war der weitere Tourverlauf gewesen, welchen ich mir vorgestern angesehen hatte. Es lagen noch sechs Etappen vor mir. Diese waren aber so dermaßen lang und hart, dass ich sie nur mit äußerster Mühe in sechs Tagen geschafft hätte. Im Schnitt standen gute 25 km pro Etappe an – und das in den Bergen.
Und darauf hatte ich keine Lust mehr – jeden Tag darum kämpfen, dass ich einigermaßen bis zum Ende der Etappe komme, das hatte ich in den letzten zwei Wochen oft genug getan.
Und dabei muss ich die Etappen ja gar nicht so laufen, wie sie im Wanderführer vorgeschlagen sind, da ich mit Zelt unterwegs bin.
Mache ich auch nicht. Aber eine grobe Orientierung für die Länge einer Etappe (egal wo sie für mich beginnt und endet) muss ich schon ableiten, da ich zeitlich ja auch mit 20 Etappen/Tagen geplant hatte.
Das heißt, ich hätte noch mindestens sieben Tage vor mir gehabt und die wären trotzdem anstrengend und lang geworden. Allein die erste Etappe des dritten Abschnitts hat im Wanderführer 30 Kilometer – über die Berge!
Und darauf hatte ich keine Lust mehr, weshalb ich mir gesagt habe, ich beende das an dieser Stelle und werde irgendwann wiederkommen und den dritten Teil ganz in Ruhe laufen.
Hinzu kamen natürlich noch die Rahmenbedingungen, die auch nicht unbedingt für eine Fortführung sprachen:
Das Wetter wird zunehmend schlechter und vor allen Dingen wird es eiskalt – tagsüber um die 13°C, nachts geht es nicht mehr über 5-6°C.
Mein Fußgelenk tut seit der Etappe zur Karlspitze, wo ich beim Abstieg einmal richtig stark umgeknickt bin, zunehmend weh und selbst die Fußbandage kann hier nicht viel ausrichten.
Und ansonsten tun mir natürlich auch andere Stellen weh, allen voran die Knie und seit gestern auch die Fußsohlen. Die sind richtiggehend entzündet – sowas kenne ich auch noch nicht, aber der steile Weg nach unten in komplett nassen Schuhen war offensichtlich nicht die beste Fußpflege-Strategie.
Wie auch immer, ich werde wiederkommen und den Salzsteigweg zu Ende laufen.
Rückblickend war zumindest der zweite Abschnitt im Toten Gebirge und den anderen Bergen sehr schön. Dass die erste Woche langweilig werden würde, weil es nur flach durch Felder und auf Straßen entlang ging, wusste ich vorher. Und kannte ich vom Nord-Süd-Weg schon.
Das ist der Nachteil an Weitwanderwegen, dass nicht jede einzelne Etappe schön ist, sondern es auch Verbindungsstücke oder -strecken gibt, die einfach nur zur Überbrückung da sind.
Ich hatte auch überlegt, den ersten Abschnitt wegzulassen, mein Komplettisten-Gen ließ das aber nicht zu und ich sagte mir: Augen zu und durch und auf die Berge freuen.
Dass es dann so dermaßen heiß werden würde, konnte ich nicht ahnen und hat mich doch wieder an die Belastungsgrenze gebracht.
Aber der zweite Abschnitt ist wirklich schön. Wandern in den Bergen ist einfach lohnenswert und traumhaft schön. In der zweiten Woche hatte ich auch mit dem Wetter Glück und oft gute Sicht von den Gipfeln oder Sätteln.
Dass die Etappen für den gesamten Salzsteigweg sehr ambitioniert angelegt sind, ist ungewöhnlich. Normalerweise sind die offiziellen Etappen sehr gut zu schaffen, oft hatte ich leichtere Etappen zusammengefasst, um dann mehr Zeit für schwere Bergetappen zu haben. Aber bei diesem Weg sind von Anfang bis Ende sehr lange und/oder anstrengende Etappen vorgesehen – das sollte mensch im Hinterkopf haben, wenn mensch überlegt, den Österreichischen Weitwanderweg Nr. 9 zu laufen.
Deinen jetzigen Abbruch der Wanderung können wir sehr gut nachvollziehen. Wir hätten es in der selben Situation auch gemacht. Unsere volle Bewunderung gilt deiner Ausdauer und deinem Durchhaltevermögen für die absolvierte Strecke. Es war ein spannender Reisebericht. Danke dafür.
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