Salzsteigweg: Frauenstein – Hinterstoder

14.08.2025, Tag 6, 29,8 km Gesamt: 157,4 km

Ich habe wunderbar geschlafen! Es ist abends zwar immer noch unangenehm warm, aber dafür friere ich morgens nicht, obwohl mein Quilt nur noch die Wärmeleistung einer Plastiktüte erfüllt (gefühlt zumindest).

Die Strapazen von gestern sind vergessen und da ich abends noch gelesen hatte, dass es in Hinterstoder eine Pizzeria gibt, starte ich heute doppelt motiviert in die Etappe.

Nach dem kurzen Waldstück, in welchem ich genächtigt habe, kommt wieder ein Wiesenweg und ich finde sehr große, leuchtend rote Walderdbeeren.

Zumindest glaube ich das, als ich sie pflücke. Eine erste Geschmacksprobe ergibt dann aber, dass das keine Erdbeeren sind. 😦

Also bleibt nur mein Trockenfutter als Frühstück.

Ich bin so motiviert, dass ich an der ersten Brücke gleich falsch laufe und nach Klaus reinstiefel.

Dafür weiß ich jetzt, dass das nette Örtchen ein Freibad hat und habe das Klausener Schloss gesehen, als ich in einem Bogen über die Staumauer wieder zurück auf den richtigen Pfad gelange.

Klausener Schloss

Kurz danach gibt es laut Wanderführer die Option, nicht den offiziellen Salzsteigweg zu gehen, sondern den Fischersteig zu nehmen.

Da das für mich nach der Variante ohne Straßen aussieht, biege ich sofort ein und es war die absolut richtige Entscheidung.

Der Fischersteig verläuft einmal um den Klausener See herum – immer weitestgehend am Ufer, so gut wie immer auf schattigen Waldwegen.

Fischersteig

Ich bin begeistert, auch wenn ich tausende Spinnweben einfangen muss, da hier heute offensichtlich noch niemand vor mir langgekommen ist.

Aber die Strecke ist wirklich schön, ein kleiner Singletrail durch dichtes Gebüsch, manchmal geht es direkt runter zum Wasser, dann wieder etwas höher ans Steilufer mit wunderbaren Aussichten auf die Steyr bzw. den Klausener See.

Ich beneide die Paddler ein wenig, die entspannt auf dem Wasser treiben – ich könnte schon wieder ein erfrischendes Bad vertragen.

Dann quere ich die Rettenbachklamm auf einer sehr morschen Holzbrücke und nutze die Nähe zum Wasser, um mir die Spinnweben abzuwaschen.

Außerdem wartet auf der anderen Seite oben eine Bank darauf, mich bei meiner Pause zu begleiten.

Pause an der Rettenbachklamm

Kurz darauf geht’s unter der Steyrflussbrücke hindurch und dann noch zwei Kilometerchen Straße, bevor ich den Bahnhof Hinterstoder erreiche.

Der Bahnhof befindet sich aus irgendeinem Grund 12 km vom eigentlichen Ort entfernt, so dass ich nach einer ausgedehnten Pause den zweiten Tagesabschnitt beginne.

Ab hier bin ich auch wieder auf dem Original-Salzsteigweg und er führt über den Flötzerweg.

Es geht weiter flussaufwärts durchs Steyrtal immer am Fluss entlang und bis auf die ersten drei Kilometer, die auch aus einem kleinen, dicht bewachsenen Pfad mit zahlreichen Spinnweben bestehen, handelt es sich um einen gut begehbaren, breiten Schotterweg.

Das freut mich, da es stetig bergan geht und ich schon wieder relativ kaputt bin.

Unverhofft taucht plötzlich ein Klettergarten auf und ich muss das Schild davor nur kurz scannen, um rechts einzubiegen und ein Wassereis zu bestellen.

Eis!!! Was für eine fantastische Erfrischung! Es schmeckt köstlich und ist nach zwei Tagen Trockenfutter genau das richtige für mich.

Gut gelaunt quere ich die Steyr und es geht auf der anderen Uferseite weiter bergan.

Den gesamten Nachmittag über begleiten mich zahlreiche Schmetterlinge, weisen mir den Weg, flattern um mich herum und flüstern mir zu: „Du schaffst das. Ist nicht mehr weit.“

Die Erfrischung vom Eis hält leider nicht lange an und während ich mich im Schatten haltend den Weg hochschnaufe, wird mir klar, wo das Problem liegt.

Das Wetter ist nicht das Problem und mein Alter auch nicht. Dass ich es hier so schwer habe liegt einfach an meiner (nicht vorhandenen) Form. Ich bin nicht fit genug. In den letzten zwei, drei Jahren habe ich so gut wie keinen Sport mehr gemacht. Meine Hobbys sind auf der Couch liegen und … auf der Couch liegen.

Dass ich in dieser miesen Form keine mehrwöchige Bergtour absolvieren kann, müsste eigentlich klar sein.

Hmm…naja, jetzt wo mir das zumindest bewusst ist, kann ich meine Schlüsse daraus ziehen – am Ruhetag in drei Tagen dann.

Ich passiere den Strumboding-Wasserfall, der nochmal eine gute Gelegenheit für ein Päuschen bietet und dann geht es auch schon in den Endspurt.

Strumboding-Wasserfall

Kurz vor Hinterstoder kommt ein Kneipp-Parcours und nach kurzem Zögern entscheide ich mich fürs Wassertreten.

Soll ja gut für die Füße sein – ob da auch komplett überlastete, mit Blasen überzogene Füße gemeint sind?

Werde ich gleich wissen.

Das eiskalte Wasser tut erstmal sehr gut und ich laufe den Kanal einmal entlang, um danach wieder in die stinkenden Socken und Schuhe zu schlüpfen.

Dann tun die Füße kurzzeitig sehr weh, als sie wieder warm werden, aber als ich weiterlaufe, fühlt es sich wunderbar an. Ich spüre die Blasen nicht mehr und gehe fast wie auf einem weichen Polster.

Ich erreiche Hinterstoder um 15:00 Uhr, erledige schnell einige Einkäufe (meine Sonnencreme ist alle und neue Socken brauche ich auch) und steuere dann zielsicher auf die Pizzeria zu.

Jetzt bleibt nur noch ein Problem – nehme ich Salat oder Pizza?

Eigentlich wollte ich einen Salat nehmen, aber jetzt hätte ich auch auf Pizza Appetit…also der klassische Kompromiss – ich nehme einfach beides. 😀

Einen kleinen Salat und eine Pizza Margherita – und beides schmeckt fantastisch.

Frisch gestärkt brauche ich heute auch nur noch aus dem Örtchen rauszulaufen und im ersten Waldstück hinter dem Schiederweiher finde ich ein schönes Plätzchen für mein Zelt und meinen vollen Magen. Heute werde ich noch besser schlafen, als auf der Wanderung sowieso schon.

Ein Gedanke zu “Salzsteigweg: Frauenstein – Hinterstoder

  1. Trude schreibt:
    Avatar von Trude

    Genau – wenn du dich nicht entscheiden kannst, nimm einfach beides 👍

    Ganz ehrlich, in jungen Jahren waren wir Bergwandern. 2500er hoch und wieder runter waren kein Problem für uns.

    Heute könnte ich das nicht mehr. Selbst damals haben wir uns jedes Frühjahr intensiv drauf vorbereitet

    😘😎

    Like

Hinterlasse eine Antwort zu Trude Antwort abbrechen