Lenggries-Schliersee

30.08.2021, Tag 6, 30 km, Gesamtdistanz 130 km

Im Grunde kann ich den Tag in einem Satz zusammenfassen: Es hat geregnet.

Vom morgens bis abends Regen. Ich bin heute keinen Meter ohne Schirm gelaufen…(außer oben auf den Gipfeln, wo ich ihn wegen zu starkem Wind kurz zu machen musste). War ein ganz toller Tag, echt. Aber ich habe versucht mich damit aufzubauen, dass es nur noch Morgen regnen soll, ab Mittwoch wird’s dann für zweieinhalb Tage schön und sogar sonnig!

Als ich heute Morgen ausgeruht, sauber und trocken aus dem Hotel gekommen bin, wusste ich was auf mich zukommt und bin ob meiner trockenen Sachen im Rucksack motiviert losgelaufen.

Am Ende von Lenggries steht das Schloss Hohenburg und mein Weg führte zumindest durch den umgebenden Wald und am See entlang, wenn auch nicht am Schloss vorbei.

Die Wege waren matschig und total aufgeweicht von dem vielen Regen. Ich versuchte mein Bestes, dem Schlamm auszuweichen und war gerade in Gedanken versunken, als ich auf einer glatten Wurzel ausrutsche und voll im Drecke lande.

What…ich fluche lauthals und schaue auf die Uhr. Ganze 35 Minuten hatte ich saubere Klamotten – das bricht wohl jeden Rekord im dreckig machen von frisch gewaschenen Sachen.

Nun ja…ich ärgere mich noch eine Weile, aber am Ende kann ich jetzt nicht viel mehr machen, als mein Bein an Blättern einigermaßen sauber zu rubbeln und weiterzulaufen. So etwas gehört dann wohl einfach dazu, wenn man bei diesem Wetter unterwegs ist.

Die nächste Stunde bin ich damit beschäftigt, den Anstieg zum Geierstein zu meistern. 800 Höhenmeter wollen auf knapp vier Kilometern überwunden werden. Der Weg ist durch den tagelangen Dauerregen komplett aufgeweicht, teilweise sprudelt ein neuer Bach den Weg hinab oder es haben sich große Sumpflöcher gebildet.

Erinnert mich alles stark an Neuseeland und so stapfe ich tapfer, immer mit dem Schirm in der Hand, hinauf.

Nach einigen letzten steilen Passagen erreiche ich den Gipfel des Geierstein auf 1.491 Metern und laufe sofort weiter, da es hier oben super windig ist und der Regen sich dadurch fast wie Eisregen anfühlt.

Geierstein

Es geht auf ebenso rutschigen, schlammigen Wegen wieder ein Stück nach unten uns dann folgt der Anstieg zum Fockensteig. Auch hier passiere ich den Gipfel schnellstmöglich, da es super unwirtlich da oben ist und es sowieso nichts zu sehen gibt.

Heute regnet es nicht nur ununterbrochen, es ist auch ausschließlich starker Regen, nix mit Nieselregen oder so etwas…ich bin komplett nass und durchgefroren. Auf dem Weg in Richtung Bad Wiessee rutsche ich nochmal aus und lande auf dem Hosenboden…

Nun ja…das ist jetzt völlig egal, so dreckig und nass wie ich eh schon bin.

Die Wassermassen, die sich schon oben in den Bergen zu üppigen Bächen zusammenschließen, münden unten bei Bad Wiessee in einem reißenden Strom, der mir den Atem raubt. Ich bekomme Gänsehaut, als ich mir vorstelle, was diese Wassermassen so anrichten können (und schon angerichtet haben).

Zieselbach bei Bad Wiessee

Mittags erreiche ich pitschnass das Zentrum von Bad Wiessee und möchte eigentlich nur schnell rüber nach Tegernsee, um dort nach einem kurzen Einkauf weitergehen zu können.

Die Fähre fährt in einer halben Stunde und ich nutze die Zeit, um im öffentlichen WC meine Beine zu säubern, damit man nicht sofort sieht, dass ich aus dem Wald komme.

Außerdem kann ich jetzt endlich die Käse-Laugenstangen essen, die ich morgens in Lenggries gekauft hatte. Auf dem ganzen Weg gab es einfach keine Gelegenheit etwas zu essen, da ich bei dem Wetter den Rucksack nicht öffnen und auch gar nicht anhalten wollte.

Die Fahrt mit der Fähre gehört zum Maximiliansweg und ist tatsächlich die einzige Viertelstunde, in welcher es nicht regnet. Wobei ich überwiegend drinnen sitze und versuche, nicht zu stark zu zittern. Meine Klamotten sind nass und mir ist kalt.

Tegernsee

In Tegernsee kaufe ich beim Edeka Proviant für die nächsten Tage und laufe dann weiter. Ich möchte heute noch so weit wie möglich gehen, damit ich es morgen nicht so weit bis nach Fischbachau habe.

Laut Wegweisern sollte ich es noch locker bis nach Schliersee schaffen. Gegen 14:00 Uhr laufe ich los und tatsächlich verläuft die gesamte Strecke über breite Schotterwege.

Was normalerweise für Wanderungen nicht so spannend ist, passt heute perfekt zum Wetter und ich bin schon wieder besser gelaunt als am Vormittag. Jetzt ist es auch ein bisschen heller, wärmer und manchmal nieselt es nur, bevor der Regen wieder stärker wird.

Der Weg führt über Neureuth und die Gindelalm und drei Stunden später erreiche ich schon die ersten Häuser von Schliersee.

Im Ort gibt es eine große „Vital-Welt“. Ein Gebäude mit Sportangeboten, Schwimmbad, Fitness etc.pp. Auch die Touristeninfo ist hier und die öffentlichen Toiletten.

Ich wasche auch hier meine Beine, die schon wieder völlig verdreckt waren und setze mich dann in den Aufenthaltsbereich und die Weintrauben zu vernaschen, die ich in Tegernsee gekauft hatte.

Hier könnte ich noch länger bleiben, aber ich traue mich doch wieder raus in den Regen, um mir kurz hinter Schliersee einen Platz für die Nacht zu suchen.

Dieses Mal will ich ganz besonders gut aufpassen, dass es ein geeigneter Platz ist und ich das Zelt so aufstelle, dass innen nichts nass wird.

Ich finde überraschend schnell einen ebenen, moosbewachsenen Platz und kann sogar bei nur wenigen Regentropfen aufbauen.

Als ich meine Isomatte aus dem Rucksack ziehe, erwartet mich die letzte böse Überraschung für heute. Sie ist an einer Seite komplett nass! Wie kann das denn sein? Auch der Quilt ist teilweise nass…na super, heute Morgen war alles trocken, deswegen war ich doch extra im Hotel?!?

Mein Liner, also der Müllsack, der meinen Rucksackinhalt trocken halten soll, muss undicht sein. Unten steht richtig Wasser drin. Ich kann zwar kein Loch entdecken, aber ich muss morgen unbedingt Ersatz finden. Wenn ich meine Schlafsachen nicht trocken halten kann, ist die ganze Tour gefährdet.

Immerhin soll es heute Nacht bei 11°C bleiben. Das ist richtig warm im Vergleich zu den letzten Nächten und ich sollte nicht frieren müssen. Schauen wir mal.

Ein Gedanke zu “Lenggries-Schliersee

  1. Anonymous schreibt:
    Avatar von Unbekannt

    Liebe Katrin,
    wir hoffen, dass Du Dir keine Erkältung zuziehst. Versuche, täglich ein warmes Getränk
    zu ergattern. Wir hoffen mit Dir, dass der Wettergott endlich Sonne und Wärme zu Dir schickt.
    Halte durch und pass auf dich auf. Liebe Grüsse von Mama und Papa

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