Tegelberghaus- Bockstallsee

14.07.2020, Tag 17, 25,5 km, Gesamtdistanz 461 km

Ich habe wunderbar geschlafen in meinem Einzelzimmer und da ich das Tarp nicht abbauen muss, bin ich schon kurz nach sechs Uhr abmarschbereit.

Zunächst geht es in Richtung Ahornspitze und so früh am Morgen treffe ich immer wieder auf Bergziegen, die die steilen Berghänge hoch – oder runterklettern.

Die Ahornspitze selbst lasse ich links liegen und es geht nur über den Ahornsattel weiter zum Gabelschrofen. Auch hier müssen wir nur über den Sattel, das ist aber schon eine größere Herausforderung, da es über viele, steile und steinige Serpentinen hinauf geht.

Da hinten geht es in Serpentinen zum Sattel hinauf

Ich wurde zwischenzeitlich von zwei Niederländern mit riesigen, schweren Rucksäcken überholt, weil ich ständig zum Filmen anhalte. Hinter mir sind zwei junge Deutsche, an deren Zelt ich morgens schon vorbeigekommen war.

Oben auf dem Sattel halte ich mich nicht lange auf, da es jetzt erst richtig losgeht. Ich möchte die Variante über die Hochplatte nehmen, die im Wanderführer ausgewiesen und für gutes Wetter und geübte Wanderer empfohlen wird.

Mittig der Gabelschrofen, links davon der Sattel, über den ich gekommen bin

Also geht es gleich weiter hinauf zum Berg Krähe. Hier habe ich eine wundervolle Aussicht und genieße auch erstmal die Brotzeit, die mir im Tegelberghaus eingepackt wurde. Lecker Käsebrot und Gurke.

Der Name des Berges scheint nicht von ungefähr zu kommen, nachdem die anderen auch oben sind und wir ein wenig mit den Tüten und Verpackungen rascheln, kommt ein großer Schwarm schwarzer Krähen bzw. Kolkraben angeflogen und einige lassen sich direkt bei uns nieder und betteln uns an…das habe ich so auch noch nicht erlebt…aber das Brot ist ausschließlich für mich.

Krähen auf dem Berg Krähe

Frisch gestärkt kommt jetzt das Highlight des Tages – der Aufstieg zur Hochplatte und das Balancieren auf dem Grat derselben.

Leute, ich bin heute echt an meine Grenzen gegangen. Der Pfad war teilweise super schmal, links und rechts nur steil bergab und dann kam eine lange Seilpassage, wo ich mich teilweise wirklich nur am Seil festhalten konnte und sonst fast keinen Halt hatte…man, man, man. Das war schon heftig.

2 Wanderer an der Seilpassage auf 2.000 Höhenmetern an der Hochplatte

Die Niederländer mit den riesigen Rucksäcken, die sich vorher noch angezweifelt hatten, ob meine Turnschuhe das geeignete Schuhwerk waren, mussten übrigens umkehren, weil sie da mit dem schweren Gepäck nicht weitergekommen sind.

Trotz aller Herausforderungen hatte ich auch jede Menge Spaß an dem Weg und war am Ende stolz, dass ich es bis zum Gipfelkreuz geschafft habe und mich damit immerhin auf 2.079 Metern ü.Nn befand.

Glücklich am Gipfel der Hochplatte

Und die Aussichten in den Bergen sind einfach fantastisch! Deswegen bin ich hier und das war ja eigentlich auch der Anlass für meine ursprüngliche Tourenplanung gewesen, die Wanderung auf der Via Alpina über die Alpen…so bekomme ich jetzt auf der Himmelstürmer-Route einen Eindruck davon, was mich dort jeden Tag erwartet hätte.

die Hochplatte und Umgebung

Lustigerweise ist diese Strecke ein Teil der Via Alpina. Allerdings von der violetten Route, ich wollte die gelbe Route laufen.

Mit dem Wetter hatte ich heute auch Glück, es sollte stark bewölkt sein, aber die Sonne wurde nur selten von Wolken verdeckt.

Nach einer wohlverdienten Pause ging es dann an den Abstieg, der mich unter anderem an gut versteckten Schneefeldern vorbeiführte.

Dass ich bergab nicht mag, hatte sich noch nicht geändert und so war ich super langsam und quälte mich den steinigen Abhang hinunter.

War aber alles kein Problem, Zeit hatte ich nämlich ausreichend. Ich hatte um zwölf den Gipfel der Hochplatte verlassen und trotz Schneckentempo und einmal verlaufen war ich schon um halb drei an der Kenzenhütte.

Ab der Kenzenhütte fährt sogar ein Wanderbus nach Halblech

Von hier sind es nur noch 14 km immer bergab nach Halblech, wo ich ja erst morgen in der Pension erwartet werde. Ich überlege kurz, ob ich doch schon heute hinlaufen und den Ruhetag um einen Tag nach vorne verlegen soll, aber das passt mit dem Wetter nicht zusammen.

So lege ich lieber noch einen niedrigeren Gang ein und spaziere super gemütlich noch zwei Kilometerchen, pflücke ein paar Walderdbeeren und suche mir dann ein schönes, dick mit weichem Moos gepolstertes Plätzchen für mein Tarp. Um kurz nach 16 Uhr steht alles und ich kann richtig früh Feierabend machen.

ebenes, weiches, geschütztes Plätzchen

Wenn die Strecke rein von den Kilometern heute auch nicht lang war, so war es doch ein sehr anstrengender Tag – aber auch ein wunder-wunderschöner!

Ein Gedanke zu “Tegelberghaus- Bockstallsee

  1. Anonymous schreibt:
    Avatar von Unbekannt

    Wir gratulieren Dir zur Gipfelerstürmung. Alle Achtung für den Mut, da hochzukrackseln.
    Eine großartige Leistung.
    Die Bilder sind wieder ganz toll.

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