Starzlachklamm-Rettenberg

10.07.2020, Tag 13, 18 km, Gesamtdistanz 374 km

Als ich morgens um halb sieben am Eingang der Starzlachklamm stehe, ist natürlich noch niemand da. Ich hatte mich am Vorabend extra versichert, dass ich trotzdem reinkomme. Öffnungszeiten standen keine dran. Also habe ich auch diese Klamm ganz für mich alleine, so wie letztens den Eistobel.

Das Wasser stürzt sich auch hier zwischen hohen Felsen den Berg hinab und fällt an vielen Stellen einfach herunter.

Starzlachklamm

Die Klamm ist kürzer als ich erwartet habe und so bin ich nach 45 Minuten schon am anderen Ende angekommen und es beginnt sofort ein Aufstieg auf die nächsten Almwiesen.

Von dort geht es weiter immer bergauf. Auch heute steht eine Gipfelbesteigung an, dieses Mal vom Grünten, einem 1.738 Meter hohen Berg. Das bedeutet also wieder 1.000 Höhenmeter hinauf – und danach auf der anderen Seite hinunter.

Am Vorabend konnte ich den Berg schon bestaunen und mich mit dem Gedanken anfreunden, bald selbst da oben zu stehen.

Der Grünten von Sonthofen aus gesehen

Der Aufstieg ist anstrengend und führt zunächst in schmalen Serpentinen in der Sonne über diverse Kuhweiden.

Auf 1.330 Meter kommt die Alpe Obere Schwand, die natürlich noch zu hat, aber mir trotzdem ein wenig Schatten für eine kurze Pause bietet.

Halber Weg geschafft

Danach geht der Aufstieg im schattigen Wald weiter, was es gleich viel einfacher und schöner macht.

Um neun Uhr erreiche ich die Grünten-Hütte und von dort sind es nur noch zwanzig Minuten bis zum Gipfel, auf welchem mich die rot-weiße Antenne begrüßt, die von unten weithin sichtbar ist.

Die Antenne gehört dem Bayerischen Rundfunk, welcher sogar eine eigene Seilbahn für den Materialtransport betreibt.

Grünten-Seilbahn Bayerischer Rundfunk

Dahinter kommt aber nochmal ein zweiter Gipfel mit einem Denkmal an gefallene Bergjäger im 1. Weltkrieg und hier lässt es sich schön pausieren und den fabelhaften Rundumblick genießen. Dafür, dass es erst halb zehn Uhr ist, ist hier oben schon ganz schön was los, wobei die meisten wahrscheinlich aus anderen Richtungen heraufgekommen sind – oder einfach vor mir waren.

Grünten-Gipfel und Sonthofen
Blick vom Grünten auf Sonthofen und Blaichach

Ich hatte ja gestern Abend extra vier Liter Wasser aufgefüllt und mit hoch geschleppt, wobei anderthalb Liter jetzt schon weg waren. Als ich jetzt die leere Flasche befühlen will, bekomme ich die Wasserblase nicht aus dem Rucksack. Also lege ich den Rucksack hin und lasse das Wasser aus der Blase in die Flasche laufen. Der Druck auf die Blase ist natürlich so hoch, dass das Wasser in einem großen kräftigen Strahl herausgespritzt kommt und nur die Hälfte in der Flasche landet. Was ja ausreicht, ich habe jetzt wieder anderthalb Liter und das reicht für den Abstieg, aber ist schon ein wenig schade, dass ich einen Liter umsonst hochgeschleppt habe.

Der Abstieg ist dann nicht so erfreulich wie der Aufstieg. Grundsätzlich mag ich bergauf sowieso lieber als bergrunter und hier kommt noch dazu, dass meine Füße bergab wieder weh tun, weil die Füße durch das nach vorne rutschen in der Mitte auf den Bobbel von den Einlagen drücken. Bergauf bin ich mittlerweile fast schmerzlos.

Und die Strecke ist auch nicht so schön. Es geht auf einem Abschnitt ernsthaft eine Geröllhalde runter…anders kann ich den Abschnitt nicht beschreiben, einfach eine breite Schneise mit Steinen und Geröll…

Geröllhalde hinunter

Etwas Abwechslung bieten nur die GleitschirmsportlerInnen, die sich munter in engen Kreisen von der warmen Luft nach oben tragen lassen. Es gibt auch Tandems und ich höre immer wieder Freudenjauchzer von begeisterten Fliegern. Ich komme sogar an dem Startpunkt vorbei, aber es ist gerade niemand da, der losfliegen möchte.

Auch heute kommen mir wieder sehr viele WanderInnen entgegen, muss eine sehr beliebte Tour sein auf den Grünten, wobei ich den Steineberg deutlich schöner fand.

Um zwölf Uhr bin ich endlich unten und meine schmerzenden Füße können wieder etwas aufatmen. Rettenberg liegt rechterhand und wäre laut Schild in 20 Minuten zu erreichen, aber die Wegführung von der Wandertrilogie macht mal wieder einen besonders großen Bogen um den Ort, bevor es nach einer weiteren Stunde endlich rein geht.

Ich möchte heute gar nicht viel weiter laufen, sondern früh Schluss machen, es soll nämlich ab 16/17 Uhr gewittern. Und ich will unbedingt vorher im Trockenen mein Zelt aufbauen und auch in Ruhe einen geeigneten Platz suchen.

Da die Wettervorhersage schon seit fünf Tagen das Gewitter für heute ansagte, hatte ich auch nach einer festen Unterkunft geguckt, aber in Rettenberg gibt es gar nichts (selbst im Wanderführer sind keine Adressen angegeben) und in der Umgebung konnte ich auch nichts finden.

Aber egal, ich kann mir ja ein nettes Plätzchen suchen.

Doch zunächst musste ich erstmal etwas Essen. Da es nur zwei Gasthöfe im Ort gibt, war die Wahl nicht so schwer und ich konnte mich ganz alleine nach drinnen setzen, um die Steckdose zu benutzen. Die Speisekarte war nur digital über einen QR-Code verfügbar – um jeglichen Kontakt zu vermeiden und die Corona-Auflagen möglichst gut einhalten zu können.

Die Kartoffeltaschen „Tomate/Mozzarella“ waren jetzt irgendwie nicht ganz das, was ich mir vorgestellt hatte und die Barbecue-Sauce ist gar nicht mein Fall, aber der Salat war lecker und satt hat es auch gemacht.

Noch Wasser auffüllen und dann ging es wieder weiter. Direkt hinter dem Ort wollte ich mir ein schönes Plätzchen suchen. Obwohl aktuell noch die Sonne schien und es hier auch noch fast wolkenlos war, brauten sich in der Ferne schon große Wolkentürme zusammen, die unweigerlich hierher kommen würden.

Die Zeltplatzsuche gestaltete sich dann wieder schwieriger als gedacht. Hier in den Bergen ist es nicht mehr so einfach wie im Unterallgäu, wo ich nur in den nächsten Wad spazieren und mir eine schöne Stelle aussuchen musste. Hier im Oberallgäu sind nur die Berghänge bewaldet, was bedeutet, es gibt keine geraden Flächen zwischen den Bäumen, nur schräge Abhänge.

Anderthalb Stunden trotte ich die Strecke hinauf und scanne links und rechts die Gehend. Es gibt noch nicht mal richtige Seitenwege, auf die ich ausweichen könnte.

Erst um halb vier finde ich eine geeignete Stelle, wobei sich das nur auf die geschützte Lage abseits des Wanderweges bezieht. Wirklich eben ist es hier auch nicht und als ich später im Zelt liege, ist es ganz schön schief 😦

hoffentlich regensicherer Aufbau

Der Aufbau zieht sich heute auch ungewöhnlich lange hin, 40 Minuten zupfe, zuppel und zerre ich an den Abspannleinen, versetze die Heringe nochmal und bin mit dem Gesamtaufbau einfach nicht zufrieden – es soll ja regen- und sturmsicher sein! Am Ende passt es dann doch einigermaßen und zwanzig Minuten, nachdem ich erschöpft ins Zelt gekrabbelt bin, fängt es an zu regnen.

Wobei es zunächst nur kurz regnet und dann die Sonne wieder rauskommt. Erst ab 19:00 Uhr regnet es sich richtig ein und die Sonne zeigt sich auch nicht mehr. Das Donnergrollen ist in der Ferne schon die ganze Zeit zu hören und kommt mutmaßlich immer näher.

Morgen soll es den ganzen Tag durchregnen. Mir egal, ich habe mich mental darauf eingestellt und morgen stehen auch keine besonders hohen Gipfel an, so dass ich einfach durchlaufen und das Beste draus machen werde.

Als Fernziel wartet Füssen auf mich. Dort will ich endlich wieder in eine Pension einkehren. Vorher sind die Ortschaften einfach zu klein, als dass ich etwas Bezahlbares finden würde. Füssen dürfte ich in ungefähr drei Tagen erreichen.

Ein Gedanke zu “Starzlachklamm-Rettenberg

  1. Anonymous schreibt:
    Avatar von Unbekannt

    Wir haben wieder mit viel Freude Deinen Bericht gelesen und die schönen Bilder genossen.
    Passe gut auf Deine Füße auf, dass sie Dich weiterhin unbeschadet tragen können.
    Alle Gute und ganz liebe Grüße
    Mama und Papa

    Like

Hinterlasse eine Antwort zu Anonymous Antwort abbrechen