05.07.2020, Tag 8, 36 km, Gesamtdistanz: 227 km
Als ich um kurz vor halb sieben die Pension verlasse – frisch geduscht und ausgeruht – schläft Leutkirch noch, es ist ja auch Sonntag.
Ich genieße wieder diese wundervollen Morgenstunden, in denen ich so schön wandern und die Ruhe, den beginnenden Tag und das Vogelgezwitscher genießen kann und ganz alleine vor mich hintrotte.
Die Sonne scheint und ich schlappe in den Sandalen in Richtung Schloß Zeil, so dass es mich nur bedingt stört, dass diese ersten sechs Kilometer fast ausschließlich auf Asphalt verlaufen.

Oben angekommen erwartet mich ein super gepflegter, weicher Rasen, der jedem Fußballplatz zur Ehre gereicht hätte – läuft sich wunderbar in den Sandalen 🙂

Danach führt der Weg wieder durch schöne Wälder, wobei ein Wald für mich u.a. schön ist, wenn es viel grünes Unterholz bzw. Bewuchs zwischen den Bäumen gibt oder Moos oder es einfach schöne dicke Bäume sind und nicht nur Streichhölzer oder oder oder…fast jeder Wald ist auf seine Weise schön.
Nach 15 Kilometern wechsle ich in Gospoldshofen auf die Turnschuhe und stelle im weiteren Tagesverlauf erfreut fest, dass ich links im Grunde keine Schmerzen mehr habe. Haben sich die Einlage und mein Fuß endlich zusammengerauft! Ich hoffe, dass das so bleibt und der rechte Fuß nachzieht – ganz so doll tut auch er heute nicht mehr weh.
Der Stadtwald und das Wurzacher Ried vor Bad Wurzach sind wunderschön und so stört es mich nicht, dass die Strecke wieder einen großen Bogen macht, bevor man wirklich die Stadt erreicht.
Das Wurzacher Ried ist die größte intakte Hochmoorfläche Mitteleuropas und lange Zeit stammte das Moor für die Heilanwendungen in Bad Wurzach von dort. Das Ried ist wirklich wunderschön und der Spaziergang dort lohnt sich, teilweise geht es über Bohlenwege, die alle relativ neu aussehen.

Als ich gegen 13:00 Uhr im Ort ankomme, habe ich einen Bärenhunger, aber finde zunächst nur Cafés und Eisdielen. Auf dem Weg zur Packstation entdecke ich dann aber das Bistro Casa Rossa, welches eine sehr spannende Karte hat und so kehre ich dort ein, nachdem ich das Paket mit den neuen Speicherkarten aus der Packstation geholt habe.
Ich gönne mir eine Seele mit Mais, Tomaten und Gurke, die mit Käse überbacken werden und dazu einen Salat. Die Seele ist aus Dinkelmehl – wie so ziemlich alles hier in der Gegend. Bei jedem Bäcker und Café stehen überwiegend Dinkel-Waren und -Kuchen ausgeschrieben, Weizen scheint hier nicht so üblich zu sein…

Die Pause tut sehr gut, habe ich doch schon 26 km hinter mir und damit einen Großteil geschafft. Es trifft sich aber auch gut, dass ich mich noch prächtig fühle und bereit für einige weitere Kilometer bin, da nach Bad Wurzach das Ziegelbacher Ried folgt – eine weitere Moor- und Torfgegend, in der ich keinen Zeltplatz finden würde, zumal die gut gepflegten Wege heute sehr stark bevölkert sind.

Also wenn ich jemandem ein Ziel im Allgäu empfehlen müsste, dann würde es, Stand heute, auf jeden Fall Bad Wurzach sein! Von dem Ort selbst habe ich zwar nicht so viel gesehen, aber alleine die Spaziergänge in der Umgebung sind ein absolutes Muss und sehr empfehlenswert!
Ich muss also noch mindestens neun Kilometer laufen, um wieder zu einem richtigen und relativ einsamen Wald zu kommen – aber das ist heute überhaupt kein Problem für mich. Ich komme sehr gut voran und kurz vor Ziegelbach ziehe ich auch noch das große Los – vor (bzw. neben) mir liegt ein Erdbeerfeld…die Früchte leuchten mir blutrot entgegen. Auf dem Feld sind leere Holzstiegen aufgetürmt und die Wagen, mit denen die Pflücker durch die Reihen rollen, stehen auch im Feld, aber es ist niemand da.
Ich kann nicht anders, als ein paar Erdbeeren zu pflücken, sie sind einfach soo lecker. Am Ende esse ich aber weniger, als ich selbst gedacht hätte, schließlich bin ich noch vom Mittagessen satt.

Auf dem Ziegelberg finde ich dann einen schönen Platz für mein Tarp. Während ich das aufbaue, muss mich irgendeins der tausend Insekten, die mich umschwirren, an der Lippe erwischt haben – oder das ist die späte Strafe für meinen Erdbeer-Mundraub, jedenfalls schwillt die Unterlippe stark an…

Da ich nichts weiter tun kann, hoffe ich einfach, dass die Schwellung irgendwann auch wieder zurück geht und genieße den restlichen Abend in meinem kleinen mobilen Heim. Morgen soll es ab circa 08:00 Uhr regnen…naja, muss ja auch mal sein. Solange ich meinen Kram noch trocken eingepackt bekomme, soll es mir egal sein.














Dein Sonntagsbericht hat unsere Lust zum Verreisen wieder bestärkt. Eine herrliche Gegend
ist das ja auch. Gute Besserung für deine geschwollene Lippe und verscheuche die Insekten
rechtzeitig vor ihrem Zugriff bei Dir.
Liebe Grüße
Mama und Papa
LikeLike