Melbourne

02.05. – 09.05.2017

Australien ist das sechstgrößte Land der Erde und die größte Insel. Es ist die einzige Insel, die auch ein Kontinent ist, und der einzige Kontinent, der auch ein Land ist. Es ist der erste und letzte Kontinent, der vom Meer aus erobert wurde. Es ist die einzige Nation, die als Gefängnis angefangen hat.

Es ist die Heimat des größten lebenden Wesens auf Erden, des Great Barrier Reef, […]. 80% aller Tiere und Pflanzen in Australien existieren nur dort. […] Australien ist der trockenste, flachste, heißeste, ausgedörrteste, unfruchtbarste, klimatisch aggressivste aller bewohnten Kontinente. Nur die Antarktis ist lebensfeindlicher. Auszug aus „Frühstück mit Kängurus“ von Bill Bryson

Ich bin schon so gespannt auf Australien! Das Land der Superlative und Einzigartigkeiten…wie fremd und einzigartig wird es wohl wirklich sein?

Ich hatte in den letzten Tagen „Frühstück mit Känguruhs“ von Bill Bryson gelesen, das Buch lag im Hostel in Christchurch rum, und dadurch eine Menge interessanter Informationen über Australien erhalten, die er in seiner bekannt humorvollen Art und Weise zum Besten gibt. Mir war gar nicht bewusst, dass die Geschichte Australiens als modernes, international interessantes Land so jung ist…und dass es immer noch ein Rätsel ist, wie die ersten Aborigines überhaupt auf diesen Kontinent gelangt sind, so rätselhaft, dass man gar nicht genau sagen kann, wann sie nach Australien kamen, irgendwann vor fünfundvierzig bis sechzigtausend Jahren jedenfalls – lange bevor irgendwelche Menschen in Europa auch nur im Entferntesten Ahnung von der Schifffahrt hatten, lange bevor es überhaupt „moderne“ menschliche Wesen in unseren Breiten gab…

Ich landete also voller Tatendrang in Melbourne und schon beim Anflug bestätigte sich die Aussage, dass in Australien alles etwas größer und weitläufiger ist. Melbourne hat 4,4 Millionen Einwohner, ist aber mit einer Fläche von 6.100 km² fast 8-mal größer als Berlin (ca. 890 km² mit 3,5 Mio Einwohnern). Das fand ich schon beeindruckend – zumindest bis ich nach Sydney kam 😉

Melbourne CBD

Ich hatte zum Glück nicht den Anspruch, mir die gesamte Stadt anzusehen. Zunächst stand sowieso die Aufgabe Autokauf auf meinem Zettel. Und da ich noch ein paar Tage auf das Paket aus Deutschland mit der neuen Kamera warten musste, habe ich sowieso nicht das komplette Touristenprogramm abgespult. Mein Plan für die nächsten sechs Monate sieht vor, dass ich einmal um Australien rumfahre – mit einem Abstecher ins Landesinnere zum Uluru – und am Ende wieder in Melbourne ankomme, um hier das Auto wieder zu verkaufen. Es ist nämlich deutlich einfacher und vor allen Dingen billiger, das Auto in dem Staat zu verkaufen, in dem man es gekauft, bzw. registriert hat. So würde ich also nochmal nach Melbourne kommen (wenn keine Planänderung eintrat) und stellte das Seightseeing ein wenig zurück.
Die Suche nach einem passenden Auto war auch nervig genug…die Meisten werden genauso wenig Spaß wie ich daran haben, alle möglichen Internetportale nach Angeboten zu durchforsten, Anbieter anzuschreiben, Fragen zu stellen, auf Antworten zu warten und dann mit den Öffentlichen durch die Stadt zu kurven um sich Autos anzusehen…ich war schon nach kürzester Zeit genervt, aber hilft ja nix…ohne eigenes Auto kommt man in Australien nicht weit.

Zunächst war ich auf der Suche nach einem Geländewagen mit Allradantrieb, um auch im Outback voranzukommen. Ein sehr netter und vertrauenswürdiger Händler (von dem ich dann auch gekauft habe) hat mich aber davon überzeugt, dass ein normaler PKW ausreichend ist, wenn ich nicht tief in den Busch will, sondern nur die normalen Schotterstraßen – zum Beispiel zum Uluru – fahren möchte. Und etwas anderes hatte ich nicht vor, zumal sowieso überall vor Reisen ins Outback als Einzelperson abgeraten wurde.

Ein Kombi hatte neben dem günstigeren Preis dann auch den Vorteil, dass ich super darin schlafen konnte – die Geländewagen sahen schon sehr kurz aus, auch wenn ich kleines Persönchen da sicherlich reingepasst hätte. Und eventuell würde ich ja auch Sprit sparen, wenn ich nicht mit so einem Riesenauto herumtoure…

Bahnhof und Sportstadion Melbourne

Am Ende kaufte ich also nach einigen Besichtigungen den Klassiker unter den australischen PKW – einen Ford Falcon Station Wagon (Wagon steht dabei für Kombi). Neben dem üppigen Platzangebot war ein weiterer Vorteil, dass es für dieses Auto selbst in der letzten Outbackwerkstatt Ersatzteile geben sollte, weil das wirklich eine der weit verbreitetsten Marken hier ist – auch wenn ich natürlich hoffte, nicht allzu oft den Service einer Werkstatt in Anspruch nehmen zu müssen. Aber das Auto war von 1999 und hatte schon einige Kilometerchen auf dem Buckel, ein gewisses Budget für Reparaturen plante ich also ein.
Ich unterzeichnete Donnerstag den Kaufvertrag, konnte das Auto aber erst Montag abholen, da der Händler den technischen Check und den „TÜV“ erst nach dem Verkauf vornahm.

stolze neue Eigentümerin

Also nutze ich die Zeit, um mir Melbourne anzusehen, besuchte den großen Queen Victoria Markt, das Melbourne Museum und einen Teil der Hafengegend – und ich ging zweimal joggen 🙂 ich hatte zum einen das dringende Bedürfnis mich mal wieder zu bewegen und zum anderen seit dem Ende der Wanderung natürlich auch schon wieder zugenommen, so dass ein wenig Sport nicht schaden konnte. Und es ging auch ganz gut, wobei sich der Umfang in engen Grenzen hielt, man soll es ja nicht gleich übertreiben. 😉

Melbourne Museum

Am Montag schleppte ich dann zum letzten Mal den Rucksack und eine große Tasche mit dem ganzen Kram, von dem ich selbst nicht weiß, warum ich ihn mit habe und wofür ich ihn zu brauchen glaube durch die Stadt und nahm stolz und aufgeregt mein neues zu Hause in Empfang.
Denn dass ich in den nächsten sechs Monaten zu oft es geht im Auto schlafen würde, gehörte fest zu meinem Plan. Da ich alleine die Spritkosten tragen würde, musste ich eben an anderen Stellen sparen.

jede Menge Platz und eine bequeme Luftmatratze

Ich hatte vorher ganz schön Respekt vor dem Linksverkehr gehabt und die Probefahrt am Donnerstag viel Ich entsprechend kurz aus – einmal um den Block, natürlich entgegen den Uhrzeigersinn, damit ich bloß keine Kreuzung über queren muss. Aber jetzt war ich alleine und musste durch die Stadt – und es ging sehr gut! Links zu fahren fühlte sich nicht fremd an, da ich ja schon seit einem halben Jahr damit konfrontiert bin und insbesondere die letzten Wochen als Beifahrer in Neuseeland haben mich darauf gut vorbereitet. Schon nach zwei, drei Tagen habe ich keinen Gedanken mehr an den Linksverkehr verschwendet und bin so entspannt wie in Deutschland gefahren – sogar noch entspannter, Auto fahren in Australien macht nämlich wirklich Spaß, weil hier alle sehr entspannt und langsam fahren. Die Geschwindigkeitsbegrenzungen werden – aufgrund sehr hoher Strafen – strikt eingehalten, aber es ist auch kein Problem noch etwas langsamer zu fahren, wenn man den richtigen Abzweig sucht oder so…wirklich sehr entspannt und sympathisch.
Da an dem Montag auch das Paket mit meiner neuen Kamera angekommen ist, hatte ich nun alles beisammen, um meine Australienrundreise zu beginnen. Ich rüstete mich bei kmart mit einer Grund-Campingausstattung aus, kaufte Konservendosen, Reis und Nudeln (musste das Essen ja nicht mehr schleppen) und nach der ersten, bequemen Nacht im Auto in einem Melbourner Park startete ich meine Tour in Richtung Osten, ich wollte Australien entgegen dem Uhrzeigersinn umrunden.

2 Gedanken zu “Melbourne

  1. Bullenstaat schreibt:
    Avatar von Unbekannt

    Ich hatte das Bill Bryson Buch neulich auch am Wickel, hab’s aber nicht zuende gelesen, fand’s doof. Alleine der Anfang:
    „[Australien] ist die einzige Insel, die auch ein Kontinent ist, und der einzige Kontinent, der auch ein Land ist.“ Ich mein, entweder man hält sich an die gängige 5-Kontinent-Konvention, dann gehört Neuseeland zu Australien, oder man hält sich nicht daran, aber dann ist Antarktika eine weitere Insel, die auch ein Kontinent ist. Es gibt schlichtweg kein Modell, indem Ozeanien existiert, Antarktika aber nicht.

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    • Katrin schreibt:
      Avatar von Katrin

      Wenn man com Wortsinn ausgeht, sind Kontinente die großen Landmassen auf unserem Globus – und da gibt es nun mal nur den Kontinent Australien und nicht Ozeanien. Aber um alle Landmassen, also auch die kleineren Inseln irgendwie abzubilden, kann man Ozeanien als Region bezeichnen – in der dann neben AUS und NZ noch viele weitere Inseln vertreten sind. Meine Quelle, wikipedia: Islands are frequently grouped with a neighbouring continent to divide all the world’s land into geopolitical regions. Under this scheme, most of the island countries and territories in the Pacific Ocean are grouped together with the continent of Australia to form a geopolitical region called Oceania.

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