Levin – Tararua Ranges – Waikanae

14. – 18.01., 5 Tage, 71 km

Jetzt ist es also so weit, die berühmt-berüchtigten Tararua Ranges stehen an. Es soll einer der schönsten Abschnitte der Nordinsel sein – und einer der schwersten. Die Höhenmeter, die täglich überwunden werden müssen, sind eine gute Übung für die Berge der Südinsel.

Am ersten Tag starten wir auf 150 Metern und der höchste Punkt ist 985 Meter hoch…das sind also schon mal gut 800 Höhenmeter…wobei ich den Anstiegen relativ gelassen entgegen sehe, vielmehr mag ich die Abstiege nicht…ich bin so dermaßen unbeweglich in den Knien, dass ich immer ewig brauche und bergab von allen anderen überholt werde.

Es geht zunächst nur unter der Baumgrenze im Wald entlang und der Anstieg ist zwar knackig, aber nur teilweise schlammig, jedenfalls kein Grund sich aufzuregen. Danach geht es ein Stück über der Baumgrenze durch Tussocksträucher und wenn die Wolken kurz aufreißen, kann man den überwältigenden Anblick der Tararuas zumindest erahnen.

Nach weiteren zwei Stunden, die es überwiegend wieder bergab geht, haben wir schon unser erstes Ziel, die Te Matawai Hütte erreicht. Ben (F), Adrian (Canada) und Keenan (NZ) sind schon da. Wir fünf verbringen auch den Sonntag auf der Hütte, da es nachts anfängt sehr stark zu regnen und sich morgens schon kleine Sturzbäche rund um die Hütte gebildet haben – rausgehen möchte heute wirklich niemand.

Te Matawai Hut im Regen

Wir verbringen den Tag hauptsächlich mit Essen, schließlich müssen die Rucksäcke leichter werden, und lesen sowie reden. Am frühen Nachmittag kommen tatsächlich zwei pitschnasse Wanderer an, die von einer anderen Hütte losgelaufen sind und bis zum Abend kommen noch fünf weitere nasse Gestalten an. Zum Glück ist die Hütte mit 16 Betten ausreichend groß, ein Teil schnappt sich auch eine Matratze und schläft im Aufenthaltsraum.
Am nächsten Tag geht es dann so richtig los. Der Aufstieg zum Mount Pukematawai (1.432 m) erfolgt auf den ersten drei Kilometern. Kurz nach dem Start verlassen wir wieder den Wald und es geht durch diverse Sträucher hinauf. Es ist zwar trocken, aber die Wolken hängen so tief, dass man nicht viel von der Umgebung sieht. So auch nicht vom weiteren Weg. Faszinierenderweise taucht während eines Anstiegs hinter dem aktuellen Gipfel immer ein etwas größerer aus den Wolken auf und dann der nächste und der nächste und noch einer…

Nach zwei Stunden stehe ich dann endlich auf dem höchsten Gipfel…hier wird das Wetter aber schlagartig schlechter, es fängt an zu regnen und der Wind nimmt zu, so dass nicht viel Zeit für das Gipfelfoto bleibt.

Mount Pukematawai

Es geht noch einige Zeit auf dem Kamm der diversen Gipfel entlang, wobei der Regen eiskalt ist und gemeinsam mit dem Wind doch relativ ungemütlich, bevor es wieder in den schützenden und ruhigen Wald hineingeht. Jetzt geht es alles wieder runter, bis zur nächsten Hütte, die wir mittags erreichen, sind es insgesamt 700 Höhenmeter hoch und 500 Höhenmeter runter.

Kein Edelweiß, aber vielleicht die neuseeländische Variante…

Nach der Mittagspause kommt der nächste Abschnitt mit 550 Metern Aufstieg und 700 Metern bergab, alles überwiegend unterhalb der Baumgrenze. Aber die beiden Stellen, wo wir uns über der Baumgrenze bewegen bieten dafür umso bessere Blicke auf die Tararuas – sofern die Wolken sich etwas verflüchtigen.

Am Ende nochmal der Aufstieg auf den Mount Nichols (1.242 m) und auch der zweite Wandertag findet ein Ende. Es ist zwar erst halb vier, aber bis zur nächsten Hütte wäre es zu weit und als nächstes steht eine vier Kilometer lange Strecke über der Baumgrenze an, die eine Menge Kraft abverlangt.
Also machen wir es uns zu sechst in der Hütte gemütlich und genießen den frühen Feierabend bei einer sich immer weiter zuziehenden Wolkendecke.

Nachts regnet es, aber morgens ist es zumindest trocken. Nur die Wolken hängen sehr tief und es ist windig. Ich ziehe zum ersten Mal meine Daunenjacke unter der Regenjacke an und die Regenhose über die kurze Hose, nach zehn Minuten und dem ersten knackigen Anstieg ziehe ich die Daunenjacke aber sofort wieder aus. Es ist zwar windig, aber nicht sehr kalt. Richtig faszinierend sind die Abschnitte im Windschatten – ein Schritt und der Wind hört plötzlich auf, alles ist ruhig und man fängt sofort an zu schwitzen – ein paar Schritte weiter pfeift einem dann plötzlich der Wind wieder um die Ohren…wirklich beeindruckend. Genauso wie die ganze Kulisse oben auf den Bergrücken…an einigen Stellen bin ich ganz froh, dass ich beim Runterschauen nur weiße Wolken sehe, da sich andernfalls wahrscheinlich meine Höhenangst gemeldet hätte…aber die ganze Atmosphäre ist toll und ich vermisse gutes Wetter überhaupt nicht.

bei der Arbeit…

Nach zwei Stunden komme ich schon  „Junction Knob“ an, was bedeutet, dass ich Mount Crawford (1.462 m) bereits passiert habe…da gab es aber kein Schild, so dass ich es nicht mitbekommen habe.

Junction Knob

Jetzt geht es nur noch bergab, heute sind es insgesamt 630 Höhenmeter bergauf und ganze 1.700 Meter runter!!! Nach erreichen der Baumgrenze geht es zunächst in einem sehr schönen Waldabschnitt steil hinunter, nach der Mittagspause wird der Track dann rauher, man muss ständig über entwurzelte Bäume und Steine klettern, der Weg ist hier noch relativ neu und noch nicht so platt getreten wie üblich.

Erst um 19:00 Uhr komme ich an der letzten Hütte auf unserer Tour an und meine Knie tun höllisch weh…wenn sie schon nach zwei harten Tagen so weh tun, wie soll das dann auf der Südinsel werden, wo wir nur in den Bergen unterwegs sind?!?

Ich vertage die Antwort und versuche erstmal Schlaf zu finden, was nicht so einfach ist, da die Hütte sich direkt am Parkplatz befindet und somit proppenvoll mit Kurzzeitwanderern ist. Ich ergattere die letzte Matratze in der unteren Etage, bin dafür aber zwischen fünf fremden Leuten eingequetscht…nächstes Mal würde ich mein Zelt draußen aufbauen, bevor ich so etwas nochmal mitmachen…

Damit haben wir die Tararua Ranges aber erfolgreich durchwandert (zumindest sind wir am Rand langgegangen, das Gebiet ist sehr viel größer und bietet Strecken für viele, viele Tage). Am letzten Tag steht noch der Pukeatua Track durch den Otaki Forks Forest an.

Mittagspause

Auf dem Papier klingt er ebenfalls sehr anstrengend und ist mit 6-7 Stunden ausgeschildert, ich erreiche allerdings schon nach 2:15h den Gipfel und nach weiteren zwei Stunden stehe ich am Ende des Tracks auf der Straße in Richtung Waikanae. Bis dorthin sind es noch elf Kilometer Straße und dann kehre ich im River Pa ein. Das ist das Grundstück einer super netten Familie, die in einem großen Gebäude, das einer kleinen Dorfkirche ähnelt, Wanderer schlafen lässt. Es gibt heiße Duschen, eine Waschmaschine und eine große Küche – also alles was das Hikerherz begehrt. Und das ganze für nur zehn Dollar… Wieder geht ein relativ kurzer Wandertag zu Ende und ich genieße die Dusche nach den anstrengenden Tagen.

Ein Gedanke zu “Levin – Tararua Ranges – Waikanae

  1. Zora schreibt:
    Avatar von Unbekannt

    Meine Güte, Kleene!
    Jetzt hast Du bald die Nordinsel geschafft – krass!!
    Hut ab, Respekt und alles andere gehen an Dich!

    Weiter so!!

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