15.08.2025, Tag 7, 21,9 km Gesamt: 179,3 km
Heute steht der erste richtige Anstieg an. Bis dato gab es ja gar keine echten Berge, die Steigung für den gesamten Tag lagen bei nicht mehr als 400 bis 600 Höhenmmetern.
Aber heute geht’s (endlich) ins Gebirge und es stehen 1.440 Meter Steigung an, verteilt auf zwei Anstiege.
Zunächst kommt die Erwärmung auf dem flachen Stück raus aus dem Tal, vorbei an einem gut besuchten Campingplatz und diversen Privathöfen.

Die umliegenden Berge werden von der aufwachenden Sonne gestreichelt und mein Herz geht auf, als ich mitten im „Nichts“ eine 5G-Mobilfunkantenne entdecke.

Ein passender Stein steht auch bereit und so setze ich mich erstmal und lade die Fotos für den Blogartikel hoch – bei vollem 5G-Empfang ist das schnell erledigt und ich kann entspannt weiterwandern.
Direkt nach dem Dietlgut geht es dann auch mit dem ersten und längsten Anstieg los. 1.100 Höhenmeter auf 6,8 km verteilt.
Zunächst geht es einen kleinen Waldweg hinauf und die Steigung ist moderat und im schattigen Wald. Nach einer knappen Stunde erreiche ich die Schaffereith-Alm, wo es Trinkwasser und bei Bedarf auch andere kalte Getränke gibt. Ich fülle meine Flaschen auf und stapfe weiter.

Jetzt beginnt der steilere Teil des Anstiegs – aber weiterhin im Schatten des Berges und über Stock und Stein. Ich stapfe langsam aber stetig hinauf – und es macht Spaß!
Ist zwar super anstrengend, der Schweiß rinnt mir in Strömen übers Gesicht und der Rucksack ist auch mit (zu) viel Wasser beladen, aber solche Anstiege lohnen sich immer und machen deutlich mehr Spaß als Straßen entlangzulatschen.
Und ich ziehe noch deutlich Energie aus der Pizza von gestern Abend – das war eine sehr gute Idee gewesen. 🙂
Nach einem wirklich langen, steilen Anstieg geht es noch über eine letzte Kuppe und dann folgt das schönste Bergpanorama, das ich bisher auf dieser Tour gesehen habe.

Die Etappe heute führt durch den Naturschutzpark Totes Gebirge und die umliegenden Gipfel sind alle Teil davon.
Ich setze mich glücklich auf die Wiese, wohl wissend, dass die Kühe hier alles zugeschissen haben, und genieße die Aussicht (und komme wieder zu Atem für den nächsten Teil des Anstiegs).
Dieser führt den Hang hinauf, an den Kühen vorbei. Dann kommt die Peterhofer- und kurz darüber die Bärenalm.
An der ersten gibt es eine dauerhafte Wasserquelle – ich hätte also mindestens einen Liter weniger hier hochschleppen können…
Aber ich fülle einfach nichts auf und weiter geht’s zum eigentlichen Zwischenziel des heutigen Tages – der Türkenkarscharte auf 1.741 m, die ich gegen 10:40 Uhr erreiche.

Diese Scharte bildet die Grenze zwischen Oberösterreich und der Steiermark – und bietet wieder herrliche Rundumsichten.
Da ich dieses Ziel erreicht und heute sowieso sehr viel Zeit habe, packe ich spontan meine Zeltunterlage aus und lege mich kurz hin. Mein Rücken bedankt sich, allerdings kann ich mangels Schatten leider nicht länger liegen bleiben. Ich hätte auch nichts gegen ein kurzes Schläfchen gehabt.

Aber so mache ich noch ein paar Fotos und wandere dann weiter.
Hundert Meter weiter kommt schon wieder eine Wasserquelle und auch an allen folgenden Almen (bis auf die Sumperalm) gibt es Trinkwasser, so dass man auf dieser Tour wirklich nicht viel mitschleppen müsste.
Das Wetter heute ist perfekt – die Voraussagen hatten sich für diese Gegend doch nochmal gebessert und es sind heute nur 24° Celsius – bei teilweiser Bewölkung. Ein Wandertraum. 🙂
Es geht jetzt ein ganzes Stück hinunter, auf leichtgängigen, grünen Pfaden und ich genieße diese Belohnung nach dem harten Aufstieg.
Dann führt der Weg über den Grimmingboden – eine wahrhaft fantastische grüne Oase versteckt zwischen in den Bergen. Eine (gar nicht so) kleine Ebene mit saftigem, grünen Gras und kleinen Bäumen bewachsen. Ein breites, ausgetrocknetes Flussbett und ein paar Kühe vervollständigen die Idylle.

Im Anschluss folgt der letzte Anstieg für heute zur Sumperalm. Auch der ist super anstrengend und ich muss zwischendurch Pause machen, aber es macht Spaß und die Aussichten von oben entlohnen für die Mühen.


Jetzt geht es nur noch ein kurzes Stück bergab und ich erreiche gegen 13:00 Uhr die Hochmölbinghütte – im Grunde mein Tagesziel für heute.
Da ich morgen die Unterkunft gebucht habe, muss ich mich heute etwas bremsen, um erst morgen in Worschach anzukommen. Ich habe jetzt also viiiieel Zeit und gedenke, diese mit Essen und Nichtstun zu verbringen.

Ich entscheide mich für die Eiernockerl, bereue das später aber, als an meinem Nachbartisch das Käsebrot und der Salat aufgetischt werden…beides sieht super lecker aus – das nehme ich auf jeden Fall nächstes Mal.
Schlecht sind die Eiernockerl nicht, aber viel zu viel und natürlich relativ trocken.

Aber ich habe ja Zeit und die brauche ich auch, um die riesige Portion aufzuessen. Währenddessen lüfte ich die Füße aus und beobachte die anderen Wanderinnen und Wanderer, die sich als Gäste auf der Hütte einfinden.
Nach anderthalb Stunden mache ich mich dann doch wieder auf den Weg und brauche jetzt eigentlich nur noch ein nettes Zeltplätzchen.
Dass das direkt hier oben nichts wird, ist mir bewusst, aber irgendwo auf dem Weg nach unten wird schon was kommen.
Dachte ich…war aber nicht so.
Es war überall steil und der schmale Pfad schmiegte sich an die Berge. Keine Chance, irgendwo zu zelten.
Also ging ich weiter – gut gelaunt, da ich ja ausreichend gesättigt war und mir heute – einen Tag vor der gebuchten Unterkunft – sowieso nix mehr die Laune verderben konnte.
Ergab sich der kleinste Anflug von Ärger oder Erschöpfung musste ich nur an die Dusche und die frisch gewaschenen Klamotten denken und ich lächelte vor mich hin und wäre weitergehüpft, wenn das in meinem Alter noch möglich gewesen wäre.

Also ging es immer bergab, an der Schneehitzalm vorbei und dann auf einem schmalen Weg die Flanke des Bärenfeuchtmölbing entlang. Hier gab es immerhin Blaubeeren. Und auch die ersten zwei Himbeeren durfte ich genießen. Und heute gab’s für mich auch echte Walderdbeeren, nicht die Fälschungen von gestern 😉

Als ich dann die Bärenfeichtenalm erreichte, hatte ich schon etwas Bedenken, ob ich vor Worschach noch etwas finden werde…sooo weit war es nicht mehr und der letzte Teil des Weges bestand aus der Worschachklamm, dort konnte ich auf keinen Fall nächtigen.
Bis hierher waren aber die einzigen ebenen Flächen mit Almhütten oder Kühen belegt.
Aber ich blieb weiter entspannt und war mir relativ sicher, dass noch etwas kommen würde.
Also weiter bergab und hinein in eine erste Klamm. Laut Karte handelt es sich um den Greimigraben.
Der Bach stürzt sich immer tiefer ins Tal, der Wanderweg bleibt aber irgendwann auf der Höhe und macht eine kleine Kurve weg vom Wasser.
Hier wird es auch etwas grüner und weitläufiger (ich bin schon wieder in der Nähe der nächsten Alm) und ich begutachte die kleinen grünen Stellen genauer, auf der Suche nach etwas einigermaßen ebenem.
Die erste Stelle scheint relativ geeignet – bis ich die Nachbarbebauung kennenlerne – eine Großsiedlung bestehend aus drei Ameisenhaufen.
Dann lieber weiter suchen. Ich stelle meinen Rucksack ab und stapfe durch die Gegend, sammle natürlich immernoch Spinnweben ein und entscheide mich am Ende für eine Stelle, die zwar aufgrund von Löchern und Gefälle nicht ganz eben ist, aber immerhin mit weichem Moos überzeugen konnte.
Jetzt nur noch schnell den Rucksack holen und dann endlich Feierabend machen.
Das ist aber gar nicht so einfach, der Rucksack scheint verschwunden zu sein.
Ich habe die fleißigen Ameisen aus der Hochhaussiedlung im Verdacht und halte nach einer Ameisenstraße mit Wanderrucksack Ausschau, aber am Ende sind sie unschuldig und ich finde ihn dort, wo ich ihn zurückgelassen habe.
Nachdem ich unterm und im Zelt mit Rucksack und Klamotten ein wenig Ausgleich geschaffen habe, liegt es sich einigermaßen gut und ich habe – um 17:00 Uhr! – endlich einen Schlafplatz gefunden.

Dass das so lange dauert, hätte ich nicht gedacht, aber besser spät als nie.
Morgen wird es dadurch ein super kurzer Tag – wahrscheinlich sind es nicht mehr als 5 km bis zum Bahnhof in Worschach. Von dort geht es dann in meine Unterkunft und direkt unter die Dusche. 😀













