13.08.2025, Tag 5, 24,2 km Gesamt: 127,6 km
Die Nacht war eigentlich sehr gut, einzig die Matte ist wieder wild auf der Unterlage gerutscht. Es ist in bergigen Regionen fast nicht möglich, eine wirklich ebene Stelle zu finden – warum die Materialien dann nicht aufeinander abgestimmt sind, versteh ich nicht 😦
Aber ich habe die Nacht unter freiem Himmel störungsfrei und ruhig erlebt – Sterne habe ich nicht gesehen, weil ich geschlafen habe bzw. mit dem Moskitonetz auch nichts erkennen konnte.
Also ging es frisch und munter an den Anstieg zum Kruckenbrettl…so ganz ohne Erwärmung gleich als erstes morgens – da kommt doch Freude auf!
Es ist zwar super anstrengend, sich über die Wurzeln zwischen den Bäumen hin und her zu schlängeln, aber das mache ich trotzdem hundertmal lieber, als in der prallen Sonne eine Straße lang zu latschen. Hier weiß ich wenigstens, warum ich ins Schwitzen komme.

Nach 30 Minuten steilem Anstieg ruft mir ein Baumstamm vom Wegesrand entgegen: „Setz Dich hin! Mach eine Pause! Sitz!“
Und wer bin ich, dass ich meinem Freund, dem Baum, widersprechen würde?!?
Es sitzt sich fantastisch und ich genieße die dringend notwendige Rast – mein Puls ist auf hundertachtzig gewesen und ich muss erstmal wieder zu Atem kommen. Ein Frühstückchen in Form eines Nussriegels ist auch drin und danach kann es weitergehen.
Es sind auch nur noch wenige Meter, bis die Steigung abflacht und ich das Kruckenbrettl erreiche.

Ab dort geht es erstmal wieder etwas runter, über eine Weide mit schönem Weitblick auf die umliegenden Berge und dann wieder im Wald hoch zum finalen Anstieg zur Grünberghütte.
Diese erreiche ich gegen halb neun Uhr. Ein Schild informiert mich, dass sie erst um neun Uhr öffnen…Ich brauche nur Wasser, wollte sowieso nicht „einkehren“ und überlege, ob ich es riskiere und weiterlaufe.
Ich entscheide mich dieses Mal aber dagegen und frage in der Küche nach Wasser.
Der Mann ist nicht erfreut und fragt mich, ob ich das Schild nicht gelesen habe und wozu die das eigentlich ranschreiben – füllt mir aber trotzdem meine Wasserflasche gegen eine Spende für eine Kindereinrichtung auf.
Ich bedanke mich brav und ziehe weiter – um 100 Meter weiter an einer Quelle vorbeizukommen. Da hätte ich mir das wirklich sparen können…oder er hätte auf die Quelle hingewiesen, dann hätte ich ihn nicht belästigen müssen.

Jedenfalls nutze ich die Quelle, um meine Socken zu waschen und mache mich dann an den steilen Abstieg.
Auf den ca. 4,5 Kilometern kommen mir super viele Wanderinnen und Wanderer entgegen – kein Wunder, ist das doch wirklich eine schöne, klassische Strecke – immer am Bach entlang, durch den Wald auf steilen, schmalen Wegen.

Kein Vergleich zu den tristen, heißen Straßen der letzten Tage.
Die sich an den Abstieg dann auch gleich wieder anschließen, wobei es hier mit den schönen Bergpanoramen schon noch etwas anderes ist, als zwischen den Feldern.
Und bald wendet sich der Weg auch wieder in einen Wald und geht an der Steyr entlang. Ich hatte, als ich das auf der Karte gesehen habe, ja die Hoffnung, dass ich dort vielleicht auch mal ins Wasser springen kann. Aber der Weg führt zig Meter über dem Fluss durch den Wald, das Wasser ist nur manchmal durch Baumlücken weit unten zu erspähen.

Ist vielleicht auch besser so, denn so gerne und dringend ich ein Bad gebrauchen könnte, so sehr habe ich auch Angst, dass der Fluss umkippt, wenn ich mich darin reinige…
Nach einer schönen Strecke auf dem „Höhenweg“ geht es doch noch hinunter in die Schlucht der Steyr und nach einem abwechslungsreichen Weg komme ich tatsächlich an einer geeigneten Badestelle vorbei.
Die Umweltkatastrophe wird allerdings zunächst durch die anwesenden sportlichen, jungen Menschen verhindert, die mit Gummibooten dort angelandet sind und mich von einem Abstieg zum Wasser abhalten. Ich möchte mich nicht zum Horst machen und bleibe lieber auf dem Weg.
Oben auf der Brücke bleibe ich dann aber stehen und kann meinen Blick nicht von dem türkisblauen Wasser abwenden. Es gibt sogar Sandstrand und kleine Badestellen im Wasser, die einfach perfekt zum Baden und Saubermachen sind…

Ich hadere zwei Minuten mit mir und dann ist es entschieden – zügig gehe ich zurück, rutsche den steilen Abhang zum Ufer hinab und werfe meinen Rucksack an den Strand.
Die Paddeltruppe ahnt wohl schon was kommt, springt in die Boote und paddelt davon.
Ich ziehe nur Schuhe und Socken aus, entleere meine Hosentaschen und nachdem ein kleiner Junge ausreichend faustgroße Steine ins Wasser geschleudert hat und sich ein wenig entfernt, steige ich komplett bekleidet und seelig grinsend in das eiskalte Wasser.
Ich lasse es langsam angehen, um meinen überhitzen Körper an die Eiseskälte zu gewöhnen, aber irgendwann bin ich mit dem gesamten Körper unter Wasser und rubbel meine Hose und mein T-Shirt „sauber“. Dann schrubbe ich meinen Körper und wasche sogar die Haare, auch wenn das einige Überwindung ob der Wassertemperatur kostet.
Erst danach entdecke ich die kleinen Fische, die im klaren Wasser umherschwimmen – tut mir wirklich leid Leute, aber ich hoffe, der Dreck verteilt sich schnell genug…
Oben sind sie jedenfalls nicht geschwommen, was ich als gutes Zeichen gewertet habe.
Ich stapfe aus dem Wasser und bin in diesem Moment die glücklichste Wanderin der ganzen Welt 😃




Auf einem Felsen mache ich es mir bequem und trockne mich ein paar Minuten. Während ich über die glasklare Steyr schaue, schießen mir vor lauter Glücksgefühlen Tränen in die Augen – ist schon komisch, dass wir in den schönsten und traurigsten Momenten gleichermaßen weinen müssen…
Als die drei Männer auf der Steininsel anfangen, Holz zu sammeln und ein Grillfeuer zu entfachen, mache ich mich auf den weiteren Weg.
Die nassen Klamotten sind super erfrischend, ich habe den Eindruck, nicht mehr so zu stinken und der Weg führt weiter an der Steyr zwischen den Bäumen entlang – was will ich mehr?
Dass der Weg immer so weiter geht zum Beispiel…
Ab Molln ist es dann nämlich leider vorbei mit der schönen Strecke und es stehen nochmal sieben Kilometer Straße bis nach Frauenstein in der prallen Nachmittagssonne an.
Heute ist der erste von drei Tagen, wo die 30°-Marke gerissen wird, Gewitter und Regen soll es erst am Wochenende, also in vier Tagen geben…
Während ich mich mit meinem Sonnenschirm schwitzend auf dem Seitenstreifen entlang schleppe, wird mir bewusst, dass ich mir die ungünstigste Woche für den Start meiner Wanderung ausgesucht habe, die es dieses Jahr wahrscheinlich gibt. Ab nächster Woche wird es wieder etwas kühler, aber die ersten sechs Tage muss ich hier wirklich bei um die 30° Celsius bewältigen und das dann auch noch auf der schattenfreien Strecke.
Frauenstein ist ein Wallfahrtsort und direkt neben der Kirche habe ich auf der Karte ein Gasthaus entdeckt. Im Laufe des Tages hatte ich mich entschieden, dort einzukehren und mal wieder etwas „richtiges“ zu essen. Nur Energie- und Schokoriegel sind auf die Dauer auch nicht das Wahre.
Als ich jetzt aber nochmal auf der Karte nachschaute, kam mir der gesamte Ort sehr klein vor und entsprach nicht dem, was ich von einem offiziellen Wallfahrtsort erwartete – ich dachte da an Maria Zell zum Beispiel.
Nun gut, da ich nunmal auf dem Weg zum Wallfahrtsort Frauenstein war, fing ich an zu beten. Ich bittete um ein geöffnetes Gasthaus – kein Ruhetag, keine Ferien – einfach nur offen haben, leckeres Essen anbieten und möglichst noch eine Steckdose parat haben…wenn es einen Gott gab, sollte das doch drin sein, oder?

Außerdem wollte ich mir im Gasthaus dann Gedanken übers Wochenende machen. Mein Plan war, die beiden Regentage für eine Einkehr in einer festen Unterkunft zu nutzen und vielleicht sogar einen Ruhetag einzulegen – an welchem ich auch ernsthaft darüber nachdenken wollte, wie ich weitermache…soll ich den Salzsteigweg weiterlaufen oder vielleicht auf eine andere, schönere Strecke ausweichen?
Ich musste an der einzigen schattigen Bank, die es auf den sieben Kilometern gab, nochmal eine Pause einlegen, lief am Ende noch einen kleinen, unnötigen Umweg und erreichte dann aber doch gegen 15:00 Uhr die gotische Wallfahrtskirche aus dem 15. Jhd.
Direkt daneben stand das Gasthaus Federlehner – und hatte zu.
Von wegen es gibt einen Gott…
Nein nur Spaß, soll jeder Mensch Glauben, was er möchte.
Ein Mann kam aus dem Gasthaus und war ganz erstaunt, dass ich bei der Hitze überhaupt unterwegs bin. Er bedauerte sehr, dass sie (dauerhaft) keinen Gastbetrieb mehr hatten (es gab nur noch Übernachtungen nach Anmeldung) und bot mir Getränke an. Aber Wasser konnte ich mir auch an der öffentlichen Toilette nebenan holen, weshalb ich dankend ablehnte.
Die Toilette war natürlich verschlossen, aber der Friedhof hinter der Kirche erwies sich wie immer als zuverlässige Wasserquelle.
Ich setzte mich in den Schatten und verspeiste Nüsse und Proteinriegel zum Abendessen. Immerhin wurde mein Rucksack dadurch etwas leichter – ich hatte viel zu viel Essen mit, insbesondere, da dieses ja eigentlich nur Back-Up für solche Fälle wie heute sein soll. Grundsätzlich wollte ich einfach unterwegs immer irgendwo einkehren.
Nach einer ausgedehnten Pause und dem Auffüllen aller meiner Flaschen stapfte ich, beschirmt, weiter die Straße entlang aus Frauenstein hinaus.
Es ging mir jetzt nur noch darum, einen schönen Zeltplatz zu finden und da der Weg schnell wieder im Wald an der Steyr verlief, war das auch gar nicht so schwer.
Glücklich baute ich gegen 16:00 Uhr mein Zelt auf und nutzte den Feierabend, um mir für das Wochenende ein Zimmer zu buchen.
Das war gar nicht so einfach, weil ich das natürlich mit den geplanten Etappen abstimmen musste und dort, wo ich am Samstag ankommen würde – in Aigen im Ennstal – gab es einfach nichts Bezahlbares. Ist Hauptsaison und dann will ich auch noch von Samstag bis Montag buchen – prima Idee.
Nach einiger Recherche und Tüftelei habe ich aber eine bezahlbare Unterkunft in einem etwas entfernteren Örtchen gefunden, welches ich mit dem Zug ab Wörschach (kurz vor Aigen) erreichen kann.
Somit steht fest, dass ich am Sonntag einen Ruhetag einlegen, mir dann Gedanken über das weitere Vorgehen machen und bis dahin noch drei heiße Tage auf dem Salzsteigweg verbringen werde. 😉












