Refugi Son Amer – Pollença

27.04.3025, Tag 6, 17,3 km Gesamt: 141 km

Ich hätte die Wettervorhersage ernster nehmen sollen. In der App hatte ich gesehen, dass es ab 02:00 Uhr nachts regnen soll, da es bis abends aber immer nur leicht genieselt hatte, dachte ich mir nichts weiter.

Pünktlich um 02:03 Uhr ging der Nieselregen los – und dann schnell in einen ausgewachsenen Regenschauer über.

Es dauerte etwas, bis ich auf die Idee kam, meinen Wohnpalast zu checken.

Da ich jetzt vier Nächte absolute Trockenheit hatte, habe ich nicht mehr auf die Bauweise meines Tarps geachtet und das Groundsheet ragt weit unter dem Tarp hervor. Wodurch das ganze Wasser flink in mein Reich und unter alle meine Sachen fließt.

Die nächsten zehn Minuten war also Action angesagt – erst die Bodenplane zusammenklappen und trocken wischen, dann vorne das Beak anbringen, da es dort in der Zwischenzeit auch lustig reingeregnet hat. Danach nochmal alles trockenwischen und schon konnte ich weiterschlafen. 🙂

Morgens fängt es pünktlich zum Aufstehen wieder an zu nieseln, aber ich kann die Lücken abpassen, um einigermaßen trocken zusammenzupacken – wobei mein Kram natürlich überwiegend nass ist. Aber das kann ich im Laufe des Tages wieder trocknen, und außerdem war das die letzte Nacht im Tarp, passt also alles.

Die Wanderung geht heute ihrem Ende entgegen. Es sind noch ca. 18 km bis nach Pollença und dann nochmal ca. 7 km bis Port de Pollença. Wobei ich noch nicht genau weiß, ob ich wirklich bis dorthin laufe.

Zunächst geht es den letzten Berg hinauf durch Eichenwald und an den typischen Terrassen vorbei.

Oben wartet ein Aussichtspunkt. An diesem habe ich vor zehn Jahren meine letzte Nacht verbracht. Heute haben andere Wanderer dort ihr Zelt aufgebaut und kochen gerade Kaffee, als ich vorbeikomme.

Dann geht es kurz auf der Höhe weiter, bevor auch schon der finale Abstieg beginnt.

Ich bestaune ein letztes Mal die Köhlerhütten und -plätze, die in der gesamten Serra de Tramuntana in den Wäldern zu finden sind.

Dann ändert sich die Umgebung nochmal und ich komme durch ein Karstgebiet, in welchem riesige Steinbrocken den Untergrund dominieren.

Die letzten Steintreppen sind geschafft und der Weg führt nun noch die letzten zehn Kilometer auf wenig befahrenen Schotter- und Asphaltstraßen zwischen den Ländereien großer Fincas hindurch bis nach Pollença.

Dort komme ich ziemlich genau um 12:00 Uhr mittags an und beende damit meine zweite Wanderung auf der Trockenmauerroute.

Zielfoto

Die Verlängerung bis Port de Pollença führt tatsächlich einfach nur direkt an der Hauptstraße entlang – und das kann ich mir dann auch sparen bzw. mit dem Bus fahren.

Das Wetter hat sich im Laufe des späten Vormittags wieder gebessert, die Wolken haben sich verzogen und die Sonne strahlt mich an.

Ich schlendere durch Pollença, steige aus irgendeinem Grund die lange Treppenstraße zu irgendeiner Kirche hinauf – weil es alle anderen Touristen auch machen, trockne meine Ausrüstung in der Sonne und dann gehe ich zur Bushaltestelle, um nach Port d’Alcudia zu fahren, wo heute Abend meine Fähre ablegt.

Der Bus ist allerdings rappelvoll und ich kann nicht dreißig Minuten stehen, so dass ich auf den nächsten warte. Auf Mallorca gibt es ein super gutes Buswegenetz – in jedem Ort, durch den ich gekommen bin, habe ich auch immer einen Bus gesehen – die Taktung ist super hoch und man kommt von überall überall hin.

So auch von hier nach Alcudia – im Halbstundentakt fahren die Busse – auch heute am Sonntag und auf die Minute pünktlich.

Der nächste Bus ist auch sehr voll, aber ich bekomme einen Sitzplatz und verbringe den restlichen Nachmittag in Port d’Alcudia mit Essen, einkaufen und Nichtstun.

FAZIT

Die Routa de Piedra en Sec (GR 221) gehört hoffentlich zu den zehn schönsten Weitwanderwegen Europas – aus meiner Sicht muss der Weg dort einen Listenplatz bekommen.

Die Länge ist optimal für jeden Urlaub und doch mehr als ein Wochenendtrip. Und der GR 221 ist super anspruchsvoll, also keineswegs mit einem „Qualitätswanderweg Deutschland“ zu vergleichen, wo man einfach nur lange Spaziergänge unternimmt.

Die Gebirgswanderung im Tramuntana-Gebirge verlangt einiges ab, belohnt aber mit unvergleichlich schönen Ausblicken, Ansichten und Gipfelerlebnissen.

Der Frühling scheint mir die ideale Wanderzeit zu sein, selbst die pralle Mittagssonne ist mit 20°C gut auszuhalten und die Blumen und Pflanzen sprießen kraftvoll und bezaubern mit wunderbaren Düften.

Die Infrastruktur ist auch optimal. Man kann den Weg ohne Probleme als Hüttentour laufen und jede Nacht in einem Bett verbringen. Oder mit den Linienbussen aus jedem Ort wieder abreisen oder sich mit einem kleinen Zelt auf den Weg machen (wobei Zelten offiziell nicht erlaubt ist).

Es sollte also für jeden Geschmack etwas dabei sein und wenn die Anreise durch die Insellage nicht so problematisch wäre, würde ich bestimmt noch öfter herkommen.

Ein Gedanke zu “Refugi Son Amer – Pollença

  1. Anonymous schreibt:
    Avatar von Unbekannt

    Es hat sehr viel Spass gemacht, deine Beiträge zu lesen und die wunderschönen Bilder anzuschauen. Nun freuen wir uns wieder,

    dich hautnah zu erleben. Komme gut Zuhause an.

    Like

Hinterlasse einen Kommentar