Puig de Sa Barca – Deià

24.04.2025, Tag 3, 24,8 km Gesamt: 72,9 km

Mein Wecker klingelt jeden Tag um 06:30 Uhr. Heute bin ich zehn Sekunden vorher wach und könnte aber auch noch weiterschlafen. Die Sonne geht erst gegen 07:00 Uhr auf, aber die Vögel geben schon ihr Bestes, um ein ordentliches Morgenkonzert auf die Beine zu stellen.

Meine Morgenroutine ist denkbar einfach. Da es absolut trocken ist und noch nicht mal Kondens am Tarp gibt, brauche ich einfach nur das Tarp abzubauen und alles einzupacken.

Inklusive Anziehen, Zähne putzen und nach dem Weckerklingeln erstmal noch fünf Minuten liegen bleiben, bin ich 45 Minuten später startklar (und das ist noch lange kein Rekord).

Es dauert noch eine Stunde, bis ich Esporles erreiche. Der Weg dorthin führt fast ausschließlich auf holprigen Steinwegen, die von Steinmauern eingesäumt sind, in die Stadt. Die aufgehende Sonne taucht alles in ein schönes Farbenspiel.

In Esporles halte ich mich nicht auf. Um die Zeit hat sowieso noch alles zu und ich brauche auch nichts weiter. Wasser fülle ich sicherheitshalber noch einen halben Liter an einem Springbrunnen auf, aber es sind nur zehn Kilometer bis Valldemossa, dafür sollten die zwei Liter reichen, die ich mithabe.

Zwischen den zwei Ortschaften liegt natürlich wieder ein großer Anstieg.

Über den Coll de sa Basseta und den Coll de Sant Jordi geht es bis auf 704 Meter zum Sa Comuna.

Die steinigen Köhlerwege führen durch Steineichenwälder und wir kommen immer wieder an alten Dreschplätzen oder Köhlerhütten vorbei.

Auch an der Ziegenhütte, in welcher ich 2015 übernachtet habe, führt mich der Weg wieder vorbei und ich stelle mich an denselben Aussichtspunkt wie damals.

Das letzte Stück zum Gipfel ist nochmal richtig steil und führt auf einem schmalen Pfad zwischen den Felsbrocken hindurch. Als mir oben auf dem Gipfel zwei Radfahrer entgegenkommen, muss ich schon sehr staunen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wo sie auf den nächsten Kilometern auch nur ansatzweise fahren können sollten.

Aber das ist nicht mein Problem und so mache ich mich auf den Abstieg, ebenfalls steinige, steile Pfade, in Richtung Valldemossa.

Dort komme ich 11:30 Uhr an und möchte hier eine längere Mittagspause machen. Der Ort ist voller Touristen, weshalb es glücklicherweise jetzt überhaupt schon Mittagessen gibt.

Ich esse eine große Portion Spaghetti Bolognese und schreibe ein paar Postkarten. Außerdem wird der nächste Blogartikel veröffentlicht. Abends an meinen Zeltplätzen gibt es immer keinen Mobilfunkempfang.

Die Hälfte meines heutigen Tagespensums habe ich geschafft. Ich muss jeden Tag 25 km gehen, um den Weg in sechs Tagen abzuschließen.

Bei der Planung hatte ich nicht berücksichtigt, dass der GR221 mittlerweile deutlich länger geworden ist. Als ich ihn vor zehn Jahren das erste Mal gegangen bin, kam ich auf 120 km und habe das in sieben Tagen gemacht.

Bei damaligen Tagesetappen von 11/14 km ging ich davon aus, dass ich das diesmal locker in sechs Tagen schaffe. Dass jetzt aber nochmal 30km dazukommen, hatte ich nicht so richtig auf dem Schirm.

Und durch die zahlreichen Höhenmeter, die jeden Tag zu absolvieren sind, sind 25 km pro Tag gar nicht so einfach – vor allen Dingen in meinem Alter. Ich bin eben auch keine 35 mehr…

Naja, noch liege ich geradeso im Plan und notfalls muss ich am Ende sehen, wie weit ich komme. Und morgen kommt erstmal ein Stück ebene Strecke, da kann ich vielleicht noch etwas Strecke gutmachen.

Frisch gestärkt geht es nach anderthalb Stunden Mittagspause also erstmal auf zum nächsten Anstieg.

Auch der hat es in sich, da die meisten Wege allerdings durch Steineichenwald führen, ist es zumindest einigermaßen schattig und damit angenehm.

Und nachdem der Weg nach dem ersten Gipfel wie gewohnt sofort wieder steil bergab führt, bleibt er ab dem zweiten Gipfel auf der Höhe und wandelt sich in einen famosen Kammweg. Es ist der Cami de S‘Arxiduc (Erzherzogweg), den der Erzherzog Ludwig Salvator im 19. Jhd. anlegen ließ.

Cami de S‘Arxiduc

Ich bin dem Kerlchen sehr dankbar, kann ich doch mit dem Konzept des Höhenweges deutlich mehr anfangen als mit dem sofortigen Abstieg, sobald man den Gipfel endlich erreicht hat.

Und da es jetzt im Frühling auch nur angenehme 20°C sind, lässt es sich ganz wunderbar auf der Höhe in der Sonne laufen und ich genieße den 360° Rundumblick auf die Insel und das Mittelmeer.

Deià ist unten in der Ferne schon zu sehen.

Irgendwann muss es dann aber doch runter gehen und das in gewohnter Weise.

Zunächst enge Serpentinen, die sich dicht am Felsen entlangschmiegen und keine Wegweiser benötigen, da auf der anderen Seite der Abgrund die Richtung vorgibt.

Dann geht es in den Steineichenwald, wo wir uns weiter in Serpentinen abwärts bewegen.

Auch heute sind wieder sehr viele Menschen unterwegs – ein Großteil Deutsche, aber es gibt auch noch andere Sprachen, die ich zu hören bekomme.

Der Wald geht in die typischen Steinterrassen über, die hier für Anbauflächen sorgen. Und dort finde ich auch einen perfekten Schlafplatz. Ich möchte nicht mehr nach Deià reinlaufen, weil ich dann auch noch weiter müsste und dahinter einen Platz suchen müsste.

So schlafe ich lieber kurz davor und kann dann morgen früh im Ort Wasser auffüllen und frisch und munter weiterwandern.

Abends im Tarp Schmerzen alle Muskeln, die ich in meinen Beinen habe – das ständige auf- und abklettern ist nicht ohne. Und habe ich schon erwähnt, dass ich nicht mehr die Jüngste bin?

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