Port d’Andratx – Planes d‘en Cabrit

22.04.2025, Tag 1, 23,9 km, Gesamt: 23,9 km

Ich bin wieder unterwegs – und dieses Mal sogar auf einer Jubiläumstour. Vor genau zehn Jahren bin ich die Trockenmauerroute das erste Mal gewandert und ich hatte mir damals selbst versprochen, unbedingt nochmal wiederzukommen, weil es so schön war.

Und hier bin ich nun, zehn Jahre später (und älter…) und voller Vorfreude auf die Wanderung durch das Tramuntana-Gebirge.

Ich komme in Palma um sechs Uhr mit der Fähre aus Barcelona an (vor zehn Jahren bin ich einfach in anderthalb Stunden direkt nach Palma geflogen…die Zeiten ändern sich). Eine kurze Recherche zeigt, dass in wenigen Minuten der Bus nach Port d‘Andratx fährt, also lege ich einen Zahn zu und bekomme ihn gerade noch so.

Nach ca. 20 Minuten Fahrt bin ich in dem kleinen Örtchen an der westlichen Seite Mallorcas und nach wenigen Minuten geht es auch schon los.

Ein offizielles Startschild finde ich nicht, aber den ersten Wegweiser, der nur in eine Richtung zeigt. Das muss als Startsignal reichen.

Startpunkt des GR 221

Es ist zwanzig vor acht Uhr und die Sonne strahlt schon glücklich vor sich hin.

Der Weg führt zunächst am Yachthafen vorbei, widmet sich aber schnell wichtigeren Dingen, indem er die Ortschaft verlässt und zügig ansteigt.

Ich komme gut ins Schwitzen, als sich der Weg durch schattigen Wald steil nach oben schlängelt. Dass es sich um einen super ausgewaschenen und -gefahrenen Mountainbike-Trail handelt, macht die erste körperliche Herausforderung nicht einfacher.

Aber ich erreiche den auf 303 Metern gelegenen Pas Vermell und werde mit einem ersten Blick auf die Insel Sa Dragonera, welche heute eine treue Begleiterin bleiben wird, belohnt.

Jetzt geht es auch schon wieder bergab durch wunderschön blühende und duftende Graslandschaften bis hinunter ans Meer nach Sant Elm.

Damit sind die ersten 8 Kilometer geschafft und ich plündere den ersten Supermercat, den ich finde (und bei welchem ich schon vor zehn Jahren einkaufen war).

Mit einem riesigen – sehr leckeren – Bocadillo mit Kartoffel-Ei-Omelet und einem Liter Kakao setze ich mich ans Meer und lausche den Wellen. Herrlich!

lecker Bocadillo und schöne Aussicht

Langsam verdichten sich die Wolken und es wird immer dunkler, bleibt aber (zunächst) trocken.

Nachdem ich mich mehr als satt gegessen habe (zum Mitschleppen habe ich noch genug andere Sachen gekauft, deswegen musste das Bocadillo alle werden), fülle ich die Wasserflaschen auf und mache mich wieder auf den Weg.

Nächste Station sind die verlassenen Häuser von La Trapa.

Da sie sich nur drei Kilometer von Sant Elm entfernt befinden, sind sie ein beliebtes Ausflugsziel und ich bin mit zahlreichen anderen Wanderern unterwegs.

Der Weg steigt wieder steil an, führt lange über große Steinfelsen und teilweise gibt es sogar sehr kurze Stellen, die mit Eisenketten gesichert sind.

Bei La Trapa halte ich mich gar nicht weiter auf, da es nicht viel mehr als leere Häuser zu sehen gibt und außerdem nieselt es gerade und ich möchte in Bewegung bleiben.

La Trapa

Das Bergauf ist noch nicht vorbei, bis auf 450 Meter müssen wir noch, bevor es dann auf etwas geringerer Höhe „immer geradeaus“ geht.

Die Strecke ist insgesamt sehr schön und abwechslungsreich. Dissgras, Olivenbäume, gelbe und blaue Blümchen und viele Nadelbäume säumen den Weg.

Bei der privaten Hütte Caseta de Ses Basses mache ich die erste etwas längere Pause und lese etwas in meinem Reisetagebuch der ersten Tour. Gewicht hin oder her, das musste ich einfach mitnehmen.

Damals war das hier mein Tagesziel und ich hatte in der Nähe mein Tarp aufgeschlagen.

Heute ist es erst 14:00 Uhr und nach einem Blick auf die Karte entscheide ich mich dafür, noch ca. 6 km zu gehen, bevor ich mein Nachtlager aufschlagen will.

Pünktlich zum Ende der Pause löst sich auch die Wolkendecke auf und die Sonne strahlt wieder herunter.

Ich merke jetzt meine Erschöpfung, die sich zum einen aus den wenigen Stunden unruhigen Schlafs auf der Fähre und zum anderen meinem untrainierten Zustand ergibt – und das in meinem Alter! Da kommen einige Dinge zusammen, die eine verminderte Leistungsfähigkeit begründen…

Die „Hitze“ (es dürften so um die 20°C sein) gibt mir den Rest und ich bin froh, dass der Weg jetzt überwiegend bergab geht, wenn auch meistens schattenlos.

Nach meiner geplanten Tagesleistung kann ich leider nicht anhalten, da der Weg zunächst direkt über ein Privatgrundstück führt und danach durch einen Wald, in welchem striktes Zeltverbot herrscht.

Das Problem ist, dass sich daran schon der Anstieg zum Planes d‘en Cabrit anschließt, und den wollte ich heute eigentlich nicht mehr in Angriff nehmen!

Aber es hilft nichts, ich kraxel erschöpft die steile, steinige Bergflanke empor und werde von neugierigen Bergziegen beobachtet, die sich wahrscheinlich innerlich todlachen ob meines Schneckentempos und meiner Technik.

Glücklicherweise gibt es direkt im Anstieg eine kleine Baumgruppe, unter welcher ganz offensichtlich schon andere müde Wanderer ihr Nachtlager aufgeschlagen haben. Ich kann keinen Schritt mehr weitergehen und spanne das Tarp ganz tief auf, um mich vor dem Wind zu schützen.

ein willkommenes Nachtlager direkt im Anstieg

Direkt als ich fertig bin, fängt es wieder zu nieseln an, aber das stört mich jetzt auch nicht mehr. So lange ich meine Beine hochlegen kann und keine Felsen mehr hochkraxeln muss, ist für heute alles gut.

Abends höre ich die Bergziegen rufen, klingen fast wie eine Katze – zugegeben eine sehr laute Katze.

Ein Gedanke zu “Port d’Andratx – Planes d‘en Cabrit

  1. Anonymous schreibt:
    Avatar von Unbekannt

    Sehr schöner Tagesbericht. Wie immer mit viel Humor, Ehrlichkeit und Witz geschrieben. Freuen uns schon auf die Fortsetzung.

    Like

Hinterlasse einen Kommentar