Hebalm – Grillitschhütte

12.08.2022, Tag 18, 18 km, Gesamtdistanz 444 km

Es hat doch nicht geregnet und morgens lugt die Sonne sanft durch die Bäume. Ich bleibe noch ein halbes Stündchen liegen, da ich viel Zeit habe und es gerade so schön kuschlig warm ist.

Ich habe heute nur ca. 17 km eingeplant, da ich noch vor dem großen Speikkogel Halt machen will, um diesen Morgen bei etwas besserem Wetter zu erklimmen.

Zunächst ist es heute aber unerwartet schön, leicht bis mittelmäßig bewölkt und ich wandere entspannt los.

An der Straße Hebalm befindet sich ein Campingplatz, der auch gut gefüllt ist. Auf dem Parkplatz stehen sieben Autos – fünf davon mit niederländischen Kennzeichen. 😄

Der Weg führt bald in einen Wald und schlängelt sich ganz gemächlich nach oben. Grundsätzlich ist es hier schön, aber eine Sache verdirbt den guten Eindruck. Borkenkäfer 😠

Jeder Baum, der hier steht, scheint von dieser Plage befallen zu sein. Die Rinden sind mit dem typischen grünen Belag befallen, die meisten Äste schon abgestorben. Und das Schlimme ist, dass ich auf der gesamten Wanderung, seit fast drei Wochen, überall diese kranken Bäume sehe!

Borkenkäferbefall

Die Borkenkäfer fressen alle unsere Wälder kaputt und man scheint nichts dagegen tun zu können?!? Das kann doch nicht sein…einmal (!) habe ich eine Biofalle gesehen, sonst nix, außer tote und kranke Bäume. In die Erforschung eines wirksamen Gegengifts müsste man doch ähnlich viele Mittel reinstecken, wie in die COVID-19-Forschung…dass alle Wälder in Europa absterben, kann ja auch niemand wollen.

Missmutig stapfe ich weiter und meine Laune hebt sich nur langsam, als ich wieder etwas weiter oben unterwegs bin, wo der Wald den weitläufigen Almwiesen weicht.

Dort mache ich um zehn Uhr auch erstmal Pause, da es jetzt nur noch eine gute Stunde bis Weinebene ist und ich noch meine zweite Portion Bergkäse verspeisen muss. Schmeckt auch heute sehr gut und ich genieße die letzten Sonnenstrahlen, bevor sich die Wolkendecke immer kompakter zusammenschiebt.

Direkt nach der Pause komme ich auch direkt nochmal an Heidelbeeren vorbei. Da ich viel Zeit habe, kann ich auch viel pflücken. 🙂

Über den Wildbachsattel, die Wildbachalm und den Weberkogel erreiche ich die Handalm. Auf dieser befindet sich ein Windpark mit 13 Windrädern, die 120 Meter hoch sind!

Ich finde die Teile ja faszinierend und mich stört der Anblick auch nicht. Irgendwie müssen wir den Strom ja produzieren und ob eine große Antennenanlage oder Windräder auf den Gipfeln stehen – dann lieber letztere.

Mit den 13 Windrädern werden 21.000 Haushalte mit Strom versorgt, informiert ein Schild der Firma Energie Steiermark.

Die dunklen Wolken stehen jetzt direkt über mir, aber es bleibt trocken und ich mache mich an den steilen Abstieg zur Weinebene, über welche schon vor 2000 Jahren ein Handelsweg der Römer ging.

Jetzt führt eine asphaltierte Straße die Touristen insbesondere im Winter zu den zahlreichen Liftanlagen, die sich hier überall befinden.

Kurz vor der Straße steht die Pauluskapelle. Diese wurde zu Ehren der Weitwanderer in den Jahren 1982-1983 errichtet. Sie ist von dem Schaffer des Nord-Süd-Wegs, dem Bildhauer Carl Hermann initiiert und ausgestattet. Er ist hier auf eigenen Wunsch auch begraben worden.

Pauluskapelle

Das Restaurant Weinofenblick hat eine überraschend schlechte Auswahl, nur Imbissangebote mit viel Fleisch, so dass ich mein Glück in der Gößlerhütte suche – und finde 🙂

Das Schwammerlgulasch ist ein vegetarischer Traum! Kräftig gewürzt und eine riesige Portion. Endlich kann ich Pilze essen, wo ich dich schon seit Tagen an ihnen vorbeilaufe.

Zusätzlich gibt es in der gemütlichen Gaststube eine Steckdose und vollen LTE-Empfang. Letzteren hatte ich die letzten vier Tage nie, so dass ich mit den Blogartikeln im Hintertreffen lag. In den Bergen gabs auf den Gipfeln immer nur einen Strich LTE – das hat zwar für Lebenszeichen in die Heimat und die Wetterapp gereicht, aber ganze Artikel mit vielen Fotos hochladen, hätte unglaublich lange gedauert.

Also nutze ich die Gelegenheit und lade die vorbereiteten Artikel hoch, esse mich kugelrund und freue mich meines Lebens.

Danach wandere ich noch vier Kilometer bis in die Nähe der Grillitschhütte. Zwischendurch regnet es dann auch mal zwanzig Minuten, aber von dem angekündigten Gewitter bekomme ich zum Glück nichts ab.

Es ist erst 15:00 Uhr, aber ich stehe direkt vorm Aufstieg auf den großen Speikkogel und das will ich erst morgen machen. Ich habe die Rückfahrt nach Hause schon gebucht, so dass es mir jetzt nichts bringen würde, unnötig über die Berge zu rennen. Und nachmittags regnet es dann auch immer mal wieder etwas, was ich in meinem Zelt ganz entspannt zur Kenntnis nehme. Durch die frühe Ankunft ist sogar noch ein Mittagsschläfchen drin. 🙂

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