11.08.2022, Tag 17, 27 km, Gesamtdistanz 426 km
Ich habe fantastisch geschlafen und konnte das Defizit der vorangegangenen Nacht wieder aufholen.
Es ist jetzt morgens zwar immer etwas kühl, da die Temperaturen bis knapp unter zehn Grad Celsius fallen, aber mit Daunenjacke und langer Hose noch auszuhalten.
Und sobald die Sonne aufgestanden ist, wird es sowieso immer angenehm warm.
Die heutige Etappe führt größtenteils über die Gipfel der Hirschegger-Alpe bis zum Packsattel und dann weiter über die Koralpe.

Dabei werden anstrengende Gipfel freundlicherweise links oder rechts liegen gelassen und es geht an den Flanken der Gipfel vorbei oder über einen Pass zwischendurch.
So erreiche ich über einen großen Bogen, den Speikkogel auslassend, die grünen Wiesen der Hirschegger-Alpe und spaziere dort stundenlang ohne Anstrengung mit besten Fernsichten auf einer Höhe von um die 1.700 – 1.800 Metern.
Das Gestein, welches hier und da freigelegt wurde, glänzt wunderbar in der Sonne. Wenn ich richtig informiert bin, ist hier neben Quarz auch Glimmer (Muskovit, Biotit) enthalten. Leider kann ich das Glitzern mit der Kamera nicht einfangen.

Als ich gerade mal wieder denke, ich bin die einzige Person auf der Welt, kommt mir dieses Gefährt entgegen:

Am Lahnkogel geht es dann wieder in den Wald hinein. An der Bernsteinhütte fülle ich nur Wasser auf und wasche meine Hände, damit ich ein paar Minuten später mitten in einem Heidelbeerfeld zünftige Pause machen kann. Der Bergkäse, den ich gestern frisch gekauft hatte, ist absolut köstlich und die Heidelbeeren kann ich im Sitzen von den Büschen zupfen.


Die gesamte Strecke ab der Bernsteinhütte ist komplett mit Heidelbeerbüschen bewachsen und alle Wander:innen versuchen noch ein paar Beeren zu finden, wobei der größte Teil in den letzten Tagen schon geerntet worden sein muss.
Es geht jetzt nur noch abwärts bis zur Knödelhütte. Hier gibt es einen großen Parkplatz, der gut gefüllt ist. Vor der Hütte sitzen die müden Wander:innen und verspeisen die Spezialitäten. Eine Familie mit vier Kindern sitzt abseits im Halbschatten auf der Wiese und lässt sich die mitgebrachte Jause schmecken.
Ich spaziere weiter, jetzt ein Stück auf der Schotterstraße, hinab in Richtung Barbarahaus. Den Abstecher in den Luftkurort Pack muss ich nicht machen, da ich dort nicht übernachten möchte.
Am Barbarahaus wollte ich eigentlich etwas essen, dort steht aber groß und deutlich dran, dass es sich um eine „Selbstversorgerhütte mit Getränkeausschank“ handelt…ich sehe mich schon die zweite Portion Käse essen, gehe dann aber doch rein und habe Glück.
Das alte Ehepaar, welches das Haus führt, rührt fleißig in großen Töpfen und duften tut es auch gut. Es gibt auch hier Essen und ich lasse mir eine Frittatensuppe schmecken, die ich mir selbst zusammenbauen darf. 😃


Der Mann, welcher aussieht wie Rübezahl, möchte mir eine Freude machen, da er von der Weitwanderung ganz begeistert ist und bietet mir „eine süße Spezialität“ an. Ich lehne dankend ab. Kurz bevor ich gehe, fällt ihm doch noch etwas ein, womit er mir eine Freude machen kann – und er trifft den Nagel auf den Kopf, indem er mir, schon beim Rausgehen, noch eine Apfelsine zusteckt – DAS ist etwas, worüber Weitwander:innen sich immer freuen! Frisches Obst 🙂
Unten am Packsattel halte ich an der Bushaltestelle an. Ist zwar direkt an der Straße, wo laut knatternd die Motorräder langflitzen, aber hier gibt es eine Sitzgelegenheit, Schatten und einen Mülleimer. Perfekte Bedingungen für die Dessert-Pause und ich lasse mir die Apfelsine zusammen mit einem Nussriegel schmecken.

Ich habe viel Zeit, da ich heute nur noch ein paar Kilometer bis zur Hebalm laufen möchte und die Zeit nutze ich, um auf dem folgenden, wieder sehr schönen Waldpfad, reichlich Himbeeren zu pflücken.
Und damit das wirklich der absolute Vitamin-Tag wird, findet sich an einer Kreuzung plötzlich eine Ansammlung von Brombeersträuchern. Und mit was für großen, reifen Beeren! Die schwarzen Riesen fallen mir geradezu in die Hand, wenn ich sie nur etwas streichle. Ich pflücke mindestens 250 Gramm (ohne Übertreibung, versprochen!) und verspeise auch diese Leckerei ohne zu Zögern.
Was für ein Tag 🙂 überhaupt waren das jetzt drei wunderschöne Tage hintereinander, an denen alles zusammengepasst hat – angenehme, schöne Strecke, perfektes Wanderwetter (sonnig, blauer Himmel, 20-22°C ) und leckeres Essen in den Hütten und am Wegesrand. Also unter optimalen Bedingungen macht Wandern auf jeden großen Fall Spaß. 😉
Am Ende des Tages finde ich natürlich sofort einen perfekten Platz für mein Tarp. Gehe aber erstmal noch dreihundert Meter weiter bis zur „Hebalm-Range“, um mir die Hände und das Gesicht zu waschen und dann baue ich ganz entspannt auf.
Ab heute Nacht soll es dann wieder regnen und morgen wahrscheinlich den gesamten Tag hindurch, aber das ist okay für mich. Muss ja auch mal regnen und übermorgen soll es schon wieder trocken sein. Morgen gehts dann auch mal wieder bergauf, damit ich nicht ganz aus der Übung komme. 😉


















