Erlaufsee – Niederalpl

02.08.2022, Tag 9, 28 km, Gesamtdistanz 226 km

Ich habe zwar nicht wie ein Stein durchgeschlafen, aber die Nacht war trotzdem gut und angenehm. Schön warm, kein Wind und absolut keine nervigen Insekten! Ich brauchte mein Moskitonetz nicht und das war richtig toll.

Morgens laufe ich runter zum Erlaufsee und dann nach Mariazell hinein. Auf dem Weg überschreite ich die Grenze zwischen Niederösterreich und der Steiermark. Es soll den ganzen Tag regnen und fängt auch frühzeitig an, immerhin war die Nacht trocken.

Mariazell ist wohl der bekannteste Wallfahrtsort Mitteleuropas, der Legende nach wurde 1157 die Marienstatue vom Mönch Magnus hierher gebracht.

Die Basilika, welche über Jahrhunderte umgebaut und erweitert wurde, kann ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Leider darf man innen keine Fotos machen. Wenn es welche im Internet geben sollte, unbedingt mal ansehen!

Die Kirche ist beeindruckend reich verziert, bemalt, mit silbernen und goldenen Elementen und Altären ausgestattet und einfach nur wunderschön anzusehen. An den hohen Deckengewölben gibt es gefühlt nur wenige Quadratzentimeter, die nicht verziert oder bunt bemalt sind.

Ich laufe staunend und beeindruckt durch die riesige Kirche und erkenne die unglaubliche künstlerische und handwerkliche Arbeit an, die hier investiert wurde.

Wieder draußen zeigt sich die reale Welt weniger glänzend, außer ich betrachte den nassen Asphalt auf der Straße.

Der Marktplatz vor der Basilika mit den ebenfalls schön verzierten Häusern muss bei Sonne noch tausendmal schöner aussehen als jetzt.

Rund um das Kirchengelände finden sich jede Menge Stände, an denen der gemeine Pilgerer alles erstehen kann, was man auf einer Wallfahrt zu benötigen scheint und das ist eine ganze Menge.

Die Steiermark bzw. Mariazell scheint aber auch für etwas anderes berühmt zu sein: Lebkuchen 🙂

Ich bin schon in der Stadt an einem großen Laden vorbeigekommen und auch hier auf dem Markt werden die Spezialitäten angeboten. Sie duften auch herrlich frisch, sind mir aber zu schwer und groß, um sie jetzt mitzuschleppen. Und im Sommer schmecken die doch auch nur halb so gut.

Nachdem ich mich im Waschraum der Pilgerunterkunft der Kirche etwas frisch machen konnte (die Dusche war leider verschlossen), mache ich mich auf den Weg. Den Schirm fest in der Hand und heute mal mit Kopfhörern, da bei Regen und anfänglichem Roadwalk ein Podcast ganz gut für Ablenkung sorgt.

Es ist schon halb elf Uhr, als ich die Stadt verlasse und ich bin froh, dass ich meine Tour heute nur bis zur Niederalpl geplant habe. Die offizielle Etappe sieht am Ende noch den Aufstieg auf die hohe Veitsch vor und veranschlagt für die ganze Strecke eine Gehzeit von mehr als acht Stunden. Da ich aber sowieso lieber morgens die schweren Anstiege angehe und nicht nach einem langen Tag zum Feierabend, werde ich vorher Halt machen und morgen früh hoffentlich frisch und munter auf den Berg klettern.

Also ist es heute eine relativ entspannte Etappe – dringend nötig nach dem gestrigen Tag – wobei ich am Tagesende trotzdem gute 1.000 Höhenmeter nach oben gewandert bin.

Der Weg führt relativ schnell an einem Bach entlang und trotz des Regens habe ich gute Laune und Freude an der Strecke.

Irgendwann hört es auch auf zu regnen und ab Mittags klart es sogar richtig auf und die Sonne kommt heraus.

Als ich schon die ersten Höhenmeter hinter mir und das Bergpanorama vor mir habe, ist bestes Wanderwetter und ich freue mich jetzt schon auf morgen. Da soll es nämlich auch schön werden, passend für den Aufstieg auf die hohe Veitsch, immerhin 1.981 m hoch.

Von der Hochfläche Herrenboden kann ich zum ersten Mal den Gipfel sehen – und bin heilfroh, nicht heute noch da hoch zu müssen.

Hinten mittig die hohe Veitsch

Am Ende führt der Weg zwar leider nochmal tief nach unten zum Niederalplpass, so dass ich morgen auf der anderen Seite alles wieder hochkraxeln muss, aber so ist das wohl in den Bergen.

alles runter, um dann drüben wieder hochzukraxeln 😦

Ich kann im Gasthaus an dem Pass meine Wasserflaschen auffüllen und baue mein Zelt einfach im Schatten der Skischule auf, die jetzt im Sommer verlassen ist. Das ist die einzig ebene Fläche außerhalb der Landstraße, auf welcher viele Motorradfahrer entlangdüsen.

Insgesamt war es ein sehr schöner Tag und ich freue mich wirklich auf morgen – zumindest auf den Zeitpunkt, wenn ich endlich oben auf dem Gipfel stehe. 🙂

Ein Gedanke zu “Erlaufsee – Niederalpl

  1. Anonymous schreibt:
    Avatar von Unbekannt

    Wir haben wieder mit viel Freude deine Aufzeichnungen gelesen und die herrlichen Fotos
    gesehen. Du könntest einen Reisebericht zusammenstellen und ihn veröffentlichen.
    Würde bestimmt viele Interessenten begeistern. Schicke bitte ein paar Regenwolken zu uns.
    Wir beneiden Dich um den Regen.

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