Tag 7, 31.07.2022, 31 km, Gesamtdistanz 172 km
Die Nacht in einem richtigen Bettchen war wundervoll und ich habe endlich wieder durchgeschlafen. Im Zelt werde ich nachts regelmäßig wach und muss auch ständig pinkeln, keine Ahnung woran das liegt.
Als ich kurz vor sieben Uhr das Gasthaus verlasse, ist die Haupttür noch verschlossen und ich trete durch den Seitenausgang auf die leere Straße.
Ich hatte vor, die ca. 4-5 km bis zum Trailhead zu trampen, schnell fällt mir aber ein, dass heute Sonntag ist. Kein günstiger Zeitpunkt, um auf regen Autoverkehr zu hoffen.
Also laufe ich los und tatsächlich kommen im Grunde keine Autos vorbei. Wenn überhaupt, dann nur in die andere Richtung nach Scheibbs.
Am Ende gab es drei Autos in meine Richtung, immer nur eine Person drin, zwei Männer, eine Frau, alle mit lokalem Kennzeichen, also hier aus der Gegend.
Möchte jemand raten, wer von den dreien angehalten und mich mitgenommen hat?
Nein? Zu einfach? Ja ich weiß…
Die nette junge Frau hat mich immerhin noch die letzten zwei Kilometer mitgenommen, nachdem ich schon zweieinhalb km getippelt war.
Glücklich stehe ich also wieder an der Stelle, wo ich gestern aufgehört habe und beginne den Anstieg auf den Plankenstein.
Das Wetter ist sehr gut, teilweise bewölkt, aber die Sonne schaut immer wieder durch. Dadurch ist es auch nicht zu heiß.
Die Inhaber der Burg Plankenstein, welche als Hotel genutzt wird, scheinen Harley Davidson-Fans zu sein 😉





Nach der Burg geht es kurz durch den Wald und dann immer auf Asphaltstraßen hinauf und hinab bis zum kleinen Örtchen St. Anton an der Jeßnitz.
Dort kann ich im Gasthof die Toilette benutzen und Wasser auffüllen und dann kommt das Highlight der heutigen und folgenden Etappen – es geht in den Naturpark Ötscher-Tormäuer.
Der 90km2 große Naturpark wird vom 1.893 m hohen Ötscher überragt, welchen ich zum Glück nicht erklimmen muss, die Route führt über den Riffelsattel am Gipfel vorbei.
Im Park gibt es viele Wasserfälle, schmale Felsklammen und diverse Höhlensysteme. Außerdem jede Menge üppig grüne Wiesen und ein paar wirklich traumhaft gelegene Höfe – hier zu wohnen hat schon was.
Meine Route führt mich zunächst auf den Hochbärneck, wo ich von einem Aussichtsturm auch schon den Riffelsattel sehen kann, welchen ich morgen passieren werde.



Danach geht es bei schönstem Sommerwetter durch eine bunte, duftende Blütenpracht, wo Schmetterlinge fangen spielen und die Bienchen fleißig Nektar einsammeln hinab in Richtung Schindlerhütte. Am Ende führt der Weg durch eine Schlucht und ich kann weit unten die Erlauf rauschen hören. Ich bin so gut gelaunt, ob der wunderschönen Natur, dass ich sogar damit leben kann, dass die Asphaltstraßen fast keinen begehbaren Grünstreifen haben.





An der Schindlerhütte fülle ich nochmal Wasser nach und nehme ab jetzt drei Liter mit. Bis dato bin ich immer mit zwei Litern unterwegs gewesen, aber hier in den Bergen ist mir das sicherer.
Es geht nun steil hinauf zur Ötscher-Tropfsteinhöhle, die ich nach teils anstrengenden Anstiegen über Metall- und Holzstufen um 16:00 Uhr erreiche. Der nette Mitarbeiter schaut mich ganz traurig an, weil sein Kollege gerade die Tür abschließt, aber ich teile schnell mit, dass ich gar nicht in die Höhle will, sondern hier nur vorbeikomme.
„Ah, eine Weitwanderin, ja?“ fragt er mich, was ich bejahe. „So wie die anderen beiden, die vorhin hier waren. Die sind auch gleich weitergelaufen.“
Ja, an der Schindlerhütte hatte ich tatsächlich das erste Mal auf dieser Tour zwei bärtige Männer gesehen, die auf jeden Fall auch schon eine ganze Weile unterwegs sind. Sie sind aber gerade weitergelaufen, als ich ankam, weshalb ich sie nicht ansprechen konnte.
Aber jetzt wo ich weiß, dass ich zwei andere Weitwanderer vor mir habe, werde ich sie sicherlich bald treffen, das ergibt sich auf dem Trail einfach so.
Ich bin nur noch ein kleines Stück weitergelaufen und habe auf einer wunderschönen Wiese direkt am Waldrand mein Zelt aufgebaut. Im Hintergrund stehen zwar Bienenstöcke, aber die Bienchen tun mir ja nichts. 🙂




















