Tag 6, 30.07.2022, 13 km, Gesamtdistanz 141 km
Der heutige Tag ist schnell geschildert. Im Regen aufgewacht und Zelt abgebaut. Im Regen über die Felder und Wiesen gewandert. Großes Glück mit der Unterkunft gehabt und dann endlich geduscht.
Um noch ein paar Sätze mehr zu schreiben, der Wetterbericht hat dieses Mal korrekte Vorhersagen getroffen und es regnet bis auf kurze Pausen den ganzen Tag.
Trotzdem war ich bei meiner Wanderung am Vormittag über die altbekannten Gemüse- und Getreidefelder gut gelaunt, da ich ja wusste, dass ich das nasse Zelt heute nur noch zum Trocknen, nicht zum drin schlafen aufbauen muss.
So trottete ich zuversichtlich durch die Gegend und brauchte noch nicht mal Podcasts zur Ablenkung zu hören, weil ich gut mit meinen Gedanken beschäftigt war.
Heute gab es nur einen kurzen Anstieg in Richtung des Schweinzberges, aber gar nicht bis zum Gipfel, sondern nur knapp daran vorbei. Danach ging es über grüne Wiesen runter bis zur Landstraße und dort hatte ich das große Glück, dass die nette Dame meiner Unterkunft mich dort abholte.
Eine halbe Stunde vorher hatte ich im Gasthof Hueber in St. Georgen endlich jemanden telefonisch erreicht und sie war sofort bereit, mich an der ca. 6km entfernten Straßenkreuzung abzuholen. Ich wollte mir den Fußweg gerne ersparen – zumindest in eine Richtung – und so war ich sehr froh, dass das klappte.
Während ich auf mein Shuttle wartete, reinigte ich meine verdreckten Beine und die Schuhe so gut es ging mit Lappen und Wasser – Ledersitze würde das Auto ja nun nicht haben, aber es reicht schon, dass ich nach sechs Tagen in der Natur stinke wie ein Iltis, da muss ich das Auto ja nicht noch mit Schlamm einsauen.
Wenige Minuten später hält eine schwarze Limousine vor mir. Eine junge, ganz in weißer Livree gekleidete Dame steigt aus und öffnet mir den Kofferraum. In diesem liegt etwas Sand, so dass ich kein schlechtes Gewissen haben muss, meinen nassen Rucksack hineinzuwerfen.
Dann steige ich ein und mache es mir gemütlich – auf dem dunklen Ledersitz…ach menno…ich versuche mich nicht zu bewegen, damit ich möglichst wenig Fläche berühre und nichts dreckig mache.
Nach wenigen Minuten und einem netten Gespräch erreichen wir den Gasthof Hueber. Es handelt sich um ein relativ großes Haus mit vielen, gemütlichen Zimmern. Highlight ist aber sicherlich das Restaurant, welches gehobene und mehrfach prämierte „Sterneküche“ anbietet. Ich halte mich weiter an meinen Proviant, hätte ja noch nicht mal passende Klamotten, um mich ins Restaurant zu setzen. Geschweige denn den nötigen Gaumen, um die Köstlichkeiten ausreichend wertschätzen zu können.
Die Dame fragt beim Check Inn sehr nett, ob ich ein Zimmer mit Badewanne oder Dusche möchte. Weil ich doch schon so lange unterwegs bin und vielleicht gerne baden möchte? Da ich so früh bin, kann sie noch tauschen.
Sie ist also leider nicht erkältet und konnte meinen Geruch im Auto nicht ignorieren.
Ich nehme die Gelegenheit gerne an und bekomme das Zimmer mit Badewanne. Es ist erst elf Uhr, aber ich darf schon aufs Zimmer und gehe nur noch einmal kurz über die Straße, um mir im „Nah & Frisch“ Badesalz zu kaufen. Danach verlasse ich das Zimmer nicht mehr und bin mit Wäsche waschen, Wäsche im ganzen Zimmer verteilen, baden und faul auf dem Bett liegen beschäftigt.
Draußen regnet es weiter. Was für ein schöner halber Ruhetag.
Mit dem morgigen Aufstieg auf den Plankenstein – das offizielle Ende der heutigen Etappe, 1km von der Landstraße entfernt – endet der nördliche Abschnitt des Nord-Süd-Weitwanderweges. Im mittleren Abschnitt geht es jetzt vom Voralpenland ins Ötscherland, über das steirische Gebirge ins mittlere Murtal.
Ich freue mich schon sehr auf die Berge – Wiesen und Felder habe ich jetzt genug gesehen – allerdings bin ich noch etwas skeptisch ob meiner Kräfte und den Anstiegen, die auf mich warten. Wenn ich daran denke, wie ich in den letzten Tagen schon bei drei-, vierhundert Höhenmetern ins Schwitzen gekommen bin. Na schaun wir mal, übermorgen sind das erste Mal mehr als 1.000 Höhenmeter auf einer Etappe hochzuwandern.







Liebe Katrin,
wir wünschen Dir viel Puste beim Bergsteigen. Du musst ja keinen Schnelligkeitsrekord
aufstellen. Das Durchhalten ist wichtig. Viel Glück dabei.
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