Tag 3, 27.07.2022, 32 km, Gesamtdistanz 71,5 km
Die Nacht war trocken und ich habe sogar das Kunststück hinbekommen, einen ebenen Platz zu finden, so dass meine sehr rutschige Isomatte nicht ständig irgendwo hin gerutscht ist.
So habe ich super geschlafen und auch die Temperaturen, die auf 13°C runtergegangen sind, waren für meinen Quilt kein Problem, ich habe schön warm geschlafen.
Gegen sechs Uhr werde ich wieder wach und spaziere eine Stunde später in den Ort hinein, wo ich mal wieder den Service der öffentlichen Toilette nutze und meinen ersten Satz Klamotten wasche. Es soll heute eigentlich erstmal trocken bleiben, so dass Unterhose und Socken ausreichend Zeit zum Trocknen haben sollten.
Hinter Bad Traunstein geht es wieder an Wiesen und Feldern vorbei. Morgens mag ich das sehr gerne, weil dann alles besonders still und friedlich ist und ich den Eindruck gewinne, alles ist gut. Dass das nicht für die ganze Welt zutrifft, kann man in diesen frühen Morgenstunden leicht verdrängen.

Nach Walterschlag geht es dann endlich wieder in den Wad hinein – und was für einen schönen!
Es ist zwar „nur“ Kiefernwald, aber die Bäume sind ausgewachsen, mit dicken, mächtigen Stämmen. Die Bäume stehen so weit auseinander, dass sich reichlich Unterholz gebildet hat, unter anderem auch jede Menge Heidelbeersträucher, von welchen ich mir ein erstes Frühstück pflücke.
Der ganze Wald ist eine einzige grüne Pracht und ich genieße den weichen Waldboden und die saftigen Heidelbeeren.






Unvermittelt taucht plötzlich hinter den Bäumen der Weyerteich auf. Ich würde das Ding ob seiner Ausmaße ja eher See nennen, immerhin ist er 13 ha groß, aber nun gut, mich fragt eh ja keiner.
Danach kreuzt der Weg noch ein altes Eisenbahnviadukt, und schlängelt sich dann weiter durch den Wald, bevor ich schließlich Ottenschlag erreiche. Auch eine nette kleine Marktgemeinde, in welcher ich mich aber nicht lange aufhalte, da ich nichts brauche oder zu erledigen habe. Die Wanderung gestaltet sich deutlich entspannter, wenn ich keine Stempel sammeln „muss“.
Der schöne Teil des Weges liegt damit für heute hinter mir, jetzt geht es wieder auf wenig befahrenen Asphaltstraßen an Wiesen und Feldern vorbei. Um mich abzulenken höre ich Podcasts und so vergeht die Strecke über Elsenreith bis nach Trandorf kurzweilig.
Interessant hier in der Gegend ist nur, dass sich diverse Familien auf den Anbau von Weihnachtsbäumen spezialisiert haben. Von den kleinsten Setzlingen bis zu ausgewachsenen Bäumen, zu denen ich mir kein passendes Wohnzimmer vorstellen kann, sind alle Größen vertreten.

Noch vor 14:00 Uhr erreiche ich den kleinen Ort Trandorf und als ich schon fast durch bin, fängt es an zu regnen. Da sich ein amtlicher Regenguss ankündigt, setze ich mich auf die Eingangstreppe eines Gemeindezentrums unter das Vordach.
Die riesigen Tropfen prasseln mit ohrenbetäubendem Lärm auf den Kunststoff des Daches und mit fortschreitender Zeit schwindet meine Hoffnung, dass es nur ein kurzer Schauer ist, den ich aussitzen kann.
Nach 20 Minuten wird es dann doch etwas weniger und ich laufe sofort los, ich möchte heute noch ein paar Kilometer schaffen, ist ja auch erst kurz nach 14:00 Uhr.
Nach nur wenigen Schritten verstärkt sich der Regen aber schon wieder. Ich halte tapfer den Schirm in den Regen und stapfe einfach weiter. Es geht sowieso erstmal zwei Kilometer die Landstraße entlang bis Zeining und auch danach noch ein ganzes Stück auf der Straße weiter.

Schließlich führt der Weg aber doch in den Wald und ich fühle mich gleich nicht mehr so beobachtet, wie ich bei strömendem Regen tapfer (?) durch die Gegend marschiere.
Die Freude über den Waldabschnitt währt nur relativ kurz, nach einem steilen Anstieg wird der Weg nämlich immer nasser, irgendwann hat er sich in einen kleinen Bach verwandelt, weil das Regenwasser von oben sich eine neue Route gesucht hat.
Danach kommen wieder hüfthohe, mit langen Wedeln versehene Gräser, die von beiden Seiten quer in den Weg reinragen. Wenn ich nicht schon pitschnass gewesen wäre, hätte sich das jetzt auch erledigt.
Nach einem steilen Aufstieg, während dem ich weiter meinen Schirm halte, damit mir die großen Tropfen wenigstens nicht ins Gesicht klatschen, erreiche ich endlich den Gipfel Jauerling und damit den 137 m hohen Fernsehsender.

Einen Besuch des Aussichtsturms spare ich mir anlässlich des Wetters und gehe direkt weiter. Jetzt geht es die Straße runter durch kleine Orte mit wenigen Häusern.
Ich suche nur noch eine Übernachtungsmöglichkeit und hoffe auf einen Unterstand, eine Scheune oder ähnliches, da ich bei dem anhaltenden Regen keine Lust habe, das Zelt aufzubauen.
In Oberndorf finde ich dann auch etwas Passendes: die Bushaltestelle bzw. das Wartehäuschen davon.

Sieht doch ganz nett aus, ist zwar super dreckig, aber trocken und ausreichend groß, dass ich es mir auf dem Boden gemütlich machen kann.
Ich checke zunächst den Fahrplan. Heute kommt kein Bus mehr und morgen erst um 06:47 Uhr – da kann ich schon weg sein.
Das Wartehäuschen steht zwar direkt an Wohnhäusern und ich habe Angst, dass mich jemand bevor es dunkel wird entdeckt, aber bei dem Regen noch weiterzulaufen ist auch nicht verlockender.
Also ziehe ich mir trockene Klamotten an und richte mich darauf ein, die mehr als vier Stunden bis zum Sonnenuntergang irgendwie rumzubekommen. Hinlegen will ich mich erst, wenn es dunkel ist.
Ich beginne den Blogartikel und mache mir warme Gedanken, trotz Daunenjacke ist es nämlich relativ kühl.
Nach einiger Zeit hört es nicht nur auf zu regnen, nein die Sonne kommt auch raus! Damit hätte ich heute nicht mehr gerechnet. Ich schaue auf die Uhr und es sind erst anderthalb Stunden vergangen! Das heißt, ich muss noch drei weitere Stunden warten…
Die Wetter-App sagt zwar, dass es jeden Moment wieder anfängt zu regnen, aber am Himmel kann ich nichts entdecken. Und jetzt bei Sonnenschein komme ich mir richtig fehl am Platz vor in dem dunklen Häuschen. Wenn mich jetzt jemand anspricht könnte ich auch nicht sagen, dass ich hier nur den Regen abwarte…
Ich verfluche mich zwar selbst für die Idee, aber ich werde doch nochmal losgehen! In weniger als fünf Minuten bin ich wieder in die nassen Sachen geschlüpft, habe alles zusammengepackt und stehe draußen in der Sonne.
Jetzt gibt es kein zurück mehr, schnell laufe ich die Straße weiter den Berg hinunter und genieße jeden einzelnen Sonnenstrahl, der mich wärmt und meine Klamotten trocknet.
Nach einem guten Kilometer führt der Weg wieder in ein Waldstück, es ist jetzt richtig aufgeklart und sieht absolut nicht mehr nach Regen aus, und ich finde nach zweihundert Metern eine passende Stelle, an welcher ich mein Tarp aufbaue. Um 19:00 Uhr kann ich mich endlich auf meine Matte legen und mich in den warmen Quilt kuscheln.
















