Ruhpolding – Bad Reichenhall

03.09.2021, Tag 10, 34 km, Gesamtdistanz 255 km

Da ich heute so exponiert gezeltet habe, bekomme ich sogar noch ein kleines Fitzelchen des Sonnenaufgangs mit. Das ist ansonsten im Wald ja immer sehr schwierig.

Beschwingt mache ich mich auf die letzten Kilometer nach Ruhpolding. Wie erwartet ist es überwiegend Asphalt und das hört nach dem Örtchen auch nicht auf.

Es geht weiter nach Inzell. Wie gesagt viel Asphalt und Schotter, immerhin ist das Wetter wieder sehr angenehm, auch wenn die Sonne nicht mehr so stark wärmt und ich meine Windjacke anlasse.

Bei Inzell

In Inzell habe ich einen zweistündigen Aufenthalt, weil ich die letzten Postkarten schreibe und den Blogartikel von gestern hochlade. Außerdem suche ich nach einer Bahnverbindung zurück nach Hause. Ist es normalerweise schon nicht so einfach, aus Berchtesgaden nach Berlin zu kommen, ist es während eines Lokführerstreiks fast unmöglich…oder zumindest sehr langwierig.

Letztendlich finde ich eine Verbindung für Sonntagmorgen, bei der ich knapp elf Stunden unterwegs bin und viermal umsteigen muss. Na mal schauen, ob das was wird.

Mittags gehts weiter zu der letzten Bergetappe auf dieser Tour. Die Zwieselalm, unterhalb des gleichnamigen Berges, wird angesteuert. Auf dem Weg dorthin, der zunächst auch wieder auf Straßen, dann aber im Wald auf schönen Trails entlangführt, mache ich mir nochmal Gedanken über die Rückfahrt und die Zeitplanung.

Ich habe ein Problem damit, dass ich morgen Mittag schon in Berchtesgaden sein werde, die Rückfahrt dann aber erst am Sonntagmorgen ist. Was soll ich da so lange machen?

Also plane ich um und entscheide mich dafür, meine Wanderung morgen früh schon in Bad Reichenhall zu beenden und nicht mehr nach Berchtesgaden weiterzulaufen. Die letzte Etappe bietet keine Highlights mehr, es geht nur durch Wald und auf Straßen zum Ort, um danach mit dem Zug wieder über Bad Reichenhall zu fahren.

Das bedeutet, dass das heute mein letzter Tag ist und diese Etappe bietet sich sehr dafür an. Der Weg zur Zwieselalm ist wirklich wunderwunderschön! Es geht lange am Hang zwischen Nadelbäumen und duftenden Blumen entlang, immer mit Blick auf die schneebedeckten Gipfel auf der anderen Seite des Tals.

unterhalb des Zwiesel

Die Sonne scheint ohne zu brennen und ich genieße das Zirpen der Grillen und Zwitschern der Vögel. Viel mehr höre ich nämlich nicht, außer ab und zu ein Flugzeug.

Es ist wirklich herrlich.

An der Zwieselalm angekommen trockne ich nochmal mein Tarp und Innenzelt, die auf der Wiese heute morgen durch den Morgentau nass geworden sind und buche die Bahnfahrt um. Nun werde ich hoffentlich morgen früh ab Bad Reichenhall nach Berlin kommen, sofern genügend LokführerInnen im Dienst sind.

Der Abstieg nach Bad Reichenhall zieht sich auf großen Serpentinen durch den Wald und wird durch zahlreiche fruchtig-leckere Brombeeren versüßt, die mittlerweile reif sind. Ein deutliches Zeichen für das Ende des Sommers, werden Brombeeren doch als letzte der Waldbeeren reif.

Ich laufe heute schon bis in die Stadt rein, um die Etappe offiziell abzuschließen. Der Ort ist jetzt zwar nicht sehr schön, viel Verkehr, sehr laut, aber ich bin glücklich am Ziel meiner Wanderung angekommen.

Bad Reichenhall

Abends werde ich wieder etwas rauslaufen und mir draußen im angrenzenden Wald ein letztes Mal ein Schlafplätzchen suchen.

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Fazit Maximiliansweg

Die rund zwei Drittel, die ich vom Maximiliansweg gewandert bin, haben Spaß gemacht. Die Wegführung ist zum großen Teil sehr angenehm und wanderfreundlich, lediglich die letzten Etappen ab Ruhpolding enthalten zu viele Asphaltabschnitte.

Der Abschnitt ab dem Tegelberg ist wirklich als anspruchsvolle Bergwanderung zu verstehen, die Gipfel und Kämme, die erklommen werden, sorgen bei gutem Wetter allerdings für eine mehr als ausreichende Belohnung für die Strapazen.

Ab Tegernsee verläuft der Maximiliansweg überwiegend auf Qualitätswanderwegen, was das Laufen sehr angenehm macht und für höhere Tagesstrecken sorgen kann.

Die Ausschilderung war eigentlich immer gegeben, lediglich in den Ortschaften selbst und auf der Etappe von Inzell nach Bad Reichenhall gibt es keine oder zu wenige Hinweise auf den E4/Maximiliansweg. Hier müsste man dann auf den gpx-Track zurückgreifen, der als Backup immer auf dem Handy dabei sein sollte.

Die Infrastruktur ist natürlich ausgezeichnet. Ich habe so gut wie nie mehr als zwei Liter Wasser mitgeschleppt, da regelmäßig Ortschaften oder Hütten bzw. Almen auf dem Weg liegen. Man kann den Maximiliansweg natürlich komplett ohne Zelt laufen, so ist er auch konzipiert. Aber auch mit Zelt war es kein Problem, immer ein schönes Plätzchen zu finden. Der Rucksack darf nur nicht zu schwer sein, damit die zahlreichen Anstiege auch geschafft werden.

Wer Bayern und oder die Alpen näher kennenlernen möchte, dem kann ich den Maximiliansweg uneingeschränkt empfehlen. Und vielleicht vollende ich den Trail irgendwann noch, indem ich ab Lindau bis zum Tegelberg laufe, wer weiß.

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ENDE

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