Pessenbacher Schneid – Lenggries

29.08.2021, Tag 5, 16 km, Gesamtdistanz 100 km

Dieses Mal habe ich bei der Wahl des Zeltplatzes keine Glanzleistung abgegeben. Schon kurz nach dem Aufbau muss ich feststellen, dass das Regenwasser von dem leichten Hang vorm Zelt direkt unter den Boden läuft und kurz darauf ist dieser im Fußbereich komplett durchnässt.

Außerdem hatte ich mich extra unter den Baum gestellt, damit ich das Zelt nicht im prasselnden Regen aufbauen muss. Das hat auch geklappt, aber Abends hat es dann doch aufgehört zu regnen, nur dass ich das unter dem Baum so gut wie nicht mitbekommen habe, da die großen Wassertropfen aus den Zweigen munter weiter auf mein Tarp einprasselten.

Kalt war es auch wieder gewesen, allerdings nicht kälter als in der vorangegangenen Nacht, was ich schon mal als Pluspunkt verzeichnet habe.

Ganze 15 Minuten bekomme ich. 15 Minuten kann ich ohne Schirm laufen, dann fängt es an zu regnen.

Dabei hat es die gesamte Nacht über nicht geregnet. Hätte das nicht andersherum laufen können? Nachts ist mir der Regen egal, tagsüber wäre es schon schön, wenn es mal wieder trocken wäre. Ist ja nicht so, dass ich übermütig werde und mir Sonnenschein wünsche…nur kein Regen wäre schon schön…

Mein Ziel muss es heute sein, mein Innenzelt und die Isomatte wieder trocken zu bekommen, sonst kann ich die nächste Nacht vergessen. Da es den ganzen Tag regnen soll, setze ich meine Hoffnung auf Lenggries, wo ich irgendwo alles ausbreiten und trocknen lassen will. Ich sollte eigentlich Mittags dort sein.

Zunächst geht es also mit Regenschirm hinauf zur Glaswandscharte. Von dort weiter in Richtung Benediktenwand, die ich aber durch den dichten Nebel erst sehr spät und nur diffus erkennen kann, als ich fast direkt daneben stehe.

Benediktenwand

Zur Tutzinger Hütte muss ich nicht abbiegen, diese liegt ein paar hundert Meter neben dem Weg und spuckt einige unglückliche Wanderinnen aus, die sich dick eingepackt auf den Weg nach Jachenau machen – was übrigens eine Etappe des „Traumpfad München-Venedig“ ist. Fehlt nur noch das Traumwetter dazu.

Auf der anderen Seite der Benediktenwand erklimme ich den Rotöhrsattel. Bis hierhin war es immer ein Wechselspiel zwischen Regen und trockenen Abschnitten. Ab jetzt hört es aber gar nicht mehr zu regnen auf. Lediglich die Stärke wandelt sich von starkem Regen manchmal für ein paar Minuten zu Nieselregen, bevor es wieder stärker wird.

Auf dem Rotöhrsattel – Aussicht wie immer – keine

Auf dem folgenden Abstieg geht es wieder zwischen engstehenden Zwergnadelbäumem entlang, so dass nach kurzer Zeit meine Hosen und Arme komplett nass sind.

Außerdem hat sich der Weg in einen Bach verwandelt. Da meine Schuhe eh seit zwei Tagen durchgängig nass sind, mache ich mir gar nicht erst die Mühe, außen rum zu gehen, sondern patsche direkt im Wasser nach oben.

Der Weg

Den Schirm halte ich trotzdem tapfer weiter aufrecht, da dadurch wenigstens mein Kopf trocken und damit warm bleibt.

Alles in allem ist das Wetter aber nicht sehr einladend und als ich dann noch feststelle, dass ich noch nicht mal drei der insgesamt 12 km geschafft habe und jetzt nochmal auf einen 1.700 m hohen Gipfel samt Gratweg klettern soll, treffe ich zwei Entscheidungen.

Zum einen ändere ich meinen Tagesplan und nehme mir vor, in Lenggries oder Umgebung ein Hotelzimmer für die Nacht zu organisieren. Ich glaube nicht mehr daran, dass ich so rechtzeitig in Lenggries ankomme, dass ich dann meine Ausrüstung noch trocknen kann. Mein Plan A ist jetzt also ein günstiges Zimmer, und nur wenn das nicht klappt, bleibt als Plan B die Sachen trocknen und wieder Zelten.

Zum anderen entscheide ich mich gegen die Gipfelroute und suche mir einen parallel verlaufenden Weg, der neben den Gipfel die gleiche Strecke abdeckt. Es wäre jetzt total sinnlos, auf den Grat zu klettern und sich da oben entlangzukämpfen. Und würde nur unnötig Zeit und Kraft kosten.

Mit beiden Entscheidungen zufrieden lasse ich also den Latschenkopf, Stangeneck und Schrödelstein im wahrsten Sinne des Wortes links liegen und gehe lieber an der Idealhang-Seilbahn entlang über die Stin-Alm und an der Tölzer Hütte vorbei.

Es geht einen breiten Schotterweg entlang, was mir bei diesem Wetter sehr recht ist. Die Sichtweite beträgt zwischen 30 und 50 Meter und so kann ich die Stin-Alm erst entdecken, als ich schon fast drin stehe.

Stin-Alm

Am Panorama-Restaurant Brauneck treffe ich dann wieder auf den Originalwegverlauf. Das Restaurant dürfte heute nicht sehr viele Gäste haben, mit Panorama ist es jedenfalls nichts.

Jetzt geht es laut Wegweiser nur noch anderthalb bis zwei Stunden hinab nach Lenggries. Ich liege jetzt wieder besser in der Zeit und sollte gegen 12:30/13:00 Ihr ankommen. An Plan A halte ich aber trotzdem fest, eine Nacht im Trockenen und warmen Zimmer würde mir jetzt nicht schaden.

Auf halber Strecke habe ich schon Internetempfang und schaue spaßeshalber bei booking.com nach einem Zimmer. Eigentlich habe ich vor, in der Touristeninfo zu fragen, sofern diese heute am Sonntag geöffnet hat, aber ich finde im Internet tatsächlich ein attraktives Angebot. 43 EUR für die Nacht, ohne Frühstück und direkt im Ortszentrum. Ich zögere nicht lange und buche das Zimmer.

Es ist jetzt zwölf Uhr, ich kann leise die Glocken aus Lenggries läuten hören und bin plötzlich tiefenentspannt . Es ist ein ganz anderes Gefühl, wenn man weiß, dass man abends unter einer warmen Dusche stehen und danach in einem warmen Bettchen liegen wird, anstatt sich im Zelt in den Schlafsack kuscheln zu müssen.

Blick auf Lenggries

Der Regen macht mir plötzlich nichts mehr aus (naja, er nervt schon noch etwas) und ich schlendere langsam hinunter ins Tal.

da oben komme ich her

Bevor ist einchecke besorge ich mir beim Bäcker und in einem kleinen Laden, der auch Sonntags geöffnet hat noch etwas Proviant für den Nachmittag und um halb zwei stehe ich im Lenggrieser Hof.

Glücklicherweise kann ich auch schon auf mein Zimmer und denke gerade noch daran, ein Foto zu machen, bevor es wenige Minuten später überseht ist mit meiner Ausrüstung.

Ich wasche meine Klamotten durch, drehe die Heizungen auf und hoffe, dass alles bis morgen früh trocken wird.

Dann genehmige ich mir eine wohlige, heiße Dusche und verbringe den Rest des verregneten Nachmittages im Bett.

Die Wetterprognose gibt eine Dauerregenwarnung für heute, morgen und Dienstag aus. Ist ja mal ganz was Neues.

Am Mittwoch regnet es evt. etwas weniger und Donnerstag und Freitag könnte es sogar trocken bleiben und die Sonne wieder rauskommen! Ich bin gespannt…

Jetzt bin ich erstmal glücklich, dass ich meine Ausrüstung wieder trocken bekomme und damit den morgigen Regentag gut durchstehen werde.

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