22.07.2020, Tag 25, 24 km, Gesamtdistanz 680 km
Die letzte Nacht auf dem Trail war gut. Ein gerader, weicher, ruhiger Platz, warm (ein wenig zu warm tatsächlich) und trocken – zumindest unter meinem Tarp. Draußen hat es einmal geregnet, aber auch nicht stark und viel. Morgens kann ich deshalb eine fast trockene Plane einpacken. Ich muss nur aufpassen, dass ich keine blinden Passagiere mit nach Berlin bringe, die im letzten Moment eine günstige Gelegenheit wittern.

Ich bin heute nochmal um fünf Uhr aufgestanden, also eine halbe Stunde früher als üblich, da ich gerne den Zug um 14:00 Uhr bekommen wollen würde und noch 24 km vor mir habe.
Es ist bewölkt und diesig – ich liebe dieses Wetter am Morgen, hatte ich jetzt auf der Wanderung aber eigentlich nie gehabt.

In Weiler im Allgäu statte ich dem Steinmännle meinen Pflichtbesuch ab und kann an dem Bäcker, der schon um sechs Uhr aufmacht nicht vorbeigehen. Die Doppelsemmel entpuppt sich als kleines Doppelbrot…ich esse nur eine Hälfte, die suuuuuper lecker ist und spare mir die andere für die Zugfahrt auf.

Die Hausbachklamm wäre die nächste Station gewesen, ist aber aufgrund von Bauarbeiten teilweise gesperrt, so dass ich zunächst die ausgeschilderte Umleitung laufe, die erstmal steil den Berg hinaufführt, bevor es endlich runter in die Klamm geht.
Dort ist es dann aber richtig schön und weil ich heute der „Tag der Letzten“ ist, mache ich nochmal von allem ein Video oder Foto – die letzte Brücke, der letzte Anstieg, der letzte Fluss, die letzte Kuh etc.pp.
Außerdem scheint die Sonne immer mal wieder durch die Wolken und die Bäume und die Klamm ist echt schön.
Ein Spielplatz mit einer kleinen Seilbahn über den Fluss lässt mich dann endgültig glücklich werden und ich schwebe laut jauchzend über das Wasser.

Dadurch brauche ich natürlich ewig und komme nur sehr langsam voran. Nach zweieinhalb Stunden habe ich gerade sechs Kilometer geschafft. Aber auf der zweiten Hälfte der Etappe bis nach Oberreute kann ich die Zeit zum Glück aufholen, da es jetzt fast ausschließlich sehr gepflegte, parkähnliche, breite Waldwege entlanggeht.
Kurz nach zehn Uhr erreiche ich dann auch Oberreute, fülle dort nur meine Wasserflaschen auf und gehe gleich weiter. Noch elf Kilometer bis nach Oberstaufen.
Ein Großteil der Strecke führt wieder über freies Feld und die Sonne scheint entgegen der Vorhersagen von einem nur sehr spärlich mit Wolken bedeckten Himmel. Außerdem ist es total schwül – das Gewitter heute Abend ist vorprogrammiert, hilft mir jetzt aber nicht, wenn ich im Schweiße meines Angesichts die Wege hochstapfe.
Ich versuche mich mit dem Verzehr von Himbeeren zu belohnen und die allerletzte, die ich auf dem Trail esse ist ein wahrer Traum. Bilderbuchmäßig geradezu.

Dann kommt der letzte Anstieg auf den Kapf auf 998 Höhenmeter, bevor es endlich durch einen kühlen Wald hinunter nach Oberstaufen geht.


Ich treffe um 13:00 Uhr im Ort ein und habe somit noch ausreichend Zeit, um mir die Innenstadt des netten Städtchens anzusehen, Eis zu essen (natürlich!) und stolze Zielfotos zu schießen.

Tja und damit endet meine Wanderung. 680 Kilometer bin ich im Allgäu gewandert, habe mir pittoreske Ortschaften, neugierige Kühe, saftig-grüne Wiesen, sprudelnde Tobel und endlose Fernblicke angesehen. Und auch wenn das Abenteuer früher endet als geplant, war es ein sehr schönes und rundes Erlebnis.
Ich freue mich darauf, wiederzukommen und die letzten 200 Kilometer auf der Himmelsstürmer-Route zu laufen. Bis dahin werde ich aber andere Reisen unternehmen, von denen in diesem Blog eventuell auch zu lesen sein wird.

Kornhaus in Weiler 




Blick auf Oberstaufen 

das letzte Eis 
Steinmännle Oberstaufen 

Oberstaufen 
Steinmännle Oberreute 

Weiler 
Weiler im Allgäu 










