20.07.2020, Tag 23, 34 km, Gesamtdistanz 621 km
Heute war ein besonderer Wandertag. Ich habe heute die Wasserläufer-Wiesengänger-Route beendet und bin damit an einem Punkt angekommen, an dem ich schon mal war. Nämlich in Isny und Eglofs. Diesen Streckenabschnitt bin ich nach der Wiesengängerroute am Anfang gelaufen, um dann über die Trilogieleiter auf die Wasserläufer-Himmelsstürmer-Route zu wechseln.
Und da ich keine richtige Lust hatte, die insgesamt 20 km doppelt zu laufen, wollte ich diese Strecke mit dem Bus fahren. Ich hatte mir vorsorglich damals bereits den Busfahrplan für die Strecke vom Eistobel nach Isny abfotografiert und wusste deshalb, dass ich spätestens um 14:00 Uhr am Eistobel sein muss. Den Eistobel würde ich tatsächlich nochmal durchqueren, einfach weil die Haltestelle erst danach kommt.
Da bis dorthin aber noch 25 km mit zwei großen Anstiegen vor mir lagen, klingelte mein Wecker heute schon um fünf Uhr.
Acht Stunden sollten für die Strecke reichen…dachte ich.

Der erste Abschnitt bis nach Bolsternang verlief auch gut, ich genoss die Morgensonne und die saftigen Himbeeren. Der Anstieg zum schwarzen Grat auf 1150 Metern war dank Schotterwegen auch kein Problem. Oben erwartete mich eine Überraschung…ein großer Spielplatz, WC und ein hoher Aussichtsturm…das hätte ich jetzt nicht alles erwartet.
Ich stapfe den Aussichtsturm hinauf, genieße die Aussicht auf die Berge, in denen ich zum Teil vor einer Woche selbst war und machte Fotos.

Erst als ich gegen zehn Uhr in Bolsternang eintreffe wird mir bewusst, dass mich der schwarze Grat bzw. der Aussichtsturm jede Menge Zeit gekostet hat. Eine halbe Stunde, die ich eigentlich gar nicht habe, wenn ich den Bus bekommen will.
Der Bus um 14:00 Uhr ist zwar nicht der letzte, aber danach fährt erst zweieinhalb Stunden später der nächste und das wäre dann doch sehr spät. In Isny will ich etwas Essen, mein Handy aufladen und dann muss ich ja mit einem anderen Bus noch nach Eglofs fahren.
Also spute ich mich und lege einen Zahn zu. Die Zeitangaben bis zum Eistobel sagen mir, dass es knapp wird, wenn ich mit anderthalb Stunden für den Eistobel selbst rechne. Das war die Zeit, die ich bei der ersten Durchquerung gebraucht habe. Und auch wenn ich heute keine Videos mehr machen will, wird es um diese Zeit voller sein und damit evt. schwerer, durchzukommen.
Auf dem Weg hoch zum letzten Berg für heute, dem Kugel, wird mir dann auch noch klar, dass die Angaben in meinem Wanderführer sich auf das Ende des Eistobel beziehen. Das bedeutet ich muss zwei bis drei Kilometer weiter laufen, als ursprünglich gedacht! Ich werde langsam doch etwas nervös und hetze den Berg hoch.
Nur zweimal gönne ich mir eine kurze Pause, indem ich Himbeeren pflücke. Die würden ab morgen durch den Regen sowieso verfaulen, also versuche ich so viele wie möglich davor zu bewahren, indem ich sie vernasche.

Erst in Hohenegg, den letzten Häusern vor dem Eistobel, bin ich überzeugt, dass ich es schaffe. Ich komme um viertel eins am Eistobel an und habe damit wie geplant anderthalb Stunden für die Durchquerung.
Es ist wie erwartet relativ voll, im und am Wasser planschen Kinder und Familien picknicken. Die Stege und Wege sind voll und ständig muss man warten, bis der Gegenverkehr durch ist.
Trotzdem brauche ich nur eine dreiviertel Stunde bis ans andere Ende, so dass ich schon um 13:00 Uhr an der Bushaltestelle bin und sogar den Bus um 13:30 Uhr nehmen kann.
Als ich den Bus in der Ferne sehe, halte ich vorausahnend den Arm kurz raus zum Zeichen, dass ich mitfahren will. Ich bin die einzige Wartende und wahrscheinlich steigen hier nicht sehr oft Leute dazu…der Bus macht allerdings keine Anstalten abzubremsen…ich stehe extra am Ende der Parkbucht, damit ich gesehen werde und fuchtel wie wild mit den Armen – ich rufe auch, aber das hört die Fahrerin sowieso nicht, nur vorbeikommende Radfahrer amüsieren sich darüber, dass der Bus nicht anhält.
Im letzten Moment tritt die Dame dann doch noch auf die Bremse und hält kurz vor Beginn der Brücke mitten auf der Straße an…das wäre es jetzt ja gewesen, wenn sie mich einfach stehengelassen hätte…
Ich bin ziemlich fertig und habe mich auf dem ganzen Weg damit bei Laune gehalten, dass ich mich auf ein oder zwei große Portionen Eis gefreut habe. Diese will ich mir in Isny gönnen und ich fange mit vier Kugeln in einer von zwei Eisdielen an.

Dort kann ich auch mein Handy aufladen und danach will ich eigentlich zu der anderen Eisdiele um weitere Sorten auszuprobieren, aber dann ist der Appetit auf etwas Herzhaftes doch größer und ich steuere auf den örtlichen Döner-Imbiss zu. Der Döner ist super lecker, aber liegt mir am Abend noch schwer im Magen – Eis wäre da die leichtere Variante gewesen.

Kurz nach 16 Uhr nehme ich den Bus nach Eglofs und starte hier auf den westlichen Teil der Wasserläufer-Route. Ich laufe nur noch ein paar Kilometerchen und genieße die Sonne. Ab morgen Mittag soll es endgültig schlechtes Wetter werden.
Ich hatte ja schon angedeutet, dass die Wetterprognosen für die nächste Zeit nicht sehr gut ausfallen. Jeden Tag habe ich gespannt das Symbol für einen weiteren Tag erwartet – und jeden Tag kam eine neue Regenwolke dazu…ich bin mir nicht bewusst, schon jemals so eine desaströse Vorausschau gesehen zu haben – für NEUN Tage nur Regen und Gewitter…

Aus diesem Grund habe ich schweren Herzens entschieden, nur noch bis nach Oberstaufen zu wandern. Dort endet die Wasserläufer-Route und die Himmelsstürmer-Route beginnt. Es geht dann also wieder richtig hoch in die Allgäuer Alpen. Die Strecke besteht aus neun Etappen, wovon ich stand heute mindestens sechs Tage im Regen oder sogar Gewitter laufen würde. Darauf habe ich überhaupt keine Lust (und sehe auch keinen Sinn darin), weshalb ich die Tour leider abbrechen muss.
Ich habe sehr lange darüber nachgedacht und alle möglichen Varianten durchdacht, aber es bringt alles nichts. Die Himmelsstürmer-Route ist genau der Teil, auf den ich mich am Meisten gefreut habe, aber genau deswegen möchte ich ihn auch bei gutem bis sehr guten Wetter laufen. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als diesen Teil der Wanderung zu verschieben und für nächstes Jahr vorzusehen.
Dafür habe ich eine schöne Alternative gefunden und werde nächste Woche mit einer Freundin zu einer Fahrradtour aufbrechen – und wir werden zusehen, dass wir in Richtung Sonne fahren. 🙂











Eistobel 
Eistobel 
Eistobel 
Eistobel 
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Isny 
Isny 
Isny 
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