01.07.2020, Tag 4, 30 km, Gesamtdistanz: 109 km
Der heutige Tag verlief relativ ereignislos. Das Highlight am Vormittag waren nahezu wild gewordene Bullen, die auf einer Weide direkt am Wegesrand standen und direkt auf mich zukamen, als ich – in ihren Augen offensichtlich zu langsam – daran vorbeiging. Der Zaun bestand aus einem dünnen Draht, von welchem ich nur hoffen konnte, dass er ausreichend Strom enthielt, um die Rindviecher von mir abzuhalten.
Das schien der Fall zu sein, der Leitbulle hielt zwar seinen Kopf über den Draht, vermied aber den Kontakt damit.
Ich ging zügig weiter und konnte verhindern, als Spielball zu enden.
Die Strecke führte wieder fast ausschließlich auf (unbefahrenen) Asphaltstraßen entlang und meinen Füßen tat das gar nicht gut.
Viel angenehmer war hingegen – mal wieder – mein Schirm, der mir ausreichenden und bequemen Schutz vor der prallen Sonne bot, die heute von einem fast wolkenfreien Himmel strahlte. Und ich war nicht die Einzige, die die Vorzüge des mobilen Schattens zu schätzen wusste. Sofort wenn ich den Schirm aufspanne, schwirren dicke, fette Fliegen um mich herum und lassen sich auf der Innenseite des Schirms nieder. Stört mich im Grunde nicht und ich gebe gerne etwas Schatten ab, aber einige der Brummer könnten noch etwas an ihren Flugkünsten feilen und mir nicht direkt vorm oder im Gesicht herumfliegen…

Und auch wenn die Landschaft sich jeden Tag wiederholt – wenige Mais und Getreidefelder wechseln sich mit Unmengen an grünen, saftigen Wiesen ab, in der Ferne erkennt man die Silhouette eines pittoresken Dorfes, zwischendurch streift der Weg eine kleine Ansammlung an Höfen oder windet sich kurz durch einen Wald – ich habe mich noch nicht daran satt gesehen 🙂 es ist einfach immer wieder schön das glitzernd-grüne Gras und die sanften Hügel anzuschauen und das Bimmeln der Kuhglocken zu hören.
Trotzdem fange ich heute an, Podcasts zu hören. Die schöne Umgebung und das Laufen auf einer unbefahrenen Straße erfordern nicht meine ganze Aufmerksamkeit, so dass ich noch ein wenig für die Podcasts abzweigen kann.
Und in einem der kurzen Waldstücke stehen am Wegesrand auch noch Walderdbeeren – mjam, sie sind sehr lecker und ich nasche ein paar, lasse aber die Meisten für nachfolgende Wanderer übrig, hauptsächlich weil ich keine Lust auf das ständige Bücken habe. 😉

Mittags komme ich in Stephansried vorbei – dem Geburtsort von Sebastian Kneip. Das obligatorische Wasserbecken finde ich – im Gegensatz zu dem Denkmal, das es hier auch geben soll.

Das ist aber wahrscheinlich nicht halb so beeindruckend wie die Basilika von Ottobeuren, deren markante Türme schon Kilometer vor dem Erreichen der Stadt erkennbar sind.

Gegen halb drei erreiche ich die Stadt und bevor ich mir die Basilika ansehe suche ich – fast schon traditionell- erstmal die öffentliche Toilette auf. Heute nutze ich die großen Räumlichkeiten und die Tatsache, dass nicht sehr viel los ist, um mich mal richtig zu waschen – mit Seife und Lappen und richtig schrubben und so – hach, ein schönes Gefühl 🙂 Dann wechselte ich auch gleich von den Turnschuhen zu den Sandalen. Die letzten Kilometer heute wollte ich nochmal nahezu schmerzfrei laufen.
Danach komme ich aber nicht umhin, mir die Basilika anzusehen . Die äußeren Maße haben mich ja schon beeindruckt, aber das Innere haut mich einfach nur um. Alle Wände und Decken sind bunt bemalt und es sieht sehr aufwändig und sehr schön aus.

Danach möchte ich aber endlich etwas Essen. Ich hatte zum Frühstück noch den Rest vom Brot und Käse gegessen und freute mich jetzt auf einen großen Salat. Aber alle Italiener, die ich fand, machten nachmittags zu und erst 17:00 Uhr wieder auf. Also blieb mir nur das örtliche Dönerrestaurant, wo ich auch einen leckeren Salat bekam.

Die Zeit nutzte ich, um die Powerbank im Restaurant aufzuladen, wobei ich natürlich draußen saß, das Wetter war auch zu schön für drinnen.
Drei Stunden nach Erreichen von Ottobeuren verließ ich die Stadt wieder und wanderte noch ein paar Kilometer bis zum ersten Wald, der auf der Strecke kam.
Dort tat ich mich heute relativ schwer, einen geeigneten Schlafplatz zu finden, bzw. hatte ich relativ schnell einen, war aber nicht so zufrieden, da der Boden mit vielen kleinen Pflanzen bewachsen war und auch sonst zwar mit Laub bedeckt, aber nicht so schön weich wie die letzten beiden Nächte. Außerdem brauchte ich ewig zum Aufbauen und fing mir noch diverse Mückenstiche ein. Wobei mich diese nicht so sehr störten – ich hatte die neuseeländischen Sandflies er- und überlebt – mich konnten auf dieser Welt wahrscheinlich keine Stechmücken mehr beeindrucken…
In Ottobeuren hatte ich mir die Wettervorhersage angesehen und wusste deshalb, dass es heute Nacht anfangen würde zu regnen – und dann morgen den ganzen Tag durchregnet und gewittert…dann bin ich mal gespannt, wie das so wird. Immerhin spare ich Sonnencreme 😉













Liebe Katrin,
wir haben Deinen Reisebericht wieder mit viel Freude und Lachen gelesen.
Du schreibst einfach toll. Deine wunden Füsse tun uns leid und wir hoffen, dass
Du sie wieder schmerzfrei hinbekommst.
Habe morgen einen schönen Tag bei wenig Regen und vielen schönen Erlebnissen.
Liebe Grüße
Mama und Papa
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