Alice Springs – Katherine – Darwin

13.07. – 30.07.2017

Nach meiner Rueckkehr vom Larapinta Trail war ich erstmal ausgiebig duschen, habe saemtliche Klamotten gewaschen und zwei grosse Burger gegessen, was sich nach den Magenproblemen der letzten Tage nicht als die beste Idee herausstellte. 

Am naechsten Morgen brachte ich mein Auto zur Inspektion und hoffte instaendig, dass keine allzu grossen Reparaturen anfallen wuerden. Es fuhr bis dahin im Grunde einwandfrei, ausser dass sich in den letzten Tagen ein Ruckeln eingestellt hatte, welches insbesondere im Leerlauf oder beim Beschleunigen auftrat. 

Meine Google-Recherche hatte ergeben, dass es diverse Ursachen haben koennte, u.a. verdreckte Zuendkerzenkappen, aber es war jedenfalls nichts Schlimmes und ausser, dass das Ruckeln an Ampeln doch manchmal nervte, musste es auch nicht kurzfristig gemacht werden.

Nach anderthalb Stunden war der Meister fertig und praesentierte mir die Rechnung, die nur den vereinbarten Preis enthielt und keinerlei Mehrkosten. Er hatte einige Kleinigkeiten aufgefuehrt, die ihm aufgefallen waren, aber offensichtlich gab es keine groesseren Probleme. 

Wobei er auch nicht den Eindruck machte, unbedingt mehr als noetig tun zu wollen, weil er „keine Zeit und einen Haufen Arbeit“ hatte…nun gut, irgendwie war es ja genau das, was ich wollte – moeglichst geringe Kosten. Andererseits wollte ich natuerlich auch ein gut funktionierendes Auto, aber wird schon werden.

Straßenkunst in Tennant Creek

Den Rest des Tages verbrachte ich in der Bibliothek, um Fotos in den Blog hochzuladen und neue Wanderausruestung zu recherchieren. 

Fuer den Bibb brauchte ich unbedingt ein neues Zelt, da meines nun wirlich auseinander viel und ich alleine aufgrund des nicht mehr vorhandenen Moskitoschutzes etwas neues brauchte. Ausserdem hatte meine Isomatte auf dem Larapinta angefangen zu delaminieren, so dass ich auch hier Ersatz brauchte. Da es auf Therm-a-Rest-Matten jedoch eine lebenslange Garantie gibt, wollte ich es erstmal darueber probieren.


Am 14. Mai verliess ich dann endlich die Stadt, die keinen besonders symphatischen Eindruck bei mir hinterlassen hat. Ich folgte mehr oder weniger schnurgerade dem Highway nach Norden in Richtung Darwin. 

Die erste Nacht verbrachte ich bei den Devils Marbles, abgerundeten Steinbrocken, die teilweise abenteuerlich aufeinander balancierten und ueber eine grosse Flaeche verteilt in der Gegend lagen.


Am zweiten Abend bin ich in Mataranka, bei natuerlichen, heissen Quellen. Die Rainbow-Quelle in Mataranka ist sehr gut erschlossen und entsprechend voll, so dass ich ein paar Kilometer weiter zur Bitter Springs fuhr. Hier war es deutlich ruhiger, nur eine Handvoll Menschen genossen das 32 Grad warme Wasser und ich konnte direkt auf dem Parkplatz uebernachten. 

Am naechsten Morgen joggte ich zunaechst einige Runden um die Naturpools, bevor ich mich mit einigen anderen in die Fluten stuerzte. War das toll! Badewannentemperatur, aber mit Blick auf dicht bewachsene Ufer und Wasservoegel, die im Schilf umherstaksten. Ich schwamm ein bisschen umher und freute mich meines Lebens.


Mittags erreichte ich Katherine, die einzige groessere Stadt auf den 1.500 Kilometern zwischen Alice Springs und Darwin. Da ich gut in der Zeit lag, besuchte ich den Nitmiluk Nationalpark. Der Katherine-River verlaeuft hier durch ein ausgepraegtes Schluchtensystem, welches man zu Fuss oder per Kajak erkunden kann. Ich lief mit meiner Wasserflasche bewaffnet bis zum Jeddas Rock an der zweiten Schlucht.

Laut Anzeigetafel waren es 30 Grad Celsius und es war auch ordentlich heiss, da es an einigen Kreuzungen aber Wassertanks gibt, war die Wasserversorgung kein Problem. Die Aussicht auf den Fluss von Jeddas Rock und Pat’s Lookout war fantastisch und auf dem Rueckweg lief ich noch die Runde zum Aussichtspunkt an der ersten Schlucht entlang. 

Zurueck am Flussufer kam man ueber eine Wiese, auf der links und rechts hohe Baeume aufgereiht standen. Und in den Baeumen hingen hunderttausende Flughunde und machten einen hoellischen Laerm.

Meine Versuche, die possierlichen Tiere im Flug zu knipsen waren leider nicht sehr erfolgreich, aber alleine die Menge an Flughunden war schon sehr beeindruckend. Wie die bei dem selbstgemachten Laerm allerdings schlafen wollten, war mir ein Raetsel…


Ich verbrachte die Nacht in Katherine und erreichte am naechsten Tag den Kakadu Nationalpark. Seines Zeichens einer der beruehmtesten Nationalparks Australiens, was wahrscheinlich auch an seiner Groesse liegt. Mit 19.800 Quadratkilometern ist er so gross wie Slowenien, oder fast halb so gross wie die Schweiz und das ist selbst fuer australische Verhaeltnisse gross – zumindest fuer einen Nationalpark.

Die Ureinwohner lebten hier schon seit mehr als 40.000 Jahren und der Park beherbergt eine umfangreiche Sammlung an uralten Felsmalereien und anderen Kulturschaetzen.

Ausserdem umfasst er verschiedene Landschaftsformen, im Norden die Floodlands, die waehrend der Regenzeit komplett ueberschwemmt werden. Den groessten Teil des Parks nimmt von Savannenwald bedecktes Flachland ein und im Osten gibt es eine 50 bis 400 Meter hohe Sandsteinebene, die fuer tolle Ausblicke sorgt.

Der Kakadu Nationalpark ist sowohl Unesco Weltnatur- als auch Weltkulturerbe und beherbergt u.a. ein Drittel bis die Haelfte aller australischen Vogelarten.

Da passt es nicht so richtig ins Bild, dass in der Gegend seit 1980 eine Uranmiene betrieben wird. Die drei Gebiete mit Uranpecherzvorkommen wurden vom Nationalpark ausgeklammert und der hochumstrittene Abbau haelt bis heute an.

Ich habe insgesamt anderthalb Tage in dem Park verbracht und mir alle Landschaftsformen angesehen. Auf kurzen Wanderungen oder auf Fahrten ueber sehr huckelige Sandpisten habe ich einen guten Eindruck gewonnen, muss aber sagen, dass ich den Park jetzt nicht so beeindruckend fand. 

Das lag hauptsaechlich an dem relativ unspektakulaeren Savannenwald, der einfach nur trocken und spaerlich bewachsen aussieht, obwohl es auch dort viele gruene Pflanzen und Blaetter gibt, aber der Gesamteindruck ist irgendwie traurig. 

Kurz nach der Regenzeit, wenn die Fluesse viel Wasser fuehren und die Natur ueberquillt von Leben, sieht das vielleicht anders aus, aber jetzt in der Trockenzeit war ich nur maessig beeindruckt.

Ganz anders der Lichtfield Nationalpark, meine letzte Station bevor ich Darwin erreichen wuerde.

Der Lichtfield Nationalpark ist zwar deutlich kleiner als der Kakadu, dafuer besitzt er ein relativ umfangreiches Netz an Fluessen, die das ganze Jahr ueber Wasser fuehren und jede Menge Pools, in denen man baden kann. Daher ist er auch ein beliebtes Auflugsziel der Darwiner, die hier schwimmen und natuerlich grillen. An den Wasserlaeufen gibt es ueppigen, dichten Wald und man kann in dem Schatten gut den ganzen, heissen Tag verbringen. 

Ich war seit einigen Tagen wieder im tropischen Norden Australiens und es ist einfach unglaublich heiss. Leider auch Nachts, wo das Thermometer nicht unter 20 Grad fiel, was insbesondere im Auto nicht angenehm zum Schlafen ist, da es sich tagsueber zwar aufheizt, nachts aber nicht wirklich abkuehlt. 

Und da ich sowieso noch Zeit totschlagen musste, da mein Flug nach Bali erst am 31. Juli ging und ich nicht ewig in Darwin festhaengen wollte, verbrachte ich zweieinhalb entspannte Tage in dem Park. 

Gleich zu Beginn konnte man die beeindruckenden Huegel der Kompasstermiten bestaunen, die exakt in Nord-Sued-Richtung ausgerichtet sind. Das hat Temperaturregulierungsgruende, da so immer eine Seite im Schatten liegt und dadurch die Temperatur im Inneren konstant gehalten werden kann.

Kompasstermitenhügel

Dann spazierte ich einen kurzen Weg an den Florence Falls entlang und gelangte zum Florence Plunge Pool. Schon von draussen sah es toll aus, wie die beiden kleinen Wasserfaelle in den Pool stuerzten. Direkt im Wasser war es aber noch viel beeindruckender! Ich schwamm bis unter den Wasserfall, liess die grossen Tropfen auf mich plaetschern und drehte mich um, als ich unter dem Wasservorhang hervorpaddelte. Jetzt schaute ich direkt nach oben und sah das Wasser vor dem blauen Himmel herunterfallen – Fantastisch!!! Nochmal! 

Grinsend schwamm ich wieder zurueck unter den Wasserfall und wiederholte das Vergnuegen noch zweimal. Es war einfach traumhaft – ich bin vorher noch nie hinter einem Wasserfall gewesen, geschweige denn direkt unter ihm geschwommen. Das ist schon ein besonderes Erlebnis und in diesem Augenblick wuenschte ich mir zum ersten Mal eine Go Pro Kamera, um direkt im Wasser Fotos machen zu koennen. 

Wobei sich dieser Wunsch als sehr altmodisch herausstellte. State of the Art ist es, bis vor den Wasserfall zu schwimmen und dann sein wasserdichtes Smartphone zu zuecken, um damit Selfies zu schiessen…

Aber egal, der Anblick des auf mich hinunterfallenden Wassers hat sich mir eingepraegt und ich werde ihn so schnell nicht vergessen – zumal ich am naechsten Tag bei den Wangi Falls gleich unter dem naechsten Wasserfall schwamm…

In den zweieinhalb Tagen sass ich entweder im Schatten am Wasser und las oder planschte im Wasser herum und genoss das Nichtstun total.

im Vordergrund das (kleine) Männchen


Dann wurde es aber doch Zeit weiterzufahren und ich erreichte am 21.07. Darwin. Da ich den Flug nach Bali schon relativ frueh gebucht hatte und nicht genau wusste, wie viel Zeit ich bis nach Darwin brauchen wuerde, hatte ich den spaetestmoeglichen Termin genommen, bevor mein Visum ablaeuft…das bedeutete jetzt aber, dass ich ganze zehn Tage Zeit hatte und in Darwin verbringen musste…

lecker Frühstück 🙂

Ich machte das Beste draus, sah mir die verschiedenen, aber nicht zahlreichen, Sehenswuerdigkeiten an, verbrachte jede Menge Zeit in der gut klimatisierten Bibliothek, wusch meine Klamotten und konnte regelmaessig in dem kostenlosen Freibad duschen – mehr brauchte ich nicht, um die Zeit zu verbringen.

Ausserdem musste ich noch den Reissverschluss meiner Hose erneuern, da er zwei Tage vor dem Abflug kaputt ging. Nach einer kurzen Suche fand ich aber sogar einen passenden und konnte ihn austauschen.

Darwin war trotz der tropischen Lage relativ gruen, hatte viele Parks und ueberall gab es automatisierte Bewaesserungssysteme, die nachts die Gruenflaechen waesserten (und mein Auto, wenn ich zu dicht an einer Wiese stand).

Die Museen und Infotafeln in Darwin drehten sich um die zwei praegenden Ereignisse der Stadtgeschichte. 

Das erste war der Luftangriff der Japaner am 19. Februar 1942, bei welchem grosse Zerstoerungen angerichtet wurden. Es starben ueber 200 Menschen und ging als der groesste Luftangriff auf Australien in deren Geschichte ein. Und auch hier traf ich wieder auf die mir so fremde heldenhafte Verehrung der australischen Soldaten, die im Krieg gefallen sind…

Das zweite praegende Ereignis war noch desastroeser. In der Weihnachtsnacht 1974 zog der Zyklon Tracy ueber die Stadt hinweg und zerstoerte 70% aller Gebaeude. In der Ausstellung dazu gibt es vorher-nachher-Fotos der einzelnen Stadtteile und es war erschreckend zu sehen, dass saemtliche Haeuser bis auf ein paar Grundmauern einfach weg waren…30.000 Menschen wurden evakuiert, weil die Stadt unbewohnbar war und viele kehrten auch nach derem Neuaufbau nicht mehr zurueck.

vom Zyklon umgeknickter Bahn-Anzeigemast

Town Hall-Ruine zum Gedenken an Zyklon Tracy

Die Zeit in Darwin nutzte ich auch, um ein neues Zelt in den Staaten zu bestellen. Ausserdem orderte ich neue Trekkingstoecker, da ich fuer das Zelt zwei zum Aufstellen benoetige und momentan nur einen habe. In Australien sind sie aber so teuer – und werden nur einzeln verkauft – dass es sich rentiert hatte, sie in Deutschland zu bestellen und mir zuschicken zu lassen. 

Die Isomatte habe ich auch an den Kundenservice in Australien geschickt und hoffe, dass sie mir einen Ersatz zukommen lassen – und alles rechtzeitig bei mir ist, bevor ich mit dem Bibb starte.

Am 30.07. habe ich dann mein Auto in einer Wohngegend in der Naehe des Flughafens abgestellt, die Nacht auf dem Flughafen verbracht und dabei sehr wenig bis gar nicht geschlafen, und am naechsten Morgen ging es nach Bali.

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