21.06. – 30.06.2017
Als ich morgens wach werde hängen dicke Wolken am Himmel und es regnet. Ursprünglich wollte ich die südliche Route von Cairns in Richtung Alice Springs nehmen und wäre dann ganz zufällig(!) nochmal an Walsh’s Pyramid vorbeigekommen und hätte meine Niederlage beim Erklimmen des Bergs in einen lässigen Sieg umwandeln können…aber bei null Aussicht lohnt es sich nun wirklich nicht…also hake ich das Thema endgültig ab und nehme die nördliche Route, damit ich an einem weiteren Highlight australischer Vielfältigkeit vorbeikomme.
In der Gegend um Mareeba gibt es nämlich aufgrund günstiger Anbaubedingungen – Kaffeeplantagen!

Jaques Kaffeeplantage
Jo…hätte ich auch nicht gedacht, dass ich in Australien meine erste Kaffeeplantage besuche. Aber wie schon angemerkt, dieses Land ist wirklich für viele Überraschungen gut – was wohl weniger am Land als an meinen/unseren mageren Kenntnissen darüber liegt…
Auf Jaques Plantage werden cirka 85.000 Kaffeepflanzen angebaut, wobei so ein Strauch zwischen 70 und 80 Jahre alt werden kann. Es gab einen absolut wunderbaren Film über die Geschichte des Familienunternehmens zu sehen, der richtig gut gemacht war. Es war zwar eine Laienproduktion, aber komplett mit Rollenspielen, Drohnenflügen über die Plantagen, theatralischer Musik und einem guten Drehbuch – der Film wurde durch ein Familienmitglied erstellt, der eine sehr kreative Ader haben muss. Neben vielen anderen Infos habe ich so unter anderem gelernt, dass man sechs Kilo frische „Beeren“ benötigt, um ein Kilo fertig geröstete Kaffeebohnen zu erhalten.

selbstentwickelte Erntemaschine für Kaffeepflanzen
Danach bin ich über die Plantage spaziert und habe einen Cappuccino geschlürft, der im Eintrittspreis enthalten war. Genauso wie die Verkostung zweier Kaffeeliköre, an denen ich aber nur genippt habe – musste ja noch fahren 😉

mmhhmm…eigene Produktion
Mit dem Wetter hatte ich dieses Mal Glück, genau in der Zeit auf der Plantage war es trocken und die Sonne linste sogar mal durch – als ich weitergefahren bin, zog es sich wieder zu und fing in Strömen an zu regnen.
Da ich für den Rest des Tages aber sowieso nur noch fahren würde, störte mich das nicht so – bis es auf meiner Windschutzscheibe plötzlich anfing laut zu klappern und dann der linke Scheibenwischer schief hing…es dauerte noch ein paar Meter, bis ich anhalten und mir den Schlamassel ansehen konnte. Der Clip, mit dem der Scheibenwischer in der Halterung befestigt wird, war nicht mehr da…in solchen Situationen stelle ich mir immer die gleiche Frage:
Was würde MacGyver jetzt machen?!?
Also habe ich in den Tiefen meines Gepäcks nach geeigneten Reparaturmaterialien gesucht, das Klebeband in Verbindung mit Klettband und einem kleinen Stöckchen als Stopper haben allerdings nicht so richtig gut gehalten, so dass ich kurz darauf nochmal angehalten und den Scheibenwischer einfach abgemacht habe. Auf der Fahrerseite funktionierte er ja noch und das musste für die nächsten ca. 40 km reichen.
In Ravenshoe erkundigte ich mich in der Touristeninfo dann nach einer Werkstatt und nachdem ich zweimal weitergeschickt wurde, weil sie nicht das passende da hatten, fand ich am Ende einen Autoteilehändler, der den passenden Scheibenwischer parat hatte und mir auch gleich montiert hat.
Meine erste Reparatur am Auto fiel somit übersichtlich aus und ich war gespannt, was noch so alles kommen würde…
In der nächsten kleinen Ortschaft tankte ich nochmal und dann war ich auch schon im Outback. Auf den nächsten knapp 1.900 Kilometern würde ich bis auf zwei kleine Ortschaften, die noch auf dem Weg liegen, nur noch endlose Weiten mehr oder weniger spärlich bewachsen mit Eukalyptusbäumen, verschiedenen Gräsern und anderen wüstentauglichen Pflanzen sehen. Dazu jede Menge totgefahrener Kängurus am Straßenrand. Als ich in der Abenddämmerung auch auf lebende Exemplare stoße, wird mir aber auch klar, warum es so viele nicht schaffen…wenn ein Auto oder Laster angebraust kommt, hüpfen die Viecher einfach in die Richtung, in die sie gerade gucken. Im Zweifel also einmal quer über die Straße, obwohl sie am Straßenrand sicher waren und sich nur umdrehen müssten…in die Top Ten der intelligentesten Tiere schaffen es Kängurus wohl eher nicht mehr…
Nach gut 300 gefahrenen Kilometern halte ich kurz vorm Dunkelwerden an einem Roadhouse an. Das sind die einzigen menschlichen Posten in den unendlichen Weiten des Outback (von den privaten „Stations“, also großen, abgelegenen Farmen mal abgesehen). Hier gibt es Sprit, Essen und manchmal auch einen Caravanpark zum Übernachten. Ich tanke und stelle mich dann auf den Parkplatz am Straßenrand.

perfekter Frühstückstisch
Am nächsten Tag steht nur Fahren auf dem Programm und ich hoffe, dass ich heute mehr schaffe als gestern. Durchs Outback zu fahren ist meistens nicht so aufregend. Die Straße führt durch immer gleich aussehende Gegenden, die von niedrigen Eukalyptusbäumen und trockenem Gras bestimmt werden. Manchmal taucht am Horizont ein niedriger Höhenzug auf oder ein paar Greifvögel kreisen über einem Kängurukadaver und warten bis man vorbeigefahren ist und sie weiterfressen können. Die Straße ist zwar nicht schnurgerade, aber die Kurven sind so dezent, dass man nicht abbremsen muss. Ich vertreibe mir die Zeit, indem ich Podcasts höre.

Aber dann gibt es zwischendurch auch immer wieder hochinteressante Momente. Zum Beispiel, wenn man einem berühmt-berüchtigten Road Train begegnet. Von diesen Mega-LKW, die sämtliche Güter im Outback transportieren, hat schon mein Reiseführer höchst respektvoll berichtet und den Eindruck erweckt, man müsste sich als PKW-Fahrer mit seinem winzigen Auto mindestens neben die Straße stellen, wenn einem ein Road Train entgegenkommt – wenn nicht sogar unsichtbar machen…letztendlich war es aber gar nicht so schlimm, es handelte sich nicht um besonders breite, sondern nur um besonders lange, ansonsten aber normale LKW. Sie hatten anstelle von ein oder zwei Anhängern eben drei Anhänger zu ziehen und kamen damit auf eine Gesamtlänge von bis zu 53 Metern. (In Deutschland fahren seit diesem Jahr übrigens auch sogenannte Lang-LKW auf einigen Autobahnen. Wie lang diese sind, weiß ich aber nicht genau.)

Road Train
Dennoch war es insbesondere wenn man einen überholen wollte, schon eine spannendere Aufgabe. Ich hatte nur einmal das Vergnügen, aber das natürlich genau auf einer einspurigen Sandstraße. Also fuhr ich kilometerlang in der dichten Staubwolke des LKW und versuchte mich bemerkbar zu machen. Ich wusste ja nicht, ob der Fahrer überhaupt mal in den Rückspiegel schaut und selbst wenn, mehr als seine eigene Staubwolke sieht.
Er hatte mich aber offensichtlich gesehen. An einer Stelle, wo für ein paar hundert Meter eine zweispurige Asphaltstrecke kam, blinkte er links zum Zeichen, dass ich jetzt überholen könnte. Ich trat aufs Gas und machte, dass ich weg kam – was bei gut 50 zu überholenden Metern dann doch ein bisschen länger dauerte.

Outback vom Aussichtspunkt gesehen
Aber auch die Straßen selbst sorgten manchmal für eine Auflockerung der eintönigen Fahrt. Neben asphaltierten Abschnitten, die im Laufe der Zeit aber immer seltener wurden, gab es eine vielfältige Auswahl an Schotter- bzw Sandstraßen. Die besseren waren hart und relativ eben, ohne große Löcher oder lose Steine. Richtig genervt haben mich die Abschnitte, die mehr aus Steinen als Sand bestanden haben. Regelmäßig knallte so ein Brocken nämlich von unten an mein Auto und ich bekam jedes Mal einen Wutanfall, weil ich Angst hatte, dass der Stein irgendetwas kaputt macht. Das führte dazu, dass ich streckenweise nur mit 40 bis 60 km/h langtuckern konnte.
Und dann gab es noch die richtig sandigen Abschnitte, wo tiefe Fahrrinnen anzeigten, dass es hier zumindest nicht so holprig zugehen würde. Das war dann das Fahrsicherheitstraining für die besonderen Anforderungen im Outback. Die Aufgabe bestand offensichtlich darin, den Wagen wieder unter Kontrolle zu bringen, nachdem man diese mit den vorgeschriebenen 100 km/h in dem tiefen Sand verloren hatte. Also nahm ich den Fuß vom Gas, bremste aber nicht, um das Driften nicht noch zu verstärken, und lenkte stark nach links und rechts, wobei das jedesmal nur eine sehr geringe Wirkung auf das Auto hatte. Aber nach ein paar Metern Schlenkern hatte ich den Wagen dann wieder im Griff. Coole Sache…und weil Neues am Besten durch Wiederholung gelernt wird, passierte mir das noch ein-, zweimal und am Ende war ich schon relativ souverän im Schlittern. 😉
Ein anderes Gefühl war es, als ich schon am zweiten Morgen nach cirka 120 Kilometern ebenfalls ein leichtes Schlingern bemerkte. Dem war ein kurzer Knall vorangegangen. Ich hielt an und dachte nur:“ Och nö, jetzt schon? Wirklich?“
Der Reifen hinten links war platt…aus Respekt vor den Road Trains fuhr ich auf den breiteren Seitenstreifen auf der rechten Straßenseite und suchte das Werkzeug heraus. Der Ersatzreifen war unter dem Auto angebracht und wurde mithilfe einer raffinierten Kurbellösung nach unten transportiert.

Reifenwechsel
Während ich noch auf der Suche nach dem richtigen Ansatzpunkt für den Wagenheber war, hielt ein Geländewagen an und ein junger Mann stieg aus. Ich hätte jetzt zwar nicht selbst um Hilfe gebeten, aber wenn man sie mir unaufgefordert anbietet – soooo scharf war ich jetzt auch nicht darauf, den Reifen alleine zu wechseln…nicht gleich beim ersten Mal.
Also bedankte ich mich artig und wir wechselten den Reifen gemeinsam aus. In dem kaputten Reifen steckte ein ausgewachsener Nagel und der Reifen war richtig aufgeplatzt an der Stelle. Ich dankte dem jungen Mann nach getaner Arbeit nochmals herzlich und er fuhr weiter.

mein Lieblingsverkehrszeichen 🙂
Wie viele Reifen würde ich wohl noch tauschen müssen? Ich war ja gerade erst wenige hundert Kilometer auf den Schotterstraßen unterwegs! Immerhin war ich dadurch noch nicht an der letzten Ortschaft vorbei und konnte dort einen neuen Reifen besorgen.
Da der Ersatzreifen nur wenig Luft drauf hatte, fuhr ich die gut hundert Kilometer bis nach Hughenden noch vorsichtiger und langsamer, als ich es vorher schon getan hatte.
Und wenn es in den Orten auch wenig Geschäfte und Angebote gab – Reifen gab es immer. Also fragte ich in der Touristeninfo mal wieder nicht nach Sehenswürdigkeiten, sondern nach einem Reifenhändler. Einer der beiden hatte den passenden Reifen da und eine Stunde später war ich 120 Dollar los und hatte einen nigelnagelneuen Ersatzreifen.
Also weiter…insgesamt war ich dreieinhalb Tage ab Cairns unterwegs, bevor ich am 24. Juni in Alice Springs ankam. Dabei hat die Fahrt durchs Outback durchaus Spaß gemacht. Und jetzt im Winter war die Luft zumindest vormittags richtig angenehm, manchmal gab es leichten Wind und es waren vormittags nur gut 20°C würde ich sagen. Und die Luft ist sehr klar, was insbesondere bei den schönen Sonnenauf- und -untergängen deutlich wurde.

typischer Fluss im Outback
Damit befand ich mich jetzt im „roten Zentrum“ Australiens. Alice Springs befindet sich fast genau im geographischen Mittelpunkt des Landes und sowohl zur nächsten Großstadt im Süden (Adelaide) als auch im Norden (Darwin) sind es 1.500 km. Und weil ich ab Cairns so lange nach Westen gefahren bin, befinde ich mich jetzt auch in einer anderen Zeitzone. Das Zentrum Australiens liegt eine halbe Stunde hinter der australischen Standardzeit der Ostküste zurück. Und eine andere Klimazone habe ich auch erreicht, ich bin dem tropischen Klima vorerst entronnen und befinde mich jetzt im Wüstenklima. Dass dies einen entscheidenden Unterschied ausmacht, sollte ich in den nächsten Tagen noch erfahren.
Da ich genau zur Schließzeit der Touristeninfo in Alice Springs ankomme, bleibt mir für diesen Tag nur, frische Lebensmittel und eine neue Luftmatratze zu kaufen. Die alte ist nämlich seit drei Nächten undicht und das, obwohl ich zwei Löcher gefunden und geflickt hatte.
Abends stelle ich mich auf den Parkplatz an der Telegraph Station. Das ist heutzutage ein Park mit Picknicktischen und Barbeques und die alten Gebäude der Telegraphenstation kann man sich auch ansehen, wenn man möchte. Beim Umsehen entdecke ich, dass hier auch der Larapinta Trail losgeht. Ach was…gut zu wissen, den will ich nämlich in den nächsten Tagen laufen. Weitere Infos dazu bekomme ich hoffentlich morgen in der Touristeninfo, viel weiß ich nämlich nicht über den Weg.
Ich bin gerade am Einschlafen, als jemand um 21 Uhr an mein Auto klopft. Er lässt sich nicht abschütteln und ich gebe mich zu erkennen. Es ist der Wachdienst, der das Parktor abschließen will und mich auffordert rauszufahren. Ich versuche zwar noch zu argumentieren, dass es mich nicht stört, wenn er das Tor zu schließt, aber darauf lässt er sich nicht ein. Also klettere ich nach vorne und fahre weg. Im Zentrum finde ich am ausgetrockneten Flussbett des Todd River einen Parkplatz und stelle mich in eine dunkle Ecke, damit die Laternen nicht so ins Auto leuchten.
Mitten in der Nacht höre ich Leute am Auto vorbeigehen, sie berühren das Auto auch irgendwie, aber ich denke mir nichts dabei und werde nicht richtig wach. Ein paar Sekunden später gibt es jedoch einen super lauten Knall, als etwas gegen die Beifahrerscheibe knallt und ich sitze aufrecht im Bett. WTF!?!?!
Ich gucke raus und sehe zwei Männer in ein paar Metern Entfernung vorm Auto stehen und abwarten. Obwohl ich lauthals fluche und Verwünschungen ausspreche und das Fenster offen ist, scheinen sie mich nicht wirklich zu hören, zumindest reagieren sie nicht. Ich habe Angst, dass sie jeden Moment den nächsten Stein werfen – nochmal würde die Scheibe nicht standhalten. Also was tun?
Ich drücke herzhaft auf die Hupe, und dann nehmen sie endlich die Beine in die Hand und sprinten in einem erstaunlichen Tempo davon.
Na toll…die Beifahrerscheibe hat ein kleines Schlagloch, ist aber durch den Steinwurf zum Glück nicht gesprungen oder ganz kaputt gegangen. Ich setze mich hinters Steuer und fahre ein paar Meter weiter auf den Nachbarparkplatz, wo noch zwei andere Autos stehen und der besser beleuchtet ist.
Es ist 2:25 Uhr und ich versuche zwar wieder einzuschlafen, aber daran ist natürlich nicht zu denken. Mein Herz rast, mein Körper ist vollgepumpt mit Adrenalin und bei jeder Gruppe, die am Auto vorbeigeht setze ich mich auf und beobachte, wo sie langgeht. Und hier kommen viele Nachts vorbei…es scheint, dass die Menschen, die auf der Straße leben (interessanterweise ausschließlich Aboriginals), einen anderen Tagesrhythmus haben – wobei sie auch tagsüber durch die Straßen laufen…nachts aber eben auch…irgendwie schlafen die nicht wirklich viel…
Ich in dieser Nacht auch nicht und so bin ich froh, als es endlich hell wird und ich joggen gehen kann.

Alice Springs
Danach kümmere ich mich um den nächsten Blogartikel und versuche Infos zum Larapinta Trail zu bekommen. Es stellt sich heraus, dass man einen Transfer benötigt, um vom anderen Ende des Weges abgeholt oder dorthin gebracht zu werden. Und dieser Transfer ist richtig teuer, weil es eine mehr oder weniger abgelegene Stelle ist. Um die 300 Dollar soll er laut Touristeninfo kosten. Boah…so viel Geld nur um 150 km mit dem Auto zu fahren?!?! Ich entscheide mich, doch erstmal zum Uluru zu fahren und die Wanderung danach zu beginnen, damit ich noch etwas Zeit zum Planen habe. Und so traurig bin ich auch nicht, diese komische Stadt erstmal wieder zu verlassen. Also schreibe ich nur die diversen Touranbieter an und mache mich nachmittags auf den Weg zum Uluru.
Wenn man sich Australien auf der Karte ansieht, könnte man meinen, Uluru befindet sich in der Nähe von Alice Springs…relativ gesehen stimmt das auch, sind immerhin nur 500 km bis zum berühmten Steinbrocken. Die Strecke ist aber natürlich komplett asphaltiert und ich übernachte 40km vorm Parkeingang auf einem Rastplatz. Heute würde ich wieder ungestört durchschlafen können.
Nach einer ruhigen und bequemen Nacht (schläft sich viel besser mit aufgepumpter Matratze) stehe ich rechtzeitig auf, um mich im Dunkeln in die Schlange der wartenden Autos am Eingang des Uluru-Kata Tjuta-Nationalparks zu reihen. Ein Ticket kostet 25 Dollar und ist für drei Tage gültig. Ich finde das einen sehr fairen Preis und muss unwillkürlich daran denken, dass das Taj Mahal deutlich teurer war – für einen Tag.
Um halb sieben wird pünktlich geöffnet und wir fahren als Korso die 20km bis zum Sonnenaufgangs-Aussichtspunkt am Uluru. Ich finde es gut, dass ich den berühmten Felsen aufgrund der Dunkelheit noch nicht aus dem Auto heraus sehen kann und den ersten Eindruck dann beim Sonnenaufgang erhalte.
Es gibt einen großen Parkplatz und einen Rundweg mit mehreren Aussichtsplattformen und diese Infrastruktur ist auch nötig, am Ende sind wir nämlich deutlich mehr als hundert Leute vor Ort.
Aber schon kurz nach meiner Ankunft wird mir klar, dass wir heute vergeblich warten werden. Im Osten hängen dichte Wolken am Himmel – das wird nichts mit dem leuchtenden Farbenspiel, für den der Uluru so berühmt ist. Aber ich habe ja noch zwei Tage und bin deswegen relativ entspannt.
Zu Unrecht, wie sich herausstellen sollte. In den ganzen drei Tagen meiner Anwesenheit war es überwiegend stark bewölkt oder regnete sogar in Strömen. Ich wurde einigermaßen überrascht davon, hatte ich mir über das Wetter doch überhaupt keine Gedanken gemacht. Was sollte es hier im Outback anderes geben als Sonnenschein? Aber das war eben der entscheidende Unterschied zwischen dem tropischen Klima im Norden und dem hier herrschenden Wüstenklima. In den Tropen ist jetzt Trockenzeit, hier allerdings ist Winter…und das ist eben auch in der Wüste die Zeit der Regenfälle.
Nun gut, konnte ich ja nicht ändern, auch wenn ich es sehr schade fand, nicht in den Genuss eines der berühmten Sonnenauf- bzw untergänge zu kommen. Am zweiten Tag Nachmittags kam die Sonne immerhin für eine gute Stunde raus, so dass ich wenigstens ein paar Fotos knipsen konnte.

Uluru mit Wolkenmütze
Ich habe auch Kata Tjuta besucht, die nochmal 50km vom Uluru entfernt sind und mir die großen, abgerundeten Felsen auf einem kurzen Spaziergang (natürlich bei Regen) angesehen. 

Kata Tjuta
Um den Uluru bin ich am ersten Tag rumgelaufen und war überrascht, wie strukturiert und feingliedrig er an vielen Stellen ist. Von Weitem erkennt man das natürlich nicht so gut. Und der Weg führte teilweise richtig nah am Felsen entlang, hätte ich auch nicht gedacht. Die besondere Leuchtkraft des roten Felsens zeigte sich selbst ohne Sonne, der Kontrast zum Grün der Pflanzen und Grau des Himmels war schon schön.
Uluru
Am dritten Tag wollte ich dann um Uluru herumjoggen. Der Basewalk war elf Kilometer lang und ich war ein wenig skeptisch, ob ich das schaffen würde. Ich bin zwar von Brisbane bis Cairns bis auf zwei Ausnahmen jeden Morgen joggen gewesen (im Outback dann nur noch jeden zweiten Tag), aber das waren immer mehr oder weniger kurze Strecken…die längste Strecke waren sechs Kilometer an der wunderschönen Strandpromenade von Cairns…aber wird schon werden, ist ja eine ebene, leicht zu laufende Strecke.
Und tatsächlich hatte ich überhaupt keine Probleme, es machte totalen Spaß mit Blick auf Uluru dort langzulaufen und durch die Bewölkung war es auch nicht zu heiß. Am Ende war ich so in meinem Rhythmus drin, dass ich noch hätte weiterlaufen können, aber man soll es ja nicht übertreiben – und auf Toilette musste ich auch dringend, also bin ich nur bis dorthin durchgelaufen.
Das war ein schöner Abschluss meines Besuchs und ich bin nach einer Dusche auf dem naheliegenden Campingplatz zufrieden wieder zurück nach Alice Springs gefahren.
Die nächsten zwei Tage gehen fast komplett für organisatorische Themen drauf. Ich muss immer noch einen Transfer zum Larapinta Trail finden, dann brauche ich einen Platz, wo ich mein Auto für die Zeit der Wanderung unterstellen kann (das Erlebnis aus der ersten Nacht in Alice Springs hat mich da etwas vorsichtiger werden lassen) und mein Auto muss auch noch zum Service, der von der Versicherung, die die Garantieleistungen erbringt, alle 10.000 km vorgeschrieben ist.
Also klappere ich fünf oder sechs Werkstätten ab und erhalte Kostenvoranschläge zwischen 230 und 560 Dollar…mein Auto dort für die Zeit der Wanderung stehenlassen, wie ich es mir erhofft hatte, kann ich bei niemandem. Also fahre ich auch bei einigen Caravanparks vorbei, aber die sind entweder ausgebucht (es hat gerade die Haupturlaubszeit begonnen) oder wollen den vollen Preis für einen Campingplatz, was ich dann auch nicht einsehe.

Alice Springs und die westlichen MacDonnell Ranges
Bevor ich den Termin für den Service vereinbaren kann, muss ich aber wissen, wann ich von der Wanderung zurückkomme. Die Veranstalter haben geantwortet und auch hier gibt es eine große Spanne zwischen knapp 200 und mehr als 500 Dollar für den Transfer. Das Problem ist, dass der günstige Preis erst ab zwei Personen gilt…ich musste nun also einen Termin finden, an dem es bereits einen Transfer gab und der zu meiner Planung passte. Nach vielen weiteren Überlegungen, z.B. in welche Richtung ich nun laufe und wie lange ich für die 223 km wohl brauchen werde bin ich dann zu dem günstigsten Anbieter AliceWanderer gegangen und habe nach einem bestehenden Transfer am 11. oder 12. Juli gefragt. Und tatsächlich hatten sie für den 12. schon eine bestehende Tour und ich konnte für 170 Dollar einen Platz buchen. Fand ich zwar immer noch deutlich überteuert für eine Strecke von ca. 150km, aber was solls, ging ja nicht anders.
So hatte ich elf komplette Tage für die Strecke und fand das ausreichend, bei einem unterstellten Tagesschnitt von 25km würde man nur neun Tage benötigen, es war also noch Luft drin.
Daraufhin konnte ich dann auch für den 13.07. den Werkstatttermin buchen und dann musste ich nur noch einen Platz für mein Auto finden. Am letzten Abend gelang mir auch das. Ich entdeckte nämlich den eingezäunten Langzeitparkplatz des Krankenhauses. Er war zwar nicht bewacht, aber dafür kostenlos und ich hoffte, dass die gelangweilten Jugendlichen vor Autos von Patienten und Krankenhauspersonal noch ein wenig Respekt zeigten.
Ansonsten kaufte ich noch Proviant für die Wanderung und besuchte den Desert Park. Eine Anlage, in der alle drei Wüstenformen, die es hier in der Gegend gab, auf einem drei Kilometer-Rundweg durchwandert werden konnten. Dazu gab es mehrere begehbare Vogelvolieren und ein Haus für nachtaktive Tiere.
Desert Park
Am Freitag Abend habe ich dann meinen Rucksack gepackt und mich total darauf gefreut, endlich wieder wandern gehen zu können und mich nicht mehr mit den nervigen organisatorischen Dingen rumschlagen zu müssen.