Franz Joseph Glacier – Aoraki / Mount Cook

20.04. – 23.04.2017

Der Zwischenfall auf Stewart Island hat mich und meine Reiseplanung ganz schön durcheinander gebracht. Plötzlich stand ich ohne mein Handy – meiner einzigen Datenquelle – und komplett ohne Fotografiermöglichkeit da. Insbesondere letzteres hat mir schwer zu schaffen gemacht, da ich unbedingt Fotos von den Sachen haben möchte, die ich mir ansehe…bei meinem schlechten Gedächtnis brauche ich die schon allein als Erinnerungsstütze…

In den Tagen nach meiner Rückkehr von Stewart Island hat sich bestätigt, dass beide Geräte kaputt und nicht mehr zu retten waren. Glücklicherweise traf das aber nicht auf die Fotos zu. Die Speicherkarte hatte auch den zweiten Waschgang überlebt, gut dass ich eine extra robuste genommen hatte. Und auch die Daten vom Handy waren dank dem unendlichen Google-Imperium so gut wie alle in der Cloud gespeichert. Selbst mein Tagebuch, von dem ich zunächst dachte, dass es verloren ist – was mich tagelang richtig geärgert hat – tauchte auf dem neuen Handy plötzlich irgendwo aus der cloud wieder auf – ich konnte mein Glück in dem Moment fast nicht fassen!

Lediglich die Kontakte waren wirklich weg, weil die nur auf dem Handy gespeichert waren, aber die kann man ja wieder zusammentragen (ich habe übrigens noch nicht alle zusammen, wer sich noch nicht gemeldet hat, bitte nochmal die Kontaktdaten übermitteln, danke!).

Bis ich ein neues Handy hatte verging trotzdem über eine Woche, weil die Osterfeiertage dazwischenkamen und die Post das Paket extra langsam befördert hat. Dann funktionierte das Handy noch nicht mal richtig, so dass ich es zurückschicken musste und mir ein neues, billiges von meinem Telefonanbieter gekauft habe. Da ich dieses Mal mit der Kamera nicht so viel Glück wie beim ersten Mal hatte und in Neuseeland keine passende, gebrauchte im Angebot war, habe ich kurzerhand auf eBay Deutschland eine ersteigert und sie mir zuschicken lassen. Das bedeutete allerdings, dass ich vorerst nur mit der Handykamera Fotos machen konnte und die waren wirklich schlecht…die Kamera konnte gar nix…nur bei perfekten Lichtverhältnissen gelangen die Fotos einigermaßen, wenn ich gezoomt habe, hat sie nicht mehr fokussiert und überhaupt war es eher ein Krampf damit Fotos zu machen, als alles andere….aber immer noch besser als gar keine Fotos. 

Und so bin ich nach knapp zwei Wochen, die ich überwiegend in Invercargill – der langweiligsten Stadt Neuseelands! – verbracht habe, über Queenstown zum Franz Joseph Gletscher getrampt.

Nach einer Nacht auf dem Zeltplatz, weil ich erst abends angekommen bin, habe ich also meinen Rucksack geschultert und bin in Richtung Gletscher gelaufen. Da ich keine Lust hatte, die vier Kilometer Straße bis zum Beginn der Wanderwege zu latschen, habe ich wieder meinen Daumen rausgehalten und ein netter Franzose hat mich auch gleich mitgenommen.

Eigentlich wollte ich nur die normale, einfache Haupttouristentoute im Tal nehmen – einmal so dicht an den Gletscher heran wie erlaubt und dann wieder zurück. Der Franzose hat mich dann aber doch auf den Geschmack gebracht, die längere und anstrengendere Wanderung zu einem Aussichtspunkt auf der anderen Talseite zu unternehmen. Für die gut zwölf Kilometer waren knapp fünfeinhalb Stunden veranschlagt.

unter der Treppe ging es steil hinab – und ich musste zweimal dort lang…

Der Weg war wirklich einigermaßen fordernd, zumindest wenn man wie ich mit großem Rucksack unterwegs war. Natürlich war ich die Einzige damit, alle anderen konnten ihren Kram ja im Auto lassen und niemand schien hier so wie ich einfach auf der Durchreise vorbeizukommen – plötzlich fühlte ich mich alles andere als ultraleicht 😦
Ich schaffte es trotzdem auf den rutschigen Steinen bis zum Roberts Point zu kommen und es hatte sich wirklich gelohnt! Man hat eine perfekte Sicht auf den Gletscher – auch wenn er im Laufe der Zeit schon stark zurückgegangen ist. Aber er ist immer noch einer der größeren und am leichtesten zugänglich, weil er ungewöhnlich nah an der Küste liegt.

Franz Josef Gletscher

Nach knapp fünf Stunden war ich wieder am Parkplatz und freute mich trotz des schweren Rucksacks über die Bewegung, die ich endlich mal wieder hatte – sonst hätte ich langsam das Wandern verlernt. 😉
Aufgrund der sich zuziehenden Wolken und der vorangeschrittenen Zeit habe ich darauf verzichtet, mir auch noch den Fox-Gletscher anzusehen, der einige Kilometer weiter liegt, aber nicht so groß ist. Anstelle dessen ist es mir gelungen, an diesem Tag wenigstens noch die gut 200km bis nach Wanaka zurückzutrampen und dort auf dem Holiday Park zu übernachten. In den letzten Tagen war es gar nicht mehr so einfach, eine Mitfahrgelegenheit zu bekommen. Ich musste für neuseeländische Verhältnisse lange warten (zwischen 30 und 60 Minuten!) und an diesem Tag war es schon 16 Uhr, als mich endlich jemand einsammelte und glücklichweise direkt bis Wanaka fuhr. Wir sind nämlich erst lange nach Sonnenuntergang angekommen und im Dunkeln hätte mich niemand mehr mitgenommen.

Der nette junge Mann fragte mich natürlich auch wo ich als nächstes hin möchte und ich antwortete, dass ich mir Aoraki/Mount Cook ansehen will. Er tat erstaunt und meinte grinsend „Mount Cook liegt doch hinter uns, da kommen wir gerade her. Du fährst in die falsche Richtung.“ Ich schaute ihn gequält an und sagte: „Ich weiß…aber ich kann leider nicht fliegen…“

Er legte damit den Finger genau in die Wunde, die alle Touristen nur zu gut kannten, die die beiden berühmtesten Sehenswürdigkeiten auf der Südinsel besuchen wollten. Mount Cook liegt quasi auf der Rückseite der beiden Gletscher Franz Josef und Fox…das sind Luftlinie nur ein paar hundert Meter Abstand…aber die Straßenverbindung zwischen den Gletschern an der Westküste und Mount Cook beträgt rund 500 Kilometer! Man kann sich nur aussuchen, ob man das Gebirge im Norden oder im Süden umrundet, aber eine kürzere Strecke gibt es nicht…wenn man nicht gerade ein versierter Bergsteiger ist – oder mit dem Hubschrauber fliegt.

Deswegen musste ich also südlich bis nach Wanaka und bin von dort am nächsten Tag wieder in Richtung Norden bis Mount Cook Village getrampt.

Ich hatte den Besuch des höchsten Berges Neuseelands (3.724 m) während meines Thru-Hike aufgrund schlechter Wetteraussichten ja verschoben und hoffte nun natürlich auf besseres Wetter – und ich hatte ausnahmsweise mal Glück. Nicht nur, dass strahlender Sonnenschein war, es war auch komplett wolkenfrei, was nicht so selbstverständlich ist, da oft eine kleine weiße Wolke wie eine Mütze über der Spitze von Aoraki/Mount Cook hängt.

Aoraki/Mount Cook

Ich stellte mein Zelt auf dem Campingplatz auf und besuchte Aoraki dann insgesamt drei Mal innerhalb von zwei Tagen. Das lag an meiner schlechten Handykamera, die unbedingt perfektes Licht brauchte, um wenigstens einigermaßen gute Fotos zu machen. Beim ersten Besuch vormittags stand die Sonne zu weit östlich und der Berg im Schatten. Beim zweiten Mal nachmittags war ich zu spät und die Schatten von der anderen Seite schon zu groß und am nächsten Tag bin ich dann mittags hin und so lange dort geblieben, bis das Licht einigermaßen optimal war. Das waren immer ca. sieben Kilometer hin und zurück und ich hatte damit ausreichend Bewegung für die Zeit. Aber der Spaziergang durch das Hooker-Valley war schön, perfekte Aussichten auf die umliegenden Berge und Sonnenschein – was will man mehr?
Eben. 🙂

Danach bin ich dann über Oamaru nach Christchurch getrampt. In Oamaru gibt es zwei Pinguinkolonien, wobei jetzt im Herbst nicht so viele unterwegs waren, da die meisten Pinguine sich noch in der Mauser befinden und wochenlang ihr Nest nicht verlassen. Aber zwei kleine Gelbaugenpinguine habe ich aus dem Wasser kommen und am Strand rumwatscheln gesehen. Dass meine Schrottkamera das in der Dämmerung und aus der großen Entfernung, die wir aus Schutzgründen einhalten mussten, nicht aufgenommen hat, muss ich wohl nicht extra betonen…

Bushy Beach, Oamaru

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