In diesem Beitrag werde ich nur ein Fazit für Te Araroa auf der Südinsel ziehen. Welche persönlichen Erfahrungen und Schlüsse ich auf meinem ersten Thru-Hike gemacht und gezogen habe, werde ich dann in einem extra Beitrag versuchen zu formulieren, da sie ja den gesamten TA betreffen und nicht nur die Südinsel.
Te Araroa auf der Südinsel ist wirklich etwas ganz anderes als auf der Nordinsel – so viel schöner und erfüllender…der Track auf der Südinsel unterscheidet sich hauptsächlich dadurch von der Nordinsel, als dass es sich um wirkliche Wanderwege handelt, die durch die südlichen Alpen und andere wunderschöne Landschaften führen. Strassenabschnitte machen nur einen sehr geringen Anteil aus und sind dann wirklich nur dazu da, um eine kleine Lücke in dem gut ausgebauten System der Wanderwege zu füllen. Der Unterschied wurde mir auch dadurch bewusst, dass ich auf der Südinsel in den Hütten auch Wanderer getroffen habe, die nicht den TA laufen, sondern einfach nur eine Mehrtageswanderung in der Gegend unternehmen – das war auf der Nordinsel undenkbar. Dort ist in den schlammigen Wäldern und auf den huckeligen Weiden niemand anderes freiwillig entlanggelaufen; wenn man jemanden getroffen hat, war es ein TA-Hiker.
Die Südinsel hat natürlich mit den riesigen, unbewohnten, wilden Landschaften und Gebirgszügen einen Standortvorteil gegenüber der Nordinsel, den diese nur schwer ausgleichen kann. Auf der größeren Südinsel leben gerade mal gut eine Million Einwohner, während auf der kleineren Nordinsel gut drei Millionen Einwohner wohnen. Aber eben auch in der Detailbetrachtung einzelner Abschnitte schneidet die Südinsel meistens besser ab. Auch hier gibt es Wälder und steile Anstiege, aber diese sind alle zu meistern, da es nicht annähernd so matschig wie auf der Nordinsel ist. Alles in allem ist die Südinsel wirklich ein Wanderparadies, in welchem es Spaß macht, tagelang einfach nur zu laufen.
Natürlich hat diese Abgeschiedenheit auch einen Nachteil gegenüber der stärker bevölkerten Nordinsel – man kommt nur äußerst selten direkt durch einen Ort, der dann einen kleinen, teuren Einkaufsmarkt besitzt. Während der gesamten 1.300 Kilometer passiert man nach dem Start in Picton nur drei Ortschaften mit größeren Supermärkten – und alle befinden sich auf den letzten paar hundert Kilometern…dies erforderte etwas mehr Organisation als auf der Nordinsel, aber dafür, dass ich mir zum ersten Mal Essenspakete zusenden musste, habe ich es ganz gut hinbekommen – wenn man mal davon absieht, dass ich wochenlang viel zu viel Essen über die Berge getragen habe.
Nach den Unwettern im Januar hatte ich ja am Ende der Nordinsel auf die Bremse getreten und u.a. durch eine steigende Anzahl an Zerodays meine Ankunft auf der Südinsel etwas hinausgezögert und das war genau die richtige Entscheidung gewesen. Nicht nur, dass sämtliche Flüsse bei meiner Ankunft wieder passierbar waren, auch die Zerstörungen durch die massiven Regenfälle und Flussübertretungen behinderten mich nicht mehr so stark, wie noch einige Wochen zuvor andere Wanderer. Es hatten sich bereits neue Trampelpfade um den entwurzelten Baum oder den Erdrutsch herum gebildet und die neuen Wege waren sogar schon durch fleissige DOC-Mitarbeiter neu ausgeschildert. Das hat mich wirklich beeindruckt und ich war total dankbar, dass das so gut funktioniert, hat es mir doch eine Menge Ärger und Stress erspart. Nichtsdestotrotz waren diese von dem Unwetter zerstörten Abschnitte natürlich nicht so angenehm zu laufen und gehörten zu den nervigsten auf der Südinsel.
Meine vorher bestehenden Bedenken, ob ich ausreichend fit bin, um über die Berge zu kommen, waren zum Glück völlig unnötig. Ein Anstieg über 1.000 Höhenmeter ist in den Bergen etwas ganz anderes, als in einem schlammigen Wald – ich habe von Anfang an fast dieselben Tagesdistanzen zurückgelegt wie auf der Nordinsel, trotz des anspruchsvolleren Profils. Und wandern in den Bergen macht solch einen Spaß! Wobei ich zugeben muss, dass ich mir Berge auch gerne von unten ansehe, als auf jeden einzelnen hinaufklettern zu müssen. Ab und zu okay, um eine schöne Aussicht zu geniessen, aber das Bergpanorama als solches ist auch nicht zu verachten.
Meine Rückenschmerzen habe ich im Laufe der Zeit glücklicherweise auch soweit in den Griff bekommen, dass es auszuhalten war. Als ich in den letzten Wochen auf der Südinsel es dann doch tatsächlich mal geschafft habe, nur so viel Essen mitzunehmen, wie ich wirklich benötige, konnte ich sogar teilweise wieder schmerzfrei wandern.
Ein weiterer Pluspunkt der Südinsel ist natürlich das sehr gut ausgebaute Hüttensystem, von dem ich 29 mal profitiert habe. Die Hütten sind nicht mit den in Deutschland vorhandenen Schutzhütten zu vergleichen. In Neuseeland sind das komplett geschlossene, mit Matratzen und Tischen ausgestattete Unterkünfte, oft auch mit einem Ofen und einer Spüle. Es gibt immer irgendwie Wasser, entweder über einen Regentank oder einen naheliegenden Fluss und ein Plumpsklo. Die Kiwis nutzen die Hütten gerne für Wochenendausflüge oder ihre Jagdtrips. Ich bin ein wenig zwiegespalten, was den Komfortfaktor der Hütten angeht. Bei nassem oder kaltem Wetter haben sie natürlich ganz klar Vorteile gegenüber einer Nacht im Zelt. Aber in Bezug auf Sandflies und eine ruhige Nacht ohne Schnarchen und Mäusegeknabber schneidet das Zelt eindeutig besser ab, weshalb ich zumindest dreimal neben der Hütte gezeltet habe, anstatt drinnen zu schlafen und einige Male bewusst nicht an einer Hütte gehalten habe.
Zusammengefasst kann ich mich der allgemeingültigen Meinung nur anschließen, dass der TA auf der Südinsel deutlich schöner als auf der Nordinsel ist, weshalb eigentlich alle, die nur Zeit für den halben TA haben, die Südinsel laufen. Dies war zunächst ja auch mein Plan gewesen, aber der Komplettist in mir hat sich durchgesetzt und für einen Thru-Hike ist es nun mal erforderlich, den gesamten Wanderweg zu laufen. 😉