Abseits des TA: Abel Tasman Coast Track

31.01. – 03.02., 4 Tage, ca. 100 km

Der zweite Kurzurlaub vom TA steht an und ich freue mich darauf. Der Abel Tasman Coast Track ist in der längsten Version nur 60 km lang, aber da es kein Rundweg ist, kommt man ganz woanders raus, als man angefangen hat. Die Great Walks sind natürlich die absoluten Highlights bei allen Touristen und entsprechend teuer sind die Serviceangebote, zum Beispiel die Busse und Boote, die zu den einzelnen Stationen fahren. Da ich mir den teuren Bus für den Rückweg sparen will, laufe ich lieber den Weg zurück, hier von dem südlichen Ende des Tracks erhoffe ich mir größere Chancen auf eine Mitfahrgelegenheit zurück bis nach Nelson.

Insgesamt dreieinhalb Tage bin ich unterwegs. Dabei erfüllt der Weg meine Erwartungen an den Untergrund völlig – es ist in großen Teil ein ca. 1,50m breiter Parkweg…anders kann ich ihn nicht beschreiben. Breit, trocken, festgetreten, ohne Wurzeln oder Löcher und super easy zu laufen. Dadurch sind die 30km, die ich pro Tag laufe auch kein Problem, zumal ich am zweiten Tag schon um 09:30 Uhr am Zeltplatz ankomme und den größten Teil meines Zeugs im Zelt lassen kann, da der Weg einen Bogen beschreibt und am Ende hier wieder ankommt. Ich genieße das Laufen ohne schweren Rucksack total und überlege ein paar Minuten, wie man auf dem TA einen Gepäcktransport organisieren könnte.

Great Walk = Parkweg

Meine Erwartungen an die Gegend werden allerdings nicht voll erfüllt…ich hätte mir von einem Küstenweg noch mehr Aussicht aufs Meer und die zahlreich vorhandenen Strände gewünscht, aber meistens läuft man am Hang zwischen den Bäumen hindurch und hört meistens noch nicht mal das Meer rauschen. Lediglich auf ca. einem Drittel des Weges kommt man in Strandnähe oder läuft auch ein paar Meter auf einem Strand entlang. Und die Vegetation selbst ist für mich nichts Neues. Wenn man schon den halben TA gelaufen ist, haut einen das hier leider nicht mehr vom Hocker und ich kann die Euphorie der anderen über den tollen Weg nicht nachempfinden.

Ein angebliches Highlight ist die Durchquerung einer Bucht, die man nur bei Low Tide vornehmen kann. Und an dieser Stelle gibt es keinen High Tide-Umweg, wie an den anderen zwei Buchten. Das bedeutet, man muss in den zwei Stunden um Low Tide herum dort sein, um seinen Weg fortsetzen zu können. Ich komme an zweiten Tag das erste Mal dort hin. Um sieben Uhr morgens ist Low Tide und da die Zeltplätze direkt davor natürlich schon alle ausgebucht waren, muss ich von meinem Zeltplatz noch acht Kilometer laufen, bis ich an der Bucht bin. Ich stehe um fünf Uhr auf und laufe um kurz nach halb sechs mit Stirnlampe los, weil es noch dunkel ist. Um halb acht bin ich an der Bucht und etwas enttäuscht, weil es gar nicht so dramatisch ist, wie angekündigt. Die Bucht ist größtenteils trocken und es gibt nur zwei, drei kleine Flußläufe, die man aber gut durchwaten kann – da hätte ich auch noch eine halbe Stunde länger schlafen können…

Tidal Crossing

Am nächsten Tag komme ich auf dem Rückweg wieder dort vorbei, Low Tide ist vierzig Minuten später, ich muss nur sechs Kilometer laufen und will auch erst eine Stunde nach Low Tide da sein, so dass ich ganz normal um sieben Uhr loslaufe. Und tatsächlich ist das Wasser an diesem Tag sogar noch etwas niedriger, obwohl Low Tide schon zwanzig Minuten länger vorbei ist…An dem Tag treffe ich auch zwei alte Bekannte wieder. Mitten im Regen kommen mir die beiden älteren Franzosen, Hans und Gerard, entgegen, die ich vom TA kenne. Auch sie wollten die Gelegenheit nutzen, wenn sie schon mal in der Gegend sind, den Abel Tasman zu laufen.
Das Wetter war die ersten beiden Tage schön bis sehr schön, am dritten Tag, als ich also schon wieder auf dem Rückweg war, hat es dafür komplett durchgeregnet. Ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass ich am nächsten Tag wieder in einem trockenen Hostel sein würde und baue mein Zelt im Regen auf. Ich muss mich eine ganze Weile in meinen Quilt kuscheln, um wieder warm zu werden. Am nächsten Morgen scheint wieder die Sonne. Da alle meine Klamotten pitschnass sind, lasse ich die schwarze Schlafleggings an und ziehe nur das nasse Merinoshirt drüber, das ist auch nass nicht so unangenehm auf der Haut und trocknet auch relativ schnell. Andere laufen hier auch in Laufleggings rum – und ich muss mich selbst ja nicht sehen, so dass es mich nicht so wahnsinnig stört 😉

Um halb elf erreiche ich den Ausgang des Nationalparks und hoffe nun, dass ich möglichst schnell eine Mitfahrgelegenheit finde. Die meisten Touristen kommen mit dem Bus hierher gefahren oder sind jetzt vormittags natürlich noch im Park unterwegs.

Ein Mann steigt gerade in sein Auto…ich laufe an ihm vorbei und stelle mich ein paar Meter weiter an die Straße. Nach ein paar Minuten fährt er los – und hält bei mir an. Er fährt zwar nicht bis Nelson, aber schon ein gutes Stück in die Richtung und so habe ich nach einer Minute bereits eine Mitfahrgelegenheit. Er hat gerade zwei junge Leute am Parkeingang abgesetzt, die bei ihm „woofen“ (Arbeit gegen Kost und Logis) und heute den Abel Tasman beginnen. Als er mich an der Ausfahrt raus lässt, wo es zu seinem Haus geht, laufe ich die Abbiegerspur wieder zurück, um besser gesehen zu werden und bin gerade vorne angekommen, da hält auch schon das nächste Auto an und die nette Dame fährt mich bis ins Zentrum von Nelson.

Trampen bzw. hitchen, wie es hier in Neuseeland heißt, ist hier wirklich total einfach. Der Grund dafür ist, dass die Leute einfach nicht so misstrauisch Fremden gegenüber sind, sondern sehr aufgeschlossen und hilfsbereit. Und auch die Tramper selbst haben keine Angst, bei einem Fremden einzusteigen, weil es hier in Neuseeland in diesem Punkt wirklich sehr wenige negative Vorfälle gibt.

So hätte das also ein richtig schöner Ausflug werden und ich pünktlich und zufrieden wieder in Nelson ankommen können – wenn da nicht noch die Kleinigkeit mit meinem Fotoapparat wäre…als ich ihn am letzten Tag einschalten will, tut sich nichts. Offensichtlich hat er am Vortag doch etwas zu viel Wasser abbekommen? Ich war zu faul gewesen, ihn in einen Ziplockbeutel zu packen und dachte mir, das wird er in der Hüfttasche schon aushalten, schließlich ist die nochmal mit Moosgummi ausgekleidet und so…tja, irgendwie hat er es wohl doch nicht geschafft. Anfangs habe ich noch Hoffnung, dass er nur trocknen muss und dann wieder anspringt, also nehme ich den Akku raus und halte ihn während der letzten Kilometer auf dem Track in die Sonne, aber bis Nelson tut sich nichts, bzw. schaltet er sich zwar ein, aber zeigt nichts an und klappert auch ganz komisch innen drin.

Das ist natürlich mehr als ärgerlich und ich versuche in Nelson als erstes ein Geschäft zu finden, das Fotoapparate repariert. Gibt es aber leider nicht, das einzige Fotogeschäft würde die Kamera nur einschicken und große Hoffnung, dass ein Wasserschaden repariert werden kann, machen sie mir auch nicht.

Langsam muss ich mich mit dem Gedanken anfreunden, dass ich 370 EUR geschrottet habe und zudem auch noch eine neue Kamera brauche! Im Elekronikhaus haben sie nur sehr teure, also setze ich mich erstmal bei Burger King rein, mampfe zwei Burger und lasse mir im Internet nochmal bestätigen, dass ich es genau falsch gemacht habe. Nach einem Wasserschaden soll man auf keinen Fall versuchen, die Kamera einzuschalten, sondern sofort Akku raus und dann lange trocknen lassen…und auch dann hilft nur beten, dass sie überhaupt nochmal funktioniert. Danach setze ich mich in die Bibliothek an einen richtigen Computer und suche auf Trade Me! nach einer neuen Kamera. Trade Me! ist praktisch das Pendant zu eBay und tatsächlich gibt es hier in Nelson jemanden, der eine Sony-Kamera anbietet. Ist nicht genau meine, aber klingt von den Funktionen her auch gut und ist mit 280 Dollar ein guter Preis, dafür, dass sie fast neuwertig ist. Außerdem ist es die einzige passende Kamera und ich schlage zu. Abends treffe ich mich mit dem Anbieter, der einfach mal im Hafen auf seiner Yacht wohnt! Scheint eine Art Abenteurer zu sein, zumindest kommt er wohl viel in der Welt rum und hatte sich die Kamera auf dem letzten Trip in den USA gekauft, weil seine kaputt gegangen ist. Er ist aber wohl ein Canon-Typ und kommt mit Sony nicht so klar. Er hat sie gestern erst eingestellt und freut sich, dass das so reibungslos klappt – und ich erstmal! Da habe ich wirklich Glück im Unglück gehabt, das lief doch wirklich ausgezeichnet!

Als ich die Speicherkarte einlege, meldet die Kamera einen Fehler und fragt, ob sie ihn beheben soll…äh, nein! Ich will die Fotos ja nicht verlieren! Also zurück ins Hostel, welches ich nachmittags bezogen hatte und das auch super schön und gemütlich ist (scheint hier auf der Südinsel ein anderer Standard zu gelten). Dort hatte ich Computer mit Kartenlesegeräten gesehen, die wir kostenlos benutzen dürfen. Nach ersten Anlaufschwierigkeiten gelingt es mir, die Fotos von der Speicherkarte, die ich frisch für die Südinsel eingelegt hatte, auf die alte Speicherkarte von der Nordinsel zu kopieren. Damit sind alle Fotos gesichert und ich habe zumindest in dieser Hinsicht keinen Verlust erlitten. Ich bin total froh, dass das alles so gut geklappt hat und mir das in diesem günstigen Augenblick passiert ist, wo ich gerade in einer großen Stadt bin…mitten in den Bergen wäre ich nicht so schnell an eine neue, günstige Kamera gekommen. Die ganze Geschichte hat mich aber vier, fünf Stunden Zeit gekostet, so dass ich an dem Tag leider nicht zum Blogschreiben gekommen bin (deswegen die Warteschleife). Ich wollte aber nicht noch einen weiteren Tag in Nelson bleiben, sondern endlich wieder auf dem TA weiterkommen. Alle Leute, die ich kenne (bis auf die beiden Franzosen) sind sowieso schon vor mir, aber die allerletzte will ich dann auch nicht sein!

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