Waikanae – Wellington

20. – 22.01., 3 Tage, 92 km

Obwohl sich in letzter Zeit die Zerodays gehäuft haben und sich meine Reisegeschwindigkeit dadurch verringert hat, stehen jetzt die letzten Kilometer auf der Nordinsel an. Keine hundert Kilometer sind es noch bis zum Endpunkt des Te Araroa auf der Nordinsel! Das schaffe ich nun auch noch. Und da es nur durch dicht besiedeltes Gebiet geht, habe ich nichts Neues zu Essen gekauft. Ein bisschen ist noch da und alles andere kann ich jeden Tag neu kaufen, das bedeutet einen leichten Rucksack 🙂

Und die Sonne scheint auch! Ich krame meine Sonnenbrille raus und weiß wirklich nicht, wann ich sie zuletzt benutzt habe… wahrscheinlich auf der Kanutour vor zwei Wochen?

Waikanae River

Es geht zunächst am Waikanae River entlang, dann durch das wunderschöne Mündungsgebiet und dann immer am Strand in Richtung Paekakariki. Es ist total schönes Wetter, angenehm warm, eine leichte Brise und alle Menschen sind gut gelaunt. Und der Himmel sieht auch ganz anders aus, gar nicht so grau-weiß oder dunkel, sondern eher….blau…macht sich auf den Fotos auch gut, gefällt mir 🙂

Ich bin total froh, dass ich heute erst weitergelaufen und nicht gestern im Regen hier langgelatscht bin. Der Te Araroa kann auch schön sein! Was für eine Erkenntnis nach 1.600 Kilometern… ich bin so gut gelaunt, dass ich wie ein kleines Kind über den Weg hüpfe…allerdings lasse ich das auch schnell wieder, da mir sofort alles weh tut und mein Körper mir signalisiert, dass ich eher eine alte Frau denn ein kleines Kind bin…nun gut, aber der Weg ist trotzdem schön 😉
Nach dem Strand geht es auf den Paekakariki Escarpment Track. Das ist wahrscheinlich der jüngste Teil des TA, wurde erst Anfang 2016 eröffnet.

dauert nur zwei Stunden, aber ist wunderschön

Der Weg führt über neun Kilometer immer am Berghang entlang mit einem tollen Blick über das Meer und auf Kapiti Island.

Kapiti Island

Außerdem ist er in bestem Zustand und es sind schon wohl etliche tausend Leute den Track gegangen. Hoffentlich haben die sich daraufhin nicht vorgenommen, den gesamten TA zu laufen in der Annahme, dass der überall aus solch super Wegen besteht…

bergab kann sich schon mal die Höhenangst melden…

Da es jetzt von einem Ort zum nächsten geht, ist es nicht mehr so leicht, einen Platz fürs Zelt zu finden. Für diese Nacht laufe ich zu einem Parkplatz, der für Campervans gedacht ist…er liegt an einem Park, wo es auch Toiletten gibt. Zelten darf man dort zwar offiziell nicht, aber ich baue meins erst zum Sonnenuntergang gegen 21:00 Uhr zwischen einigen Bäumen auf, so dass man es gar nicht sieht. Ich bin an diesem Tag gut 41 Kilometer gelaufen – neuer Tagesrekord 🙂
Am nächsten Tag geht es zunächst wieder durch eine Ortschaft, wo ich etwas Obst und Brötchen kaufe, bevor es auf den Colonial Knob hinauf geht. Der Sommer ist erstmal wieder vorbei, die Wolken ziehen sich immer dichter zusammen und windig wird es auch.

Blick vom Colonial Knob

Dann geht es über einige weitere Hügel und durch einen Wald, bevor es wieder hoch zum Mount Kaukau geht. Der Gipfel ist schon Teil des Skywalk-Track, der nach Wellington führt und man hat einen schönen Blick auf die Stadt.

Wellington

Am frühen Nachmittag erreiche ich Wellington, allerdings sind es noch ca. 30km bis zum Ende des Trails. Mittlerweile hat es angefangen zu regnen und ich kämpfe mich durch die sehr hügeligen Straßen und durch zwei große Parks. Dann führt der Trail in einem großen Bogen durch den botanischen Garten und danach in Richtung Stadtzentrum. Es regnet jetzt richtig doll und ich suche per APP nach einem Hostel, allerdings ist heute Samstag und offensichtlich alles ausgebucht…zumindest die bezahlbaren Unterkünfte. Also laufe ich abends wieder zurück zu dem letzten Park, durch den ich gekommen bin und baue mein Zelt auf einer Wiese auf. Bei dem Wetter kommt hier eh keiner mehr vorbei…
Und heute ist es dann so weit…noch 15 Kilometer… es beginnt die Phase der letzten Male…zum letzten Mal auf der Nordinsel baue ich mein (nasses) Zelt ab, zum letzten Mal laufe ich durch den Regen, zum letzten Mal Mittagspause (etwas untypisch mit Mandarinen und Schokolade) und zum letzten Mal renne ich falsche Wege entlang, obwohl alles gut ausgeschildert ist…

Morgens geht es also wieder durch das Stadtzentrum und dann an der Bucht entlang in Richtung Victoria-Park. Es ist so dermaßen stürmig, dass die Wellen bis über die Mauern schlagen und die Gicht alles auf dem Uferweg nass spritzt. Ich muss mich mal wieder richtig gegen den Wind lehnen, um nicht umgeweht zu werden.

der starke Wind ist auf dem Foto leider nicht zu erkennen

Als ich mich dann an den Aufstieg zum Mount Victoria mache, beruhigt sich das Wetter kurz und es reicht für ein paar Fotos auf dem Aussichtspunkt, bevor das Unwetter so richtig losgeht…es ist so dermaßen stürmig, dass ich echte Angst habe, unter den Bäumen entlang zu gehen, weil sie total stark hin- und hergerissen werden und die Böen unglaublich laut durch die Baumkronen fahren…noch knapp acht Kilometer und ich bete, dass jetzt kein Baum auf mich fällt…
Zwei Kilometer vor dem Ziel beruhigt sich das Wetter wieder und es hört nicht nur auf zu regnen und zu stürmen, sondern die Wolkendecke reißt sogar ganz kurz auf und die Sonne sieht nach, ob alles in Ordnung ist. Als sie das bestätigt sieht, verschwindet sie aber auch gleich wieder…

Ich habe den letzten Park hinter mir gelassen, jetzt geht es auf der Straße zur Küste und dann immer am Wasser entlang bis zur offiziellen TA-Tafel…ich hoffe, dass das Wetter wenigstens noch eine halbe Stunde durchhält.

Die letzten Meter laufe ich streng nach GPS um nichts auszulassen und dann…habe ich es geschafft…ich stehe vor der TA-Tafel. Ich bin die gesamte Nordinsel Neuseelands von Norden nach Süden gelaufen, 1.700 km in 66 Tage (ohne Zerodays) …unglaublich…

Trotz des starken Windes hier an der Küste mache ich einen Haufen Fotos und genieße diesen Augenblick…und freue mich auf den zweiten Teil – die Südinsel.

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