28.12. – 31.12., 4 Tage, 53 km
Den heutigen Ruhetag genieße ich total, ich weiß gar nicht woran es genau liegt, aber so entspannt wie heute habe ich noch keinen anderen Ruhetag empfunden. Ich habe eigentlich nur zwei Aufgaben – einkaufen für die Kanutour und den Blog schreiben. Das sollte entspannt zu schaffen sein.
Auf den drei bis vier Kilometern in die Stadt nimmt mich zwar leider kein Auto mit, aber hinzu ist das noch kein Drama, habe nur den leeren Rucksack mit. Da wir das Essen nicht schleppen müssen, möchte ich die Gelegenheit nutzen und mal „richtig“ kochen. Also brauche ich einen neuen Topf, in meinem 700ml Titantopf macht sich das nämlich sowohl aufgrund der Größe, viel mehr aber noch wegen dem Material nicht so gut. Titan leitet Wärme relativ schlecht, so dass es zwar super zum Wasser erhitzen ist, wenn man darin aber kochen will, brennt es eher an, als dass es vernünftig kocht.
Also hole ich mir im Outdoorladen einen großen (schweren) Edelstahltopf – und natürlich eine neue Gaskartusche, damit ich ordentlich feuern kann, denn meine aktuelle, die ich immerhin von Anfang an nutze, ist nun wirklich fast alle.
Dann schlage ich im Supermarkt zu, es wird Reis geben 🙂 dazu noch zwei 2-Liter-Flaschen Kakao als Frühstück und natürlich Mandarinen und ein bisschen frisches Gemüse. (Wie sich später herausstellen sollte, habe ich zu wenig eingekauft. Ich war so auf das Abendessen fixiert, dass ich nicht genug für Mittags eingeplant habe.) Für heute Abend kaufe ich Würstchen und Grillfleisch, da auf dem Campingplatz zwei große Gasgrills stehen.

das Essen ist zwar schwer, war aber zu wenig für fünfeinhalb Tage…
Ich besorge mir eine Bananenkiste, packe die schweren Sachen aber erstmal in den Rucksack und stelle mich dann schwer bepackt an den Straßenrand. Ich stehe noch keine fünf Minuten, da hält schon ein Auto an und nimmt mich mit bis zum Holiday Park – perfekt!
Der Rest des Tages geht dann wirklich für den Blog und faulenzen drauf, abends grille ich ein opulentes Mal und staune selbst, welch riesige Portion ich verdrücken kann.
Die nächsten beiden Tagen werden fast genauso entspannt, zumindest sind es nur 53 km bis zum Startpunkt der Kanutour in Whakahoro und ich habe theoretisch drei Tage Zeit. Ich trampe zurück nach National Park Village (dieses Mal nimmt mich jemand mit, der eigentlich woanders hin will, aber extra mehr als 30km Umweg (und dann wieder zurück!) fährt, um mich dort abzusetzen. Was trampen angeht ist Neuseeland echt zu empfehlen.) und laufe am ersten Tag 30 km, einfach weil es fast nur Straße bzw. ein gut zu laufender Fahrrad-Feldweg ist. Die Aussicht ist fantastisch, es geht im oberen Bereich eines Flusstales entlang und die frische grüne Vegetation und das Rauschen des Flusses tief unten sind einfach toll.
Abends finde ich ein Stück Wiese am Straßenrand für mein Zelt und am nächsten Tag bin ich um 13:00 Uhr auf dem Zeltplatz in Whakahoro. Die letzten 23 km waren nochmal anstrengend, weil es zum einen sehr warm war und zum anderen der Schotterweg blöd zu laufen. Viele große Steine und mittlerweile sind meine Sohlen so dermaßen platt gelaufen, dass ich jede scharfe Kante von den Steinen besonders gut spüre. Im Ballenbereich sind die Schuhe schon durchgelaufen. Vor einigen Tagen habe ich etwas Klebeband von innen dagegen geklebt, damit der Sand nicht mehr durchkommt, aber so richtig funktioniert das nicht. Aber noch diese 23 km, danach haben die Schuhe es geschafft, in Whanganui wartet ein frisches Paar auf mich – wird auch Zeit.
Von den anderen Hikern ist noch niemand da, also stelle ich mein Zelt auf und relaxe bzw. versuche trotz der Hitze ein Mittagsschläfchen zu halten, was nicht so richtig gelingt. Abends treffen dann Michi und Jo ein, die anderen müssten im Laufe des morgigen Tages kommen.
Und dann steht schon wieder ein Ruhetag an – so lässt es sich natürlich auch leben, ein Ruhetag, zwei Tage laufen, ein Ruhetag…wir können hier auch wirklich nicht viel machen, Handyempfang gibt es nicht und auch ansonsten ist hier nichts außer einem kleinen, schlecht sortierten Café.
Wir legen uns vormittags ans Wasser, gehen schwimmen, sonnen uns und den Nachmittag hängen wir in dem Café ab, das sich neben dem Campingplatz befindet. Es hat zwar leider nur ein sehr eingeschränktes Angebot und keinerlei Kuchen, aber innen ist es kühl und es gibt Steckdosen – das reicht, um ein begehrter Aufenthaltsort zu sein.

Während ich dort döse und darauf warte, dass meine Powerbank aufgeladen wird, treffen langsam die anderen Hiker ein. Sie haben sich alle Zeit gelassen und irgendwo einen Ruhetag eingelegt. Letztendlich wird unsere Kanutruppe 16 Leute umfassen!
Im Café tut sich auch etwas, es treffen ein paar Leute ein, die Musikboxen aufbauen und dann draußen an der Grillstelle alles vorbereiten – und ein Spanferkel aufbauen! Es stellt sich heraus, dass hier in diesem Café am Ende der Welt eine Silvesterparty stattfinden wird! Komplett mit Musik und argentinischem Barbecue. Das Essen kostet 20 Dollar und wir bekommen die letzten „Plätze“, danach ist es sozusagen ausgebucht. Insgesamt werden 80 Personen erwartet, die zum großen Teil mit einem Bus angefahren werden.
Das Essen soll es leider erst ab 19:30/20:00 Uhr geben…das ist für uns natürlich sehr spät, wir essen normalerweise früher und sind entsprechend hungrig.
Gegen 18:30 Uhr trifft der Bus mit den anderen Gästen ein, das Schwein brutzelt über dem Feuer, die Helfer schnippeln Salat, backen frisches Brot und es sieht alles sehr lecker aus…aber es geht noch nicht los. Ab 19:30 Uhr halten Joel (S) und ich mich auffällig nah bei dem Grill auf…wir sind so hungrig!!! Wann geht es endlich los!?!? Es ist jetzt richtig voll und wir bezweifeln, dass das Essen für alle reicht. Haben die Gastgeber berücksichtigt, dass sie 16 hungrige TA-Hiker dabei haben?!?! Wir essen deutlich mehr als ein Standardgast…
Wir haben uns im Inneren einen Tisch organisiert und nun pilgern wir immer zwischen dem Tisch und dem Grill hin und her, aber es geht einfach nicht los. Es ist schon nach 20 Uhr und ich bin sooooo hungrig…

Argentinisches Barbecue
Als ich schon nicht mehr daran geglaubt habe, dass wir in diesem Jahr noch etwas zu Essen bekommen, geht es doch endlich los. Joel und ich stehen so nah am Grill, dass er der erste ist und ich die zweite in der sich schnell bildenden Schlange bin…egal…wir haben auch den größten Hunger! Der Grillmeister zerlegt das Schwein und wir schnappen uns ein paar Stückchen Fleisch, dann wird der Teller mit den Salaten und dem gegrillten Gemüse voll gepackt und wir können endlich essen.

sehr lecker, aber zu wenig für 80 hungrige Leute
Der Kartoffelsalat ist fantastisch! Da ist jede Menge Knoblauch dran und er schmeckt einfach nur toll. Das gegrillte Gemüse ist leider nicht so toll, da es überwiegend nach Rauch schmeckt, es lag in der Asche und war außen ganz verkohlt. Das Fleisch ist auch nicht so der Hit, da die Stücke, die ich habe teilweise noch nicht durch oder sehr fettig sind.
Nach wenigen Minuten ist der Teller leer und ich will mich nochmal anstellen, das Schwein ist aber schon alle. Das wäre nicht so dramatisch, aber der Kartoffelsalat ist auch alle!! Und die anderen Salate so gut wie…ich schnappe mir noch schnell ein bisschen Krautsalat und Brot, bevor das auch alles alle ist und gehe wieder zurück. Satt bin ich ja geworden, aber ob das für alle Gäste gilt wage ich zu bezweifeln. Also doch zu wenig zu Essen! Auf jeden Fall zu wenig Beilagen, da es später noch verschiedenstes Fleisch gibt, Lamm, Schinken, Rindfleisch…das ist alles noch da, aber keine Beilagen mehr.
Den meisten ist das aber egal, da die Party am Laufen ist. Es wird ein sehr lustiger und feuchtfröhlicher Abend und wir gucken uns immer wieder ungläubig an und sind total überrascht, dass es hier am Ende der Welt, im Nichts, plötzlich so eine große Silvesterparty gibt. Michi hatte je eine Flasche Whisky und Cola gekauft und selbst ich trinke ein Glas mit…wir warten gespannt darauf, dass es Null Uhr wird und stoßen dann auf das Neue Jahr an…zwölf Stunden früher als in Deutschland 🙂
Kurz danach gehe ich aber in mein Zelt schlafen…so lange wach zu bleiben, bin ich momentan einfach nicht gewohnt und morgen/nachher beginnt unsere Kanutour…