Weihnachtsurlaub abseits des TA: Round the Mountain Track im Tongariro Nationalpark

25. – 27.12., 3 Tage, 60km

Christmas Day! Heute feiern die Kiwis Weihnachten, wobei die Feier auch nur aus einem opulenten Abendessen besteht, zu welchem es gebackenen Schinken oder Truthahn gibt. Ich rufe früh morgens bei meinen Eltern an, die zu dieser Zeit gerade den Heiligabend unterm Weihnachtsbaum verbringen und lese die zahlreichen Mails und Nachrichten, die sich in den letzten Tagen angesammelt haben. Die Weihnachtswünsche und das Telefonat tun gut…ich habe in den letzten Tagen doch ziemlich Heimweh gehabt…ich bin jetzt erst knapp zwei Monate unterwegs, aber die Gespräche und Kontakte zu meiner Familie und meinen Freunden fehlen mir total…und wenn ich dann daran denke, dass ich noch zehn weitere Monate ohne auskommen muss…das ist schon eine sehr lange Zeit und vorher habe ich dieses Thema durchaus unterschätzt. Ich lerne hier zwar auch jede Menge netter Leute kennen, aber das ist eben doch etwas anderes als eine richtige Freundschaft…von den Sprachbarrieren mal ganz abgesehen.

Dennoch steht heute natürlich wieder wandern auf dem Programm. Allerdings habe ich mir erlaubt, Weihnachtsurlaub einzureichen und drei Tage nicht auf dem Te Araroa zu wandern, sondern den Round the Mountain Track im Tongariro Nationalpark zu laufen. So richtig viel hatte ich gar nicht von ihm gehört, nur, dass er schön sein soll und so bin ich in den letzten Tagen etwas mehr gelaufen, um den Track jetzt noch vor der Bootstour einschieben zu können.

Mount Ruapehu

Es ist ein Rundweg mit 66km, der einmal um den noch aktiven Vulkan Mount Ruapehu herumführt – das war mir sofort symphatisch – um den Berg rumzulaufen und ihn von „unten“ zu bestaunen finde ich viel besser, als auf ihn raufzuklettern.
Unten ist dabei natürlich übertrieben, da es einen Großteil der Strecke über 1.000 Meter entlang geht – und man durchquert die einzige Wüste der Nordinsel.

Und was soll ich sagen – der Track ist einfach wunderbar, atemberaubend, fantastisch!!! So schön! Der erste Abschnitt geht noch locker im Tal los und man wandert durch eine Steppen-/Wiesenlandschaft, die mit Tussocksträuchern bewachsen ist. Diese Strecke ist auch Teil des Northern Circuit (Great Walk) und damit leicht zu gehen. 

Auf dem Weg kommt mir eine Handvoll Wanderer entgegen – kein Vergleich zu gestern! Die zweiten sind zwei Kinder, dir mir fröhlich Merry Christmas wünschen – ah ja, da war ja was! Kurz danach kommen die Eltern und ich schmettere ihnen ein fröhliches Merry Christmas entgegen, das sie freundlich erwidern. Das müssen Kiwis sein ganz klar, niemand anderes würde bei so einem sommerlichen Wetter an Weihnachten denken. Ich mache mir einen Spaß daraus, die nächsten Wanderer mit Merry Christmas zu grüßen, aber nur wenige finden das lustig…

Danach geht es dann einige Zeit in einem ausgetrockneten Flussbett entlang und man kann die Ohinepango-Quelle besichtigen – das ist mal eindrucksvoll! Unten aus dem Berg strömt auf einer Breite von mindestens 50 Metern kristallklares Wasser in einer unglaublichen Menge und Geschwindigkeit aus dem Berg…dort gibt es einen alten Lavatunnel, in dem sich jetzt das Wasser vom Berg sammelt und dann zutage tritt. Das Wasser ist super klar und das Ufer ist dicht bewachsen, aber die Geschwindigkeit der Strömung ist das Beeindruckendste.

Quellfluss Ohinepango

Und nach dem Flussbett kommt die Wüste. Die Rangipo-Wüste liegt auf der Ostseite des Mount Ruapehu und damit im Regenschatten des Berges. Es wachsen zwar ein paar Sträucher und Blumen, aber ansonsten gibt es hier nur Steine, Geröll und Sand. Wobei es keine Sandwüste ist, sondern wirklich eher ein riesiges Geröllfeld. Das läuft sich zwar nicht super, zumal es auch immer wieder hoch und runter geht, aber diese Aussichten! Atemberaubend…die anderen TA-Hiker freuen sich alle auf die Südinsel und finden die Nordinsel mit den vielen Wäldern, Weiden und Straßen total langweilig – jetzt verstehe ich sie! Ich war ja vorher noch nicht im Hochgebirge wandern und hatte deswegen eher ein bisschen Bammel vor der Südinsel mit den Alpen und den alpinen Wanderwegen. Wenn ich hier schon bei einem Anstieg im Wald versage, wie soll das dann an einem 1.500er Berg werden?!? 

Aber das Wandern in den Bergen ist ganz anders als im Wald. Die Anstiege sind zwar auch steil, aber durch den steinigen Untergrund kommt man gut voran und die Anstrengung hält sich im machbaren Bereich – hinzu kommt, dass die Anstiege hier oft in Serpentinen den Hang hinaufführen und nicht wie beim TA einfach schnurgerade hoch. Ich bin wirklich begeistert und überwältigt von diesem schönen Weg…ein besseres Geschenk hätte ich mir nicht machen können.

Rangipo Hut

Den Weihnachtsabend verbringe ich gemeinsam mit Flo, einem Franzosen, in der Rangipo-Hütte auf gut 1.500 Metern. Er macht sich daran das Feuerholz, welches vor einigen Tagen per Hubschrauber hier angeliefert wurde, aufzuschichten. Ich frage ihn, ob er heizen will. Er guckt mich überrascht an und meint, natürlich heizt er, ob ich schon mal in den Bergen übernachtet habe?!? Ich muss das verneinen und er kümmert sich weiter um das Holz, kurz darauf brennt ein gemütliches Feuer und im Laufe des Abends bin ich ihm sehr dankbar dafür, es wird nämlich wirklich kalt hier oben.

Weihnachtsfeuer

Heute muss es natürlich ein Festessen geben und das habe ich auch mit!

Weihnachtsessen

Seit Auckland trage ich die beiden Tüten mit und habe sie extra für diesen Abend aufgehoben 🙂 sie sind das Geschenk einer guten Freundin und das Warten hat sich gelohnt. Der Cashewreis schmeckt super und ist eine schöne Abwechslung zu den Linsen, die ich sonst esse und die Mousse au Chocolat ist einfach traumhaft! Kann ich nur jedem empfehlen, der was leckeres Süßes für unterwegs sucht! Da sind richtige Schokostückchen drin 🙂

Geröll so weit das Auge sieht

Ich laufe noch zwei weitere Tage auf diesem wunderschönen Rundweg. Nach der Wüste kommen wieder Wald und Tussockwiesen, der Surprise Lake und andere wunderschöne Gegenden. Wenn es doch mal schlammig werden könnte, gibt es Stege und Treppen. Am Ende des zweiten Tages kommt nochmal eine Herausforderung, als es diesen Steinabhang hinunter geht.

Hier gings runter…

Ich brauche ziemlich lange, aber irgendwann ist es geschafft…ganz schön steile Angelegenheit gewesen.

Am dritten Tag treffe ich nachmittags wieder auf den TA, womit der Weihnachtsurlaub beendet ist. Warum der Round the Mountain Track nicht Teil des TA ist, verstehe ich nicht. Er könnte problemlos in die Route integriert werden und wäre einer der Höhepunkte auf der Nordinsel…wie auch immer, ich bin sehr froh, dass ich ihn gelaufen bin und würde ihn jedem Neuseelandurlauber empfehlen.

Ich bin gerade zwanzig Meter auf dem TA unterwegs, da begrüßt er mich auf seine unwiderstehlich charmante Art – es macht Schlurpp und mein rechtes Bein versinkt bis zum Knie in einem Schlammloch…ich habe Dich auch vermisst, mein geliebter TA…

An dem Tag laufe ich noch bis zum National Park Village, womit ich den Tongariro Nationalpark verlasse und trampe von dort zurück nach Taumarunui. Dass das 46km sind war mir gar nicht so bewusst, aber in Neuseeland ist trampen (bzw. hitchen, wie es hier heißt) wirklich einfach und ich bin bald wieder auf dem Campingplatz, wo ich vor sieben Tagen schon einmal war. Da ich jetzt doch relativ schnell war, kann ich mir einen Ruhetag gönnen, bevor ich mich wieder auf den Weg in Richtung Whanganui River mache.

Hinterlasse einen Kommentar